Der Doping-Skandal rund um die ÖSV-Langläufer Max Hauke und Dominik Baldauf bei der Nordischen WM in Seefeld ist für Peter Schröcksnadel ein Grund, seinen angekündigten Abschied als ÖSV-Präsident nochmals aufzuschieben.
"Wenn so etwas auftritt, kann ich es nicht lassen. Da muss man aufräumen. Meine Gegner wollen wahrscheinlich, dass ich aufhöre, aber in so einer Situation hört man nicht auf. Ich übergebe keinen Verband, wo Unstimmigkeiten sind. Das wird zuerst bereinigt. Aufhören wollte ich sowieso, aber jetzt kann es passieren, dass ich noch länger bleiben muss", sagt Schröcksnadel.
Er schaue sich nun auch gar nicht nach einem Nachfolger um. "Jetzt wird das bereinigt und dann reden wir weiter. Denn in dieser Situation will das eh keiner machen." Die nächste Neuwahl steht im Frühjahr 2020 auf dem Programm.
Doping-Skandal "nur am Rande eine ÖSV-Geschichte"
Der Dopingfall der zwei ÖSV-Langläufer war der Tiefpunkt der 52. Titelkämpfe in Seefeld und unterbrach jäh die Idylle. Schröcksnadels Meinung dazu: "Die Geschichte ist nur am Rande eine ÖSV-Geschichte. Es betrifft keinen ÖSV-Trainer und keinen ÖSV-Funktionär, das ist von der Polizei bestätigt worden. Es betrifft Athleten, das ist keine Frage. Aber das System ist nicht von uns. Das System wurde aus Deutschland geliefert und darum muss ich ablehnen, dass jemand eine Schuld trägt. Gegen Kriminelle kann man nichts machen. Es ist bestätigt, dass die Trainer nichts gewusst haben, denn die wären ja verhaftet worden."
Schröcksnadel glaubt nicht, dass in diesem Fall in seinem Verband noch etwas nachkommt. "Ich gehe zum derzeitigen Zeitpunkt überhaupt nicht davon aus, denn die hätten sie ja gleich mitverhaftet. Wenn was ist, dann ist das in einem Zug." Er sei froh, dass es in Österreich Gesetze gebe, in solchen Fällen radikal durchgreifen und überwachen zu können. "Als Verband hast du keine Chance. Da kann man niemandem einen Vorwurf machen und den lassen wir auch nicht gelten. Wir haben uns Gott sei Dank durch diese Geschichte die WM nicht verderben lassen."
Langlauf-Sparte wird nicht eliminiert
Mit einigen Tagen Abstand sah der Unternehmer die Zukunft der Langlaufsparte nicht mehr so streng wie unmittelbar nach den Dopingfällen. Konsequenzen wird es dennoch geben. "Wenn man seit 20 Jahren sehr viel Geld in den Langlauf investiert und dann kommt nichts raus, muss ich sagen, da läuft etwas falsch. Wir werden den Langlaufsport nicht eliminieren, aber wir fördern bis zu einem gewissen Alter", kündigt Schröcksnadel an. Dann werde man prüfen, ob einzelne Athleten weiter "entwickelbar" seien. "Und dann stellt man für diese Gruppe entsprechende Infrastruktur zur Verfügung."
Aushängeschild Teresa Stadlober brauche sich keine Sorgen zu machen. "Was ich nicht will, sind zehn Trainer mit 20 Athleten, die alle nichts weiterbringen. Das ist eine ganz klare Linie. Wenn Athleten Potenzial haben, kann man die individuell fördern. Das machen wir ja bei anderen Athleten auch, bei der Anna (Veith, Anm.) oder bei Hirscher."
Schröcksnadel kontert "Saustall"-Vorwurf
Einen Nachfolger für den Sportlichen Leiter Markus Gandler, der abtreten muss und auch nicht mehr bei der kommenden Biathlon-WM dabeisein wird, habe er noch nicht im Auge, sagt der Verbandschef und wiederholt: "Was ich sicher nicht will, ist, dass ich mich für eine Sportart ständig hinstellen muss und mich rechtfertigen, obwohl wir viel Geld investieren. Das sehe ich nicht ein."
Gar nicht goutiert hat Schröcksnadel die Aussage des Wien-Marathon-Veranstalters Wolfgang Konrad gegenüber dem "Standard", er habe einen "Saustall" in seinem Verband. "Wenn Konrad sagt, ich habe einen Saustall, dann soll er einmal schauen, ob er Dopingtests macht. Ich würde im Glashaus nicht mit Steinen werfen. Und der Saustall hat neun Medaillen gemacht. Den hab' ich gern, so einen Saustall."
Positive WM-Bilanz
Abseits des Doping-Skandals zieht Schröcksnadel nach der WM in Seefeld eine positive Bilanz. Das Ziel, den Sport zu fördern und für den Sport Geld zu verdienen, sei erreicht worden, sagt der Chef des Skiverbandes. "Ich glaube, wir haben einen sehr guten Job gemacht, unsere Leute haben einen guten Job gemacht, weil die WM war super. Alle sind zufrieden gewesen."
Der 77-Jährige freute sich über rund 200.000 Besucher, 60.000 davon aus Skandinavien, und natürlich über die neun Medaillen. "Wirklich realistisch waren drei bis vier, jetzt habe wir neun, mehr als die Alpinen", erklärt Schröcksnadel gegenüber der APA. Das zeige, dass die Mannschaft im Vorhinein unterschätzt worden sei. "Von mir auch. Sie haben sich im Lauf der Saison immer mehr gesteigert." Auch das Betreuerteam habe großen Anteil an den Erfolgen.
Ein Titelgewinn wurde bei der Heim-WM erstmals seit 1997 verpasst. "Goldene sind halt schwierig. Wie schwierig das ist, sieht man bei den Alpinen. Das Leistungsniveau ist hoch, aber wir waren an einer Goldenen nie wirklich nah dran, außer beim Damen-Teamspringen. Da war immer ein Respektabstand", sieht es der Verbandschef nüchtern. "Wir sind aber sehr zufrieden, weil so viele Medaillen haben wir nicht erwartet."