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Gruber: "Ich blende die Titelverteidigung aus"

Bernhard Gruber über Titelverteidigung, Erkrankungen, sein Alter und die Deutschen:

Gruber:

Kombinierer Bernhard Gruber ist Österreichs einziger Titelverteidiger bei der Nordischen WM in Lahti.

"Natürlich ist es schön, wenn man als Titelverteidiger anreist, aber nichtsdestotrotz blende ich es ein bisserl aus, weil ich mich einfach auf die Wettkämpfe konzentrieren möchte und gute Leistungen zeigen möchte", sagt der Gasteiner.

Nach einer durchwachsenen Saison mit vielen Erkrankungen stimmt der Formaufbau, zeigt Gruber in Lahti im Training auf der Normalschanze gute Leistungen.

Im Interview spricht der Großschanzen-Weltmeister von Falun 2015 über die widrigen Bedingungen in Lahti, seine ungewöhnlich vielen Erkrankungen in dieser Saison, Erwartungen und auch über die deutsche Konkurrenz.

Frage: Wenn man aus dem Fenster schaut, könnte es mit einer "Berni-Bombe" (so nennt Gruber gelungene Sprünge, Anm.) schwierig werden, oder?

Bernhard Gruber: Nein, das würde ich nicht sagen, das passt uns, dieses Wetter. Wenn es viel windet und je schwieriger die Verhältnisse sind, desto wohler fühlen wir uns auf der Schanze, wir Österreicher.

Frage: Sie sind hier der einzige Titelverteidiger aus Österreich. Fühlt sich das irgendwie besonders an oder hat man weniger Druck?

Gruber: Nein. Es sind zwei Jahre vergangen, in denen das Niveau höher geworden ist und es ist sicherlich schwieriger geworden. Es ist schön, dass wieder eine WM bevorsteht. Alle freuen sich, ich mich auch ganz besonders. Natürlich ist es schön, wenn man als Titelverteidiger anreist, aber nichtsdestotrotz blende ich es ein bisserl aus, weil ich mich einfach auf die Wettkämpfe konzentrieren möchte und gute Leistungen zeigen möchte.

Frage: Sie sind Großschanzen-Weltmeister 2015 und haben hier im Training auf der Normalschanze auch schon sehr gute Leistungen gezeigt.

Gruber: Auf der Schanze hat es schon einmal recht gut geklappt. Genau diese Trainingsleistung möchte ich im Wettkampf rüberbringen. Es war jetzt nur das Training. Ich muss bei mir bleiben, dann hoffe ich, dass ich locker vom Hocker springe.

Frage: Die Weltcupsaison war sicher nicht nach Wunsch, zuletzt waren Sie in Seefeld Dritter. Wie würden Sie ihre Form einstufen?

Gruber: Pyeongchang und Sapporo habe ich krankheitsbedingt auslassen müssen, weil ich von Seefeld die Verkühlung noch mitgezogen habe. Das hätte keinen Sinn gemacht. Ich habe mich wieder erholt zu Hause und super trainieren können. Beim Vorbereitungskurs in Oberstdorf habe ich mir meinen Feinschliff geholt, der Formaufbau scheint ganz gut gemacht zu sein.

Frage: Sie hatten mit ungewöhnlich vielen Erkrankungen zu kämpfen und vermeiden deshalb auch den Handschlag zur Begrüßung.

Gruber: In Lahti (Anfang Jänner, Anm.) war ich krank, das war eine Katastrophe, dann in Chaux-Neuve war ich kaum wieder gesund worden, und ich habe schon wieder die nächste Verkühlung ausgefasst. In Seefeld bin ich drei Tage mit Verkühlung gelaufen. Es war auf Messers Schneide und darum musste ich mir Zeit geben.

Frage: Fühlen Sie sich schon ein bisschen alt, wenn sie auf ihre drei Teamkollegen für den ersten Bewerb schauen?

Gruber (lacht): Nein, bei uns läuft der Schmäh, der kommt nie zu kurz und das hält mich dann auch jung. Das bringt frischen Wind rein, das taugt mir auch und nimmt ein bisserl Druck. Unser Teamspirit in der gesamten Mannschaft ist sowieso sensationell, eine perfekte Mischung zwischen Alt und Jung.

Frage: Ist die Überlegenheit der Deutschen mit Ausnahmetalenten begründbar oder steckt da ein System dahinter?

Gruber: Das sind definitiv alles Talente und so sukzessive herangeführt worden. Bei denen passt eigentlich alles. Die sind auf der Schanze super aufgestellt, die sind bärenstark in der Loipe. Was noch dazukommt, die sind alle klein und relativ leicht. Wir sind auch gut unterwegs mit dem Gewicht, sind alle sehr leicht, sonst würden wir nicht so weit fliegen auf der Schanze.

Frage: Was muss passieren, dass Sie am 4. März zufrieden abreisen?

Gruber: Wenn ich sagen kann, ich habe meine Trainingsleistung absolut in den Wettkampf umsetzen können. Natürlich reist man zu einer WM, dass man um Medaillen kämpft, aber das ist eben kein Wunschkonzert.

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