Russland kommt nicht aus den Doping-Schlagzeilen!
Alexander Kruschelnizki, Bronze-Medaillensieger im neu eingeführten Mixed-Curling-Bewerb, konnte in Pyeongchang eine positive A-Probe auf das verbotene Herzmittel Meldonium nachgewiesen werden. Der 25-Jährige muss sich nun in einem Verfahren des Internationalen Sportgerichtshofs CAS verantworten.
Kruschelnizki bestreitet die Vorwürfe, noch am Montag soll die B-Probe erfolgen.
Dieser erneute Doping-Fall aus dem russischen Lager könnte einer zu viel gewesen sein. Eine noch vor der Schlussfeier geplante Begnadigung Russlands soll nun mehr als wackeln.
"Sollte der Fall bestätigt werden, wird die Bewertungskommission dies berücksichtigen", erklärte Mark Adams, Sprecher des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), am Montag. Wenige Stunden später erfolgt nun die Bestätigung durch den CAS.
Kruschelnizki hat Olympisches Dorf verlassen
Der Internationale Sportgerichtshof (CAS) teilte am Montagnachmittag (Ortszeit) offiziell mit, dass ein Dopingverfahren gegen Kruschelnizki, dem Gewinner der Bronzemedaille im Mixed-Wettbewerb der Curler, eingeleitet wurde. Die Ad-hoc-Kammer werde sich mit dem Fall beschäftigen. Ein Termin für die Anhörung steht laut CAS noch nicht fest.
Russische Medien hatten bereits zuvor berichtet, dass dem 25-jährigen die Einnahme der verbotenen Substanz Meldonium in der A-Probe nachgewiesen worden sei. Die B-Probe sollte noch am Montag geöffnet werden. Kruschelnizki selbst habe das olympische Dorf bereits verlassen und seine Akkreditierung abgegeben, bestätigte ein Mitglied des OAR-Teams.
Russland in Pyeongchang unter Beobachtung
Russlands Nationales Olympisches Komitee ist derzeit wegen des systematischen Doping-Betrugs bei den Heimspielen in Sotschi 2014 vom IOC suspendiert. In Südkorea dürfen die Sportler des Landes nur unter neutraler Flagge und ohne eigene Hymne starten. Das IOC hatte nach einem Prüfverfahren einer Reihe von russischen Topstars die Olympia-Teilnahme verweigert.
Eine Kommission unter Vorsitz von IOC-Mitglied Nicole Hoevertsz begutachtet während der Winterspiele, ob sich die Russen an einen im Voraus festgelegten Verhaltenskodex halten. Am Samstag entscheidet die IOC-Exekutive auf Empfehlung der dreiköpfigen Gruppe, ob die Suspendierung von Russlands NOK aufgehoben wird und die Russen wieder unter eigener Fahne an der Schlussfeier teilnehmen dürfen.
"Wird Konsequenzen geben"
"Es gibt eine Reihe von Bedingungen, bevor sie ein Ja bekommen", erläuterte Adams. Eine der Verhaltensregeln für die Russen beinhaltet die Einhaltung der Anti-Doping-Regeln. Sollten die Vorgaben des IOC "im Wortlaut und im Geist" nicht erfüllt werden, "wird es Konsequenzen geben", kündigte Adams an. "Es wäre sehr enttäuschend, wenn der Fall bewiesen wird", betonte der IOC-Sprecher.
"Alexander ist nicht dumm"
Russlands Curling-Trainer Sergej Belanow wies den Doping-Verdacht gegen Kruschelnizki am Montag noch vor der offiziellen CAS-Mitteilung zurück. "Es wäre dumm, das gleiche Mittel zu nehmen, das für so viel Wirbel gesorgt hat. Alexander ist nicht dumm", sagte Belanow. Meldonium war zumindest bis 2014 besonders in Russland häufig unter den für Doping genutzten Mitteln. Die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) hatte hohen Missbrauch der Substanz in verschiedenen Sportarten festgestellt und den Wirkstoff auf die seit 1. Jänner 2016 gültige Liste der verbotenen Substanzen gesetzt.
"In jeder Situation beschädigt eine positive Dopingprobe den Ruf eines Sportlers, eines Verbands, der Sportnation", sagte Konstantin Wybornow, der Sprecher des OAR-Teams. Kruschelnizki und seine Frau Anastassija Brysgalowa hatten sich im erstmals bei Winterspielen ausgetragenen Mixed-Wettbewerb der Curler Platz drei gesichert. Zu den ersten Berichten über einen Dopingverdacht hatte der 25-Jährige der Zeitung "Sport-Express" gesagt: "Ich weiß von nichts."
Wurde Kruschelnizkis Getränk manipuliert?
Seine Curling-Teamkollegin Viktoria Moissejewa zeigte sich geschockt. "Es ist wie ein Sturm über uns hereingebrochen. Wir hätten nie gedacht, dass das im Curling möglich ist", sagte Moissejewa. Zu Gerüchten, dass ein anderer russischer Sportler ein Getränk Kruschelnizkis manipuliert haben könnte, meinte Moissejewa: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand das tut und dann nachts ruhig einschlafen kann. Immerhin hat er nicht nur das Leben eines Einzelnen zerstört, sondern des ganzen Landes."
Sportler aus Russland gehörten IOC-Medizindirektor Richard Budgett zufolge im Vorfeld der Spiele zu den am meisten getesteten Athleten. Der bisher einzige Dopingfall in Pyeongchang war der japanische Eisschnellläufer Kei Saito, bei dem das Diuretikum Acetalozamid nachgewiesen worden war.