Nordische Ski WM 2025
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Außenseiter Kraft will "befreit zuschlagen"

Der Salzburger ist diesmal nicht einer der Topfavoriten - die neue Konstellation soll sich als Erfolgsfaktor erweisen.

Außenseiter Kraft will Foto: © GEPA

Anders als in der Vergangenheit trägt die WM-Favoritenbürde im ÖSV-Skispringerteam in Trondheim nicht alleine Stefan Kraft.

Der dreimalige Einzelweltmeister ist hinter Daniel Tschofenig und Jan Hörl die nominelle Nummer drei, aber genau von dieser neuen Position aus will der Salzburger angreifen und gleich am Sonntag im Normalschanzenbewerb eine weitere WM-Medaille einheimsen.

"Es ist neu für mich, dass zwei andere mehr im Fokus stehen. Das passt schon so, sie haben es sich verdient. Sie sind auch die großen Favoriten mit Johann Andre Forfang, die es da zu schlagen gibt."

Die neue Konstellation soll sich für den Doppelweltmeister von 2017 als Vorteil erweisen. "Es ist die erste WM, wo nicht alles an mir hängt, das ist fein. Ich glaube schon, dass es leichter für mich ist. Es ist anders, aber ich weiß, ich bin guter Außenseiter, vielleicht ist das genau das Richtige, um befreit zuschlagen zu können."

Form nicht bombastisch, aber das Kribbeln soll helfen

Kraft war sehr stark in die WM-Saison gestartet, nach dem für ihn mit Platz drei hinter Tschofenig und Hörl bitter verlaufenen Vierschanzen-Tourneefinale schaffte er im Weltcup aber keinen Podestplatz mehr. Die letzten Trainings verleihen aber Zuversicht. "Die Form ist besser geworden, es war noch nicht bombastisch stabil, aber es braucht eh nur zwei gute Sprünge", scherzte der Pongauer.

Trotz seiner reichlichen Erfahrung sorgt eine WM bei Kraft immer noch für große Anspannung.

"Ich bin schon nervös, aber ich weiß auch, dass mir dieses letzte Kribbeln guttut. Bei einem Highlight ist es doch etwas anderes, da ist noch einmal mehr Druck dahinter. Aber auf das Gefühl freue ich mich, damit kann ich sehr gut umgehen, und ich weiß, was damit möglich ist."

Kraft immer noch "sehr hungrig"

Auch mit 31 Jahren und nach zahlreichen Erfolgen wie 13 WM-Medaillen ist sein Ehrgeiz ungebrochen. "Ich bin sehr, sehr hungrig und fokussiert." Die nicht perfekten Vorleistungen sollen kein Hindernis sein.

"In Lahti 2017 hat es davor auch noch nicht perfekt funktioniert, da habe ich schon viel Erfahrung gesammelt. Man weiß, an welchen Schrauben man drehen muss. Das hilft sehr."

Und auch sein Ehrgeiz und Siegeswille sind ungebrochen. "Ich bin schwer motiviert, man will dieses Gefühl immer wieder haben. Vor Tausenden Leuten auf so einem Platz eine WM-Medaille überreicht zu bekommen, das ist Gänsehaut pur. Das willst du immer wieder erleben, da ist es egal, was du schon erreicht hast."

Gute Vorzeichen für Kleinschanze

Im Idealfall soll sich das Hochgefühl bereits am Sonntag wieder einstellen. Vom kleinen Bakken hat Kraft bereits Triumphe wie Gold 2017, aber auch große Enttäuschungen wie "Blech" 2023 in Planica als heißer Sieganwärter erlebt. Vergleiche im Weltcup auf der kleinen Schanze fehlen wie gewohnt vor der WM.

"Ich bin seit Oktober nicht mehr auf der 90er gesprungen, aber ich bin sehr optimistisch, dass es auch auf der Kleinen sehr gut rennen kann. Ich habe viel Druck am Ski, komme höher raus, das sind gute Zeichen."

Lieber ist dem Weltrekordler aber das Fliegen. "Natürlich macht es auf der Großen und der Flugschanze viel mehr Spaß."

Kraft will Kläbo sehen

Nach wie vor viel Vergnügen bereitet Kraft das Zusammensein mit den Teamkollegen, allen voran mit seinem langjährigen Freund Michael Hayböck. Gemeinsame Aktivitäten abseits der Schanzen sollen vom WM-Trubel ablenken.

"Ich bin immer noch sehr verspielt mit den Kollegen, wir werden mit Fußball-Tennis und Tennis die Ablenkung suchen."

Auch dem einen oder anderen Langlauf-Bewerb will Kraft im Stadion beiwohnen, wie am Samstag dem Männer-Skiathlon.

"Das möchte ich schon aufsaugen, das Feeling im Langlaufstadion, wenn Kläbo wieder läuft, das werde ich mir schon geben. Ich werde mir den Michi schnappen und das anschauen."


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