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Das sind die Tücken der Olympia-Abfahrt

Klaus Kröll erklärt Schlüsselstellen und sieht einen Österreicher ganz vorne:

Das sind die Tücken der Olympia-Abfahrt Foto: © GEPA

Langweilig.

Mit diesem Wort beschrieb der Italiener Christof Innerhofer 2016 die Abfahrts-Strecke im südkoreanischen Jeongseon.

Am Sonntag (3 Uhr im LIVE-Ticker) findet auf eben dieser Strecke das wohl wichtigste Rennen des Jahres statt, es wird um Olympia-Medaillen gekämpft.

„Langweilig würde ich nicht sagen, aber es fehlt das Spektakuläre. Es gibt kein Highlight wie bei den klassischen Abfahrten. Man muss sich dort nicht überwinden, deshalb liegt die Strecke fast jedem. Aber dadurch wird es sehr spannend“, sagt Klaus Kröll.

Der Steirer, der vor knapp einem Jahr seine aktive Karriere beendet hat und nun als Jugend-Koordinator im steirischen Skiverband tätig ist, war bei der Olympia-Generalprobe 2016 am Start und kennt die Tücken der Olympia-Abfahrt genau.

Gegenüber LAOLA1 erklärt Kröll kurz vor seiner Abreise nach Pyeongchang („Ich bin nur Zuschauer“), worauf es am Sonntag ankommen wird und welcher Österreicher die besten Siegchancen hat.

Die Anwärter auf den Thron

"Ich denke, es wird ein knappes Rennen. Es gibt viele Anwärter auf den Thron", glaubt Kröll.

Vier davon kommen aus Österreich. Olympiasieger Matthias Mayer, Hannes Reichelt, Vincent Kriechmayer und Max Franz wollen ausgerechnet bei Olympia erstmals in dieser Saison bei einer Abfahrt ganz oben auf dem Podest stehen.

"Wir haben zwar nicht die große Masse, aber die vier Leute sind konstant vorne dabei und sehr schnell. Von ihnen hat jeder das Zeug, eine Medaille zu machen", meint Kröll, der die Leistungen seiner ehemaligen Teamkollegen aufmerksam verfolgt.

Zwei der vier Österreicher traut er die Goldmedaille zu: "Kriechmayr und Mayer werden extrem stark sein, sie fahren auf jeden Fall um den Sieg mit."

Vor allem Kriechmayr könnte die Strecke in Jeongseon liegen, meint Kröll, der bei der Generalprobe 2016 als 24. knapp vor dem Oberösterreicher (29.) landete.

„Vinc hat in dieser Saison extrem starke Leistungen gezeigt, er hat es nur nie ins Ziel gebracht. Er ist skifahrerisch momentan der Stärkste im Team und einer der Besten im gesamten Weltcup. Die Abfahrt wird ihm ganz gut liegen, es geht viel Schwung auf Schwung, das hat er ganz gerne."

Wie Kriechmayr und Mayer könne auch Reichelt jederzeit gewinnen, "das hat er in den letzten Rennen gezeigt. In Jeongseong weiß ich aber nicht, ob er Kandidat für den Sieg ist“, sagt Kröll. Franz sei hingegen ein "Überraschungspaket". Der Kärntner und sein Landsmann Mayer zeigten gleich im ersten Abfahrts-Training auf der "Jeongseong Downhill" auf (zu den Ergebnissen).

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Die Schlüsselstellen

Die Strecke in Jeongseon wurde extra für die Olympischen Spiele gebaut, 60.000 Bäume dafür gerodet. Der Start der vom Schweizer Bernhard Russi geplanten Piste liegt nur in 1.370 m Höhe und das Ziel auf 545 m, die Höhendifferenz beträgt lediglich 825 m.

Trotz - oder vielleicht wegen - des flachen Terrains ist eine Strecke mit vielen Kurven und Sprüngen entstanden, die einige Herausforderungen bereithält.

"Es ist keine leichte Strecke. Es geht Schwung auf Schwung mit vielen Übergängen. Es gibt keine technisch anspruchsvolle Passage wie zum Beispiel in Kitzbühel und auch kein Flachstück, die Gleitpassage fehlt", erklärt Kröll.

Der 37-Jährige, der in seiner Karriere 156 Abfahrten absolviert hat (davon 155 in Serie) kennt die Schlüsselstellen, an denen das Rennen entschieden werden könnte.

"Nach dem Start gibt es gleich eine Schrägfahrt, dort gab es vor zwei Jahren große Zeitabstände. Die Sprünge sind damals alle ziemlich weit gegangen, das wurde mittlerweile angepasst. Aber die Sprünge sind nicht leicht anzufahren, weil man in einer Kurve hinkommt. Da das Tempo mitzunehmen ist nicht leicht“, spricht Kröll aus Erfahrung.

Die Geschwindigkeit könnte das entscheidende Kriterium werden. Generell würde es darauf ankommen, die Passagen sauber zu fahren und die Wellen gut zu schlucken ohne dabei Tempo zu verlieren – jeder kleine Fehler könne sich entscheidend auswirken.

Die Medaillen-Tipps

Eine vermeintlich leichte Abfahrt und ein großer Favoritenkreis machen einen Medaillen-Tipp nicht einfach. Da tut sich selbst der Experte schwer:

„Ich habe schon die ganze Woche überlegt, wer das Rennen gewinnen kann, aber ich bin auf keinen grünen Nenner gekommen", erzählt Kröll, nachdem er sich Kjetil Jansruds Siegesfahrt von 2016 angesehen hat. "Vinc kann gewinnen und einer der Norweger ist sicher am Stockerl. Svindal und Jansrud werden extrem schnell sein und ihnen wird die Piste entgegenkommen. Dann tippe ich noch auf einen Überraschungsmann: Ich sage jetzt mal Andreas Sander. Er ist in dieser Saison gut gefahren, stand zuletzt aber im Schatten von Dreßen. Sander könnte vielleicht etwas Großes schaffen."

Wer auch immer am Ende gewinnt, eines wird es bestimmt nicht: Langweilig.

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