Teresa Stadlober kommt in diesen Tagen aus dem Grinsen nicht heraus.
Die 24-jährige Salzburgerin ist gut drauf, blickt auf eine starke Saison zurück und freut sich auf den Heim-Weltcup in Seefeld. Zuvor genoss Österreichs Langlauf-Ass ein paar Tage im prominenten Elternhaus in Radstadt - quasi bei ihrer "olympischen Familie".
Vater Alois war fünf Mal bei Olympia am Start, Mama Roswitha ärgert sich heute noch über Slalom-"Blech" 1984 und 1988, während Bruder Luis seiner Premiere entgegenfiebert.
Familie Stadlober - das Olympia-Quartett
"Als wir erfahren haben, dass auch Luis für PyeongChang nominiert ist, hat mein Vater eine Flasche Sekt aus dem Keller geholt und wir haben gemeinsam auf Olympia angestoßen", berichtet Teresa, die nach Sotchi 2014 ein zweites Mal zu Olympischen Spielen reist.
Ein unterhaltsamer Abend der Familie Stadlober im Zeichen der Ringe sei das gewesen, sagt Teresa. Alois Stadlober berichtete von seinen neun Olympia-Starts und seinem achten Rang bei den Spielen 1992 in Frankreich.
VIDEO - Der Olympia-Wordrap mit Teresa Stadlober:
(Text wird unterhalb fortgesetzt)
Roswitha Steiner, wie die Mama als ÖSV-Technikerin einst hieß, blieb trotz ihrer acht Weltcup-Siege ohne Medaille. Ganz bitter, dass sie als Vierte gleich zwei Mal hauchdünn an Bronze vorbeischrammte. 1984 in Sarajevo fehlten 0,34 Sekunden, 1988 in Calgary waren es 0,37 Sekunden.
Zuvor will sich Teresa aber beim ersten Heim-Weltcup ihrer Karriere im Spitzenfeld klassieren. Seefeld ist nicht irgendein Rennen, sondern die WM-Generalprobe für 2019.
Dieses Event geistert Teresa im Kopf herum, seit die Tiroler den WM-Zuschlag erhalten haben, auf große Ansagen verzichtet die Salzburgerin vor dem 10-km-Skating-Massenstart in Seefeld dennoch.
Aufgrund der Ruhepause nach der Tour de Ski ist Stadlober noch nicht wieder in Topform. Ihr Trainings-Steuerung gilt längst den Olympischen Spielen in zweieinhalb Wochen.
Teresa Stadlober: "Seefeld wird hart, Olympia ist so nahe!"
"Seefeld wird hart, weil alles auf Olympia ausgerichtet ist. Ziel sind trotzdem die Top sechs", erklärt Stadlober vor dem ersten Langlauf-Weltcup in Österreich seit Dezember 2003 in Ramsau.
Ihre Serie an Top-Platzierungen will sie bei der Olympia-Generalprobe trotzdem fortsetzen. "Ich hoffe, dass der letzte Punch, der mir in Planica gefehlt hat, wieder da ist. Im Massenstart kann sicher was möglich sein, diese Rennen liegen mir."
Wie bei der Tour und in der Vorwoche in Planica werden auch in Tirol nicht alle Asse am Start sein. Einige - wie Marit Björgen, Ingvild Flugstad Östberg, Heidi Weng und Jessica Diggins - aber sehr wohl. Ungeachtet der Konkurrenz blickt Stadlober dem Sprint am Samstag und dem Massenstart am Sonntag mit großer Vorfreude entgegen.
"Das wird ein schönes Wochenende. Die Aufregung und Anspannung wird anders sein als sonst, und es werden viele Familien-Mitglieder und Freunde da sein, das freut mich natürlich sehr."
Neue Streckenführung auf den WM-Loipen 2019
Mit der neuen Streckenführung am WM-Schauplatz von 2019 machte sie bereits im Training Bekanntschaft. In der Vorwoche in Planica war Stadlober bei ihrem ersten Rennen nach einer kurzen Erholungsphase über 10 km klassisch Vierte geworden.
Die Platzierung in Slowenien sei zwar erfreulich gewesen, der Rückstand auf Siegerin Krista Pärmäkoski aber zu groß, meint Stadlober selbstkritisch. "Das war ein gutes Rennen, aber nicht das Optimum. 40 Sekunden Rückstand ist schon viel", so die Fünfte der Tour de Ski.
Überraschend sei ihr Aufholbedarf aufgrund der zuletzt abgespulten großen Trainingsumfänge im Hinblick auf Olympia aber nicht, gab Stadlober an. Mit ihrem bisherigen Saisonverlauf ist die Radstädterin aber zufrieden.
Erster Weltcup-Podestplatz ist geschafft
Überschwänglich wird sie trotz des ersten Weltcup-Podestplatzes als Dritte auf der vorletzten Tour-Etappe sowie etlichen Top-sechs-Ergebnissen aber nicht. "Ich freue mich, dass ich wieder einen Schritt nach vorne gemacht habe. Ziel war schon, einmal aufs Podium zu laufen, das habe ich geschafft."
In gewissen Bereichen müsse sie sich aber noch verbessern. "Meine große Schwäche ist der Sprint, da bin ich im Hinblick auf die Tour und bei Bonussprints im Nachteil. Man kann überall noch was verbessern, ich bin ja noch keine Serien-Siegerin", sagt sie mit einem Lachen.
Erfreulich sei ihre Etablierung im Spitzenfeld auch deshalb, weil sie im Herbst wegen einer Sprunggelenk-Verletzung viel Trainingszeit verloren hat. "Ich hätte nicht gedacht, dass es so gut geht, weil der Herbst nicht so leicht war. Im Oktober war ich nur dreimal am Gletscher. Ich habe viel weniger Umfang gemacht in der Zeit, aber viel mehr Krafttraining."
Sei's drum! Teresa Stadlober mischt seit Beginn des Olympia-Winters in der Spitze mit. Das will sie natürlich auch bei ihren zweiten Olympischen Spielen in Südkorea tun.
Premiere auf koreanischem Schnee
Wobei, für die junge Salzburgerin wird vieles neu. Sie war noch nie in Asien, sie kennt Korea nur vom Hörensagen.
Auf Medaillen-Spekulationen lässt sich die ÖSV-Hoffnung deshalb nicht ein. "Das Ziel sind die Top sechs. Da bin ich vorsichtig", erklärt Stadlober und nennt die Zeitverschiebung, die Verpflegung und ihr Fehlen bei der Generalprobe im Vorjahr als die großen Unsicherheitsfaktoren, ehe sie sich mit einem herzlichen Lachen in die Loipe verabschiedet...