Die im Weltcup tonangebenden ÖSV-Skispringer haben die WM am Sonntag in den frühen Morgenstunden ohne Gold, aber mit Medaillen verlassen.
"Wir fahren positiv heim. Aber für den einen oder anderen ist es sicher ein bissl enttäuschend gewesen. Es war sehr durchwachsen. Ich bin froh, dass wir jetzt weg sind, weil die Schanze war echt schwierig zu springen", sagte ÖSV-Cheftrainer Andreas Widhölzl. Von seinem Toptrio erfüllte nur Jan Hörl mit Silber und Bronze die Erwartungen.
Der achtfache Saisonsieger Daniel Tschofenig fiel hingegen ausgerechnet bei der WM in ein Formtief, auch der dreimalige Weltmeister Stefan Kraft kam nicht an seine Topform vergangener Jahre heran. "Ich brauche nicht großartig angefressen sein, weil ich gewusst habe, irgendwann wird der Moment kommen, wo es nicht mehr läuft für ein Wochenende oder so. Geil ist es nicht, weinen bringt mir aber auch nichts", sagte Tschofenig.
Weil er nie in Schwung gekommen sei, halte sich die Enttäuschung in Grenzen. "Ich bin halbwegs locker, es gibt nicht so viel Ärger, weil ich gewusst habe, es wird nicht leicht sein." Leider hätten sich kleine Fehler eingeschlichen, "aber ich kann meine Sachen relativ schnell wieder zusammenbekommen."
Tschofenig trotz Pleite nicht niedergeschlagen
Tschofenig ist zuversichtlich, dass er seine derzeit mit 183 Punkten noch deutliche Führung im Gesamtweltcup auf Hörl bis zum Schluss verteidigen kann. "Lieber die WM mit einem Lächeln nehmen und mit einem blauen Auge heimfahren und sagen, Gott sei Dank hat mir Jan keine Punkte abgenommen. Es wird eine Battle und sehr spannend. Er ist echt gut in Form, aber ein bisschen Puffer habe ich ja noch", so Tschofenig, der die Kristallkugel höher bewertet. "Für mich ist der Weltcup etwas Größeres und zählt mehr als eine WM mit zwei Springen."
Kraft, der wie Tschofenig mit einer Team-Silbernen und zusätzlich mit Mixed-Bronze den Heimflug antrat, war ebenfalls nicht sehr geknickt. "Die Bilanz insgesamt ist sehr okay. Mit zwei Medaillen ist es cool und erfolgreich, aber ein bisschen Ratlosigkeit nach der Großschanze ist schon noch da", sagte Kraft und betonte.
"Als Skisprung-Österreich sind wir mit vier Medaillen in vier Bewerben sehr happy." Das wie 2023 verpasste Gold schmerze, aber nicht sehr. "Zu 99 Prozent können wir sehr happy sein, ein Prozent tut natürlich weh, weil unser großer Traum nicht funktioniert hat. Aber das wird uns mehr zusammenschweißen. Es kommen noch Chancen."
Hörl überzeugte auf ganzer Linie
Hörl durfte rundum glücklich sein. "Es war eine Mega-WM für mich mit vier Medaillen in vier Wettkämpfen. Es freut mich sehr, dass ich zu den guten Sprüngen mit Vertrauen und Herz zurückgefunden habe", sagte Hörl, nachdem er auf der Großschanze durch die Disqualifikation des Norwegers Marius Lindvik von Bronze auf Silber aufgerückt war. "Ich habe mich nicht ablenken lassen und es ist gut ausgegangen."
Von Chefcoach Widhölzl gab es viel Lob für den zweifachen Einzelmedaillengewinner, der auf der Normalschanze Dritter geworden war. "Richtig cool, er ist extrem stabil geblieben", sagte Widhölzl. Er habe eigentlich schon erwartet, dass es für sein Team bei der WM eng wird.
"Daher bin ich überglücklich, dass wir vier Medaillen gemacht haben. In Planica (2023) haben wir mit Ach und Krach eine im Teambewerb zusammengekriegt. Deshalb bin ich sehr zufrieden." Der Tiroler hofft, dass seine Truppe im Weltcup wieder mehr zeigen kann. "Wir haben noch was vor. Wir sind eins, zwei, drei im Gesamtweltcup. Tschofe und die anderen werden sich jetzt 'batteln' bis zum Schluss."