Mit Mika Vermeulen verfügt Österreich im Langlauf neben der langjährigen Frontfrau Teresa Stadlober plötzlich über einen zweiten Hoffnungsträger, wenn es um Spitzenplätze geht.
Der Steirer zählt nach zwei überraschenden Top-Ten-Plätzen und weiteren guten Auftritten zu den Aufsteigern der noch jungen Weltcupsaison. Nach einem Höhentrainingslager in Livigno über Weihnachten möchte der 24-Jährige ab Samstag auch bei der Tour de Ski für Furore sorgen.
"Ich will ein Topergebnis. Ich gebe Vollgas ab dem ersten Meter und hoffe, dass was Schönes rauskommt", sagte Vermeulen zur APA - Austria Presse Agentur und ergänzte: "Die Top Ten, das ist schon das Ziel. Ich bin gut drauf, hatte keine Ausreißer, ich war konstant gut. Wieso sollte ich bei der Tour aufhören?"
Vermeulen hat das Podium im Blick
Besonders viel rechnet er sich am Schlusstag im Bergrennen zur Alpe Cermis aus. "Wenn alles mitspielt, kann ich da schon auf das Podium laufen". Diesem ist Vermeulen vor einigen Wochen in Ruka als Vierter über 20 km sensationellerweise schon sehr nahe gekommen. Davor war der Ramsauer noch nie besser als 20. gewesen.
Seine Steigerung führt er auf eine ideale Vorbereitung ohne Krankheitspausen, gesteigerte Trainingsumfänge und -intensitäten sowie noch größere Hingabe zurück. "Die Herangehensweise ist schon anders, weil ich mich gefragt habe: Bleibst du Statist oder wirst du ein super Langläufer?"
Er hat sich für Zweiteres entschieden. "Dafür musste ich alles hineinhauen. Es steckt ein Aufbau und Plan dahinter. Jetzt weiß ich, das ist die klare Linie."
Auch die mentale Komponente spiele ein wichtige Rolle. "Der Köper ist weniger der limitierende Faktor als der Kopf", so Vermeulen. Das Vorbereitungsarbeit in seiner Wahlheimat Norwegen und in mehreren Trainingslagern hauptsächlich mit den Briten um Andrew Musgrave macht sich offenbar bezahlt. "Der Körper reagiert gut. Mein Standardniveau ist jetzt echt hoch, aber natürlich wird es auch schlechte Tage geben."
Stadlober im erweiterten Favoritenkreis
Bei seiner erst zweiten Tour erwarten Vermeulen bis 7. Jänner sieben Etappen an den Schauplätzen Toblach, Davos und Val di Fiemme. Neben den von ihm und auch Stadlober wenig gemochten Sprints zum Auftakt und in Davos sind innerhalb von neun Tagen jeweils drei Distanzrennen im Skating und der klassischen Technik zu laufen.
Das dreiteilige Finale steigt wie gewohnt im Val di Fiemme. Der Sieg wird mit Sicherheit über die im Saisonverlauf dominanten Norweger um Titelverteidiger Johannes Hösflot Kläbo führen.
Offener ist die Ausgangslage bezüglich der siegreichen Nation bei den Frauen. Das Favoritinnenfeld wird von Jessie Diggins (USA), Ebba Andersson (SWE) und Heidi Weng (NOR) angeführt. Aber auch Stadlober sollten weit vorne mitmischen können.
Der Olympia-Dritten gelang vor Weihnachten in Trondheim als Vierter des Skiathlons der erhoffte Befreiungsschlag. "Ich bin generell mit dem Einstieg schon zufrieden, es war besser als in den letzten zwei Jahren, Vierte im Dezember war ich schon lange nicht mehr", so Stadlober.
Tour de Ski eine "brutale Geschichte"
Auf das Tour-Podest zu schielen sei aber vermessen. "Mit den zwei Sprints ist das schwierig, da verliere ich mit dem Bonus einfach zu viel. Ich werde den Fokus auf Einzeletappen legen." Eine davon ist auch für sie das finale Bergrennen, das Stadlobers Stärken besonders entgegenkommt.
Die 30-Jährige steht vor ihrer bereits elften Tour, sechsmal hat sie es unter die besten zehn geschafft, das ist auch diesmal das erklärte Ziel. Ihr bestes Resultat war Rang fünf 2018.
Trotz der Strapazen samt Reisestress reist die Radstädterin immer wieder gerne zur Tour. "Es ist eine brutale Geschichte. Man muss auch vom Kopf her bereit sein. Ich habe mich immer aufs Neue motivieren können, und freue mich immer auf die Tour, es ist etwas Spezielles für uns." Anders als Vermeulen spulte sie die Vorbereitung in der Heimat ab. "Daheim zu trainieren, das gibt mir schon sehr viel."