Die erste Medaille des österreichischen paralympischen Teams in Pyeongchang 2018 glänzt in Bronze und hängt wieder um den Hals von Markus Salcher.
Für den 26-Jährigen ist das Abfahrts-Edelmetall die vierte Paralympics-Medaille nach zwei Mal Gold und Bronze in Sotschi 2014. Auch in Vancouver 2010 war der Kärntner schon dabei – und zählt damit im jungen ÖPC-Team zu den Routiniers.
Durch seine Auszeichnungen zum Behindertensportler des Jahres 2014 und 2017 gehört Salcher auch zu den bekanntesten Gesichtern.
"Die Erfahrung kann man auch weitergeben. Ich erinnere mich noch an 2010, als ich Debütant war. Das Rundherum kann ganz schön ablenkend sein. Und diesmal haben wir kaum erfahrene Sportler dabei", meint der erste ÖPC-Stockerlfahrer von Pyeongchang 2018 gegenüber LAOLA1.
Eine Zielfahrt auf sechs Hundertstel?
Für den seit Geburt an halbseitig Gelähmten ergibt sich in Südkorea die Möglichkeit auf ein erfreuliches Déjà-vu. In Sotschi 2014 holte sein Freund Matthias Mayer Gold bei den Olympischen Spielen – und Salcher machte es ihm wenige Wochen später nach. In Pyeongchang hat Mayer nun mit Super-G-Gold nachgelegt.
"Ich hatte gehofft, dass die Situation so aussehen wird. Ich weiß aber nicht, ob ich die 13 Hundertstelsekunden, die er Vorsprung hatte, wieder so genau treffen kann", meint Salcher in Anspielung auf 2014.
Damals gewannen beide die Abfahrt mit sechs Hundertstel Vorsprung, diesmal legte Mayer bei seinem Super-G-Sieg mit eben den 13 Hundertstel auf Beat Feuz vor.
"Man sieht bei ihm, dass harte Arbeit belohnt wird. Auch er hatte Rückschläge. Sicher spielt auch die Mentalität mit, er ist ein cooler Typ, der sich auf das Wesentliche konzentrieren und am Tag X voll da sein kann", so Salcher über Freund Mayer.
Die Frage nach Mayers Anzug
Fast hätte es schon im Vorfeld eine Gemeinsamkeit gegeben: Den Rennanzug.
Die Paralympics-Sportler wurden diesmal nicht mit Anzügen ausgestattet, die auf die Speedrennen konzipiert sind. Kurzerhand wollte sich Salcher den "goldenen Anzug" von Mayer ausborgen.
"Ich habe ihn angerufen, aber leider hatte er den Anzug schon nach Innsbruck zurückgeschickt", erklärt Salcher, der sich daraufhin einer Notlösung bediente und das blaue Modell von Sotschi wieder auspackte.
"Irgendwie ist das jetzt mein Glücksanzug", lächelt Salcher nach Bronze.
Die Verwechslung mit den Special Olympics
Natürlich soll nicht nur der Faktor "gute Vorzeichen" für eine erfolgreiche Fortsetzung der Paralympics sorgen. Mit der Medaille fällt etwas Druck ab, denn das persönliche Ziel ist damit erreicht. Und vielleicht entsteht wie 2014 eine Art "Flow", der für weitere Medaillen sorgt.
Mit den Erfolgen in Sotschi half der Behindertensportler der Jahre 2014 und 2017 – als er den Gesamtweltcup gewinnen konnte – mit, dem Parasport in Österreich einen Schubs nach vorne zu geben. Und Bekanntheit verortet Salcher nach wie vor als wichtigsten Schlüssel für eine bessere Entwicklung.
"Bei uns sind die Special Olympics durch ihre Lobby viel bekannter. Selbst wir werden gefragt, ob wir 2017 in der Steiermark dabei waren", so der Kärntner.
Während die Special Olympics von Sportlern mit geistigen Behinderungen bestritten werden, sind die Paralympics die Vergleichskämpfe für körperlich Behinderte.
Die Ruderer machen es vor
Besonders bei der Gewinnung potenzieller Aktiver scheinen die Möglichkeiten noch lange nicht genutzt zu werden.
Bei uns sind die Special Olympics durch ihre Lobby viel bekannter. Selbst wir werden gefragt, ob wir 2017 in der Steiermark dabei waren.
"Bei uns ist das Rehabilitationszentrum Häring führend in der Aufklärungsarbeit. Jeder, der dort war, weiß, dass es uns Parasportler gibt. Man muss sich ja nicht fürs Skifahren entscheiden – Österreich hat etwa keine Sledge-Hockey-Mannschaft, aber es wäre Potenzial da", ist Salcher überzeugt.
Als positives Beispiel kann der Hobby-Ruderer den Österreichischern Ruderverband nennen. Diese kleine Organisation hat den Behindertensport voll integriert und sorgt so dafür, dass die Begeisterung aufrechterhalten wird.
Werbung für künftige Werbung
In seinem eigenen sportlichen Bereich ist durch die Eingliederung in den ÖSV bereits Wichtiges geschehen. Weitere Schritte in die richtige Richtung sollen folgen.
"Ich sehe abseits der Paralympics medienarbeitstechnisch noch viel Potenzial. Wir haben etwa keinen Medienbetreuer im ÖSV. Da müsste es nächstes Jahr einen großen Schritt nach vorne geben", wünscht sich der Kommunikationswissenschafts-Student.
"In nordamerikanischen Ländern macht man etwa schon aktiv mit Behindertensport Werbung, was bei uns auch nicht schaden würde."
In den nächsten Tagen kann Salcher nur Werbung in eigener Sache machen, und zwar mit weiteren Medaillen.