Die ersten Kombinierer-Bewerbe bei der Nordischen Ski-WM in Planica hätten für Johannes Lamparter nicht turbulenter verlaufen können.
In der Einzel-Konkurrenz von der Normalschanze zeigte der Tiroler, wie auch schon in den Trainings zuvor, eher durchwachsene Sprünge. Nach Rang 17 und über eineinhalb Minuten Rückstand wollte er in der Loipe eine Aufholjagd starten, mehr als Platz elf war für den 21-Jährigen jedoch nicht möglich.
Schnell wollte der Gesamtweltcup-Leader den Wettkampf hinter sich lassen, seinen Fokus auf den Mixed legen - wenig später erfuhr er allerdings von der überraschenden Nicht-Nominierung. Stattdessen sollten Bronze-Gewinner Franz-Josef Rehrl und Stefan Rettenegger, im Einzel knapp vor Lamparter, gemeinsam mit Lisa Hirner und Annalena Slamik an den Start gehen.
ÖSV-Sprungcoach Christoph Bieler erklärt die ursprüngliche Entscheidung: "Johannes hat daneben noch ein Ziel, das für einen Sportler vielleicht über eine Weltmeisterschaft einzustufen ist", bezieht er sich auf den Gewinn des Gesamtweltcups. "Aus dem Aspekt heraus, hat man mit ihm geredet."
Aus dem Tiefschlaf gerissen
Doch Rehrl fasste über Nacht einen grippalen Infekt aus, an einen Einsatz des Steirers war auch im Hinblick auf die Großschanzen-Bewerbe nicht zu denken. Sein Ersatzmann: Johannes Lamparter. "Ich bin um 6:40 aus dem Schlaf gerissen worden", erzählt der siebenfache Saisonsieger und gewährt einen Einblick in seine Gefühlswelt.
"Ich war gestern echt fertig und emotional etwas berührt. Ich bin schon ein bisschen enttäuscht gewesen, ganz klar. Natürlich hat es mir ein bisschen wehgetan, dass ich nicht am Start gewesen wäre", so Lamparter.
Doch es kam eben anders. Anstatt auszuschlafen und die Akkus für die kommende Woche aufzuladen, herrschte erst einmal Stress. Das Material musste zusammengepackt werden, dann auch noch die über Nacht gekommenen Schneemassen beseitigt werden, ehe der Weg nach Planica angetreten werden konnte.
Dort angekommen machten die Wetterbedingungen dem Springen vorerst einen Strich durch die Rechnung, just vor Lamparter kamen Alessandro Pittin (ITA) und Akito Watabe (JPN) zu Sturz. Der Bewerb wurde daraufhin abgebrochen und um zwei Stunden verschoben.
Lamparter wollte es sich selbst beweisen
Im zweiten Versuch klappte es dann und das Kombinierer-Ass schloss mit der Normalschanze doch noch seinen Frieden. Mit 99 Metern kratzte er knapp am 100er und erwischte seinen besten Sprung auf der "Bloudkova velikanka".
Im Langlauf-Rennen waren die Positionen dann schnell bezogen. Das von Rang vier gestartete ÖSV-Team holte Japan schnell ein, Deutschland und Norwegen waren außer Reichweite. Somit stand am Ende der dritte Platz und die Bronzemedaille zu Buche.
"Gemeinsam mit so einem jungen Team jetzt die Bronzemedaille machen, ich freue mich. Gestern war nicht mein Tag, heute habe ich es besser machen können", freut sich Lamparter. Der seinen Teil auf der Loipe aggressiv anlegte, keine Körner sparte und die Lücke zu Julian Schmid schließen wollte.
"Ich wollte mir beweisen, dass das gestern nicht ich war, und ich das schon zügig angehen wollte. Ich habe nicht ganz geschafft, die Lücke zu schließen. Aber nichtsdestotrotz, Bronze ist nach der Geschichte für mich eine Riesengenugtuung", ist der 21-Jährige mit seiner Performance und der gewonnen Medaille hochzufrieden.
Vorfreude auf die Großschanze
Dadurch steigt das Selbstvertrauen freilich wieder an. "Einfach zu wissen, dass ich es drauf habe, ist für mich richtig gut", sagt Lamparter.
Sprungcoach Bieler ergänzt: "Das jetzt nimmt ein bisschen einen Druck. Nach der Dominanz (im Weltcup, Anm.) ist es ein Befreiungsschlag, dass er sagt, er hat jetzt etwas bei der WM stehen."
Die Großschanze, "wo ich mich wohl fühle", kann Lamparter kaum noch erwarten. Deswegen soll im ÖSV-Quartier auch nicht viel gefeiert werden.