Es ist ein Deja-vu.
Ausgerechnet bei der Heim-WM in Seefeld wird der österreichische Langlauf-Sport wieder von einem Doping-Skandal heimgesucht.
"Es tut sehr weh", sagt ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel im ORF. "Diese Dopinggeschichte wiegt schwer. Vor allem, wenn man weiß, dass es die Vorgeschichte mit Dürr und Turin gegeben hat."
Damit spielt Schröcksnadel auf die Doping-Razzien bei den Olympischen Spielen 2006 in Turin und den Skandal um Johannes Dürr bei Olympia 2014 in Sotschi an (Dopingfälle im österreichischen Sport).
Nach der folgenschweren Turin-Razzia hatte Schröcksnadel die Absonderung des Langlaufs aus dem ÖSV erwogen, die Idee wurde damals aber nicht umgesetzt. Nun wünscht sich der ÖSV-Boss erneut, dass der Langlauf-Spitzensport aus dem Verband verschwindet.
"Ich will den Langlauf nicht mehr im Verband", sagt Schröcksnadel. "Ich glaube nicht an sauberen Langlauf."
Schröcksnadel: Kein Geld mehr für Langlauf
Zwar sei die Verbannung der Langlauf-Sparte aus dem ÖSV unwahrscheinlich, dennoch werde es scharfe Konsequenzen geben. "Ich werde mich sicher nicht mehr dafür starkmachen, dass für den Spitzensport im Langlauf in Österreich Geld ausgegeben wird. Ich habe keine Lust, jedes Mal Angst haben zu müssen, dass jemand aus dem Bereich etwas tut, für das ich dann geradestehen muss", poltert der ÖSV-Langzeitchef
Zudem kündigt Schröcksnadel personelle Konsequenzen an. "Nach der Saison wird der Langlauf neu aufgestellt, ich will diese Leute alle nicht mehr in dieser Form."
Es gebe zwar keine Hinweise auf eine Doping-Beteiligung von ÖSV-Betreuern, dennoch wurde das Ende von Markus Gandler als Sportlicher Leiter für Langlauf und Biathlon noch am Mittwoch besiegelt (Alle Infos).
"Schade, dass wir als Skiverband betroffen sind, wir sind aber keine Täter", sagt Schröcksnadel. Das ÖSV-Langlaufbetreuerteam müsse sich aber schon die Frage stellen, ob gut genug aufgepasst worden sei.
Das Ertappen von Einzeltätern sei aber auch schwierig, ergänzt er und vergleicht die Situation mit dem rechtzeitigen Erkennen von Drogen nehmenden Kindern. "Es geht nicht. Wie verhindern sie es, wenn ein Kind Drogen nimmt. Das wächst im Geheimen. Die Eltern erfahren es als Letzte."
Baldauf und Hauke "Trottln"
"Soviel Dummheit wie diese zwei Burschen darfst du gar nicht haben, das gehört per Gesetz verboten."
Die mutmaßlichen Betrüger Dominik Baldauf und Max Hauke bezeichnet er als "Trottln", die gedankenlos großen Schaden anrichten würden. "Soviel Dummheit wie diese zwei Burschen darfst du gar nicht haben, das gehört per Gesetz verboten. Zwei solche Trottln, die so etwas machen. Ich habe keine Worte, die lügen alle an, was sind das für Menschen."
Für 20. Plätze zu betrügen, sei völlig unverständlich. "Medaillen gewinnen sie eh keine, die laufen um den 20. Platz herum. Sie richten einen riesigen Schaden an, bei einer WM, die wir für viel Geld ausrichten. Ich verurteile das total, weil die Mannschaftskollegen in den Schmutz gezogen werden."
Schröcksnadel-Vorwurf an Dürr
Gleiches war auch 2014 nach dem Skandal um Johannes Dürr zu hören, der dem Image des Langlaufsports in Österreich geschadet hat. Schröcksnadel sieht Dürr im aktuellen Fall erneut in einer entscheidenden Rolle. Die Aussagen des Göstlingers in einer ARD-Dokumentation waren laut Staatsanwaltschaft Auslöser für die Doping-Ermittlungen und die Razzien.
"Wir haben bei Dürr damals null Toleranz gezeigt und gesagt, er darf nicht mehr starten. Vielleicht hat das auch das ganze hier ins Rollen gebracht", sagt Schröcksnadel. Er wirft Dürr vor, nach dessen Auffliegen 2014 zu spät mit Informationen über Blutdoping herausgerückt zu sein.
"Wenn Dürr nach 2014 schon ausgesagt hätte, dann wären wir heute nicht da."
Der Vorwurf, dass man im ÖSV etwas mitbekommen hätte müssen und sich hinter der Einzeltäter-Theorie verstecke, sei laut Schröcksnadel ungerechtfertigt. Der ÖSV-Chef verweist darauf, dass das Dopingnetzwerk international sei. "Es werden sicher auch größere Länder mit dabei sein. Wenn es ein Drogenring ist, kann man nicht den ÖSV schuldig sprechen."
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