Matthias Mayer wandelt mit Gold im Super-G auf den Spuren von Hermann Maier. 20 Jahren nach dem Salzburger sorgt er wieder für einen österreichischen Sieg in dieser Disziplin.
Und ähnlich wie Maier, natürlich nicht so schwer, stürzte Mayer drei Tage vor seinem Gold-Coup. "Es muss sicher nicht die Regel sein, um einen Olympia-Super-G zu gewinnen, aber wenn es so ist, dann ist es auch gut", grinst der 27-Jährige.
Von 2014 weiß er, was auf ihn zukommt: "Ich habe wirklich ein bisschen Angst vor den nächsten zwei Wochen."
Was der zweifache Olympiasieger über seine Goldfahrt, die letzten Tage und Hermann Maier zu sagen hat, im Interview:
Frage: Wie war der Moment, als Ihnen klar war, dass Sie Olympiasieger sind?
Mayer: "Ich habe schon ein bisschen gezittert. Es war schon überwältigend. Ich habe mir gedacht, es kann ja nicht sein, dass ich jetzt schon wieder gewinne."
Frage: Kamen Erinnerungen an den Olympiasieg vor vier Jahren hoch?
Mayer: "Nein, es ist komplett etwas Neues, weil die letzten Tage schon sehr stressig waren für mich. Ich habe nicht viel nachdenken können. Ich habe mich auf meinen Lauf fokussiert, auf mein Skifahren, auf meine Technik. Das hat gut funktioniert."
Frage: Wie fühlt es sich im Vergleich zu 2014 an?
Mayer: "Es ist nicht so wie vor vier Jahren. Vor vier Jahren war ich irgendwie auf einer Welle unterwegs. Das war mein erstes Rennen, das ich überhaupt gewonnen hatte, ich hatte auch im Weltcup noch keinen Sieg. In den vergangenen Jahren ist einfach sehr viel passiert, der Unfall in Gröden, das Comeback, letztes Jahr, wo es für mich überhaupt nicht gut im Weltcup gelaufen ist. Dass ich mich wieder so zurückgearbeitet habe, das hat mich auch ein bisschen geerdet, glaube ich."
Frage: Hätten Sie dieses Märchen nach dem Sturz im Kombi-Slalom und dem Bluterguss für möglich gehalten?
Mayer: "Ich habe mal kurz überlegt, die Abfahrt auszulassen und mich nur auf den Super-G vorzubereiten. Es ging aber doch ganz gut beim Einfahren, da dachte ich mir, ich ziehe es durch. Ich wusste, ich bin im Super-G schnell, ich wusste schon, bevor ich hierher gefahren bin, dass mir die Strecke liegt. Ob man es für möglich hält, Olympiasieger zu werden, kann man auch am Start nicht sagen. Als ich über den Zielsprung drüber bin, dachte ich mir, das war eine sehr schnelle Fahrt und könnte reichen. Als ich das Grüne sah, war es ein großartiges Gefühl."
Frage: Hatten Sie Schmerzen?
Mayer: "Während des Fahrens hatte ich keine Schmerzen, da schaltet man das weg. Und es ist ja jetzt nicht so, als ob ich mir meinen Fuß gebrochen hätte. Man sollte nicht übertreiben, aber so eine Prellung zieht sich schon einige Tage dahin, das tut schon ein bisschen weh."
Frage: Wie wurden Sie konkret behandelt?
Mayer: "Sie haben durchgehend Lymphdrainage gemacht, Topfen aufgelegt, Eis aufgelegt, massiert. Verschiedene osteopathische Therapien gemacht. Ich bin mehr auf der Therapieliege gelegen, als ich gestanden bin."
Frage: 1998 bei Olympia in Nagano stürzte Hermann Maier an einem 13. Februar und gewann am 16. Super-G-Gold. Bei Ihnen passierten Sturz und Gold an den gleichen Tagen exakt 20 Jahre später.
Mayer: "Darüber wurde ich heute schon ein paar Mal aufgeklärt. Es muss sicher nicht die Regel sein, um einen Olympia-Super-G zu gewinnen, aber wenn es so ist, dann ist es auch gut. An den Sturz 1998 kann ich mich erinnern, aber danach, dass er gewonnen hat, daran kann ich mich nicht mehr so speziell erinnern. Aber er hat sowieso immer gewonnen."
Frage: Haben Sie sich die Schrecksekunde vom Kombi-Slalom angeschaut?
Mayer: "Ja, da hatte ich wirklich Schwein, wenn du da mit dem Kopf ein bisschen anders fliegst, kann das schon blöd ausgehen. Ich habe es auch bei Lara Gut gesehen, die am Innenski ausrutschte und in zehn Fotografen rein ist. Da müssen sie sich was überlegen, das muss nicht immer so glücklich ausgehen."
Frage: Was hat diesen Super-G heute ausgemacht?
Mayer: "Er war schon ziemlich schwierig, es war jedes Tor ziemlich zum Attackieren. Es war auch schwer zum Merken für uns, weil doch sehr viele Wellen und Übergänge sind. Wir kennen die Strecke ja nicht. Es ist ja nicht so, dass wir jedes Jahr hier fahren würden, dann wäre es vielleicht einfacher. Aber so war es für jeden ein schweres Rennen."
Frage: Sie sind schon zwei Wochen hier, wie schafften Sie es, auf Spannung zu bleiben?
Mayer: "Die Zeit war sehr anstrengend. Wie oft sind wir den Hügel runtergefahren? Wir haben im Team ein sehr gutes Klima gehabt. Der Kondi-Trainer hat am Nachmittag mit uns ein super Programm gemacht, die Physiotherapeuten haben uns immer eingeteilt. Das war sehr wichtig. Man muss es nehmen, wie es kommt, und schauen, wie man die Spannung erhält. Ich wollte eigentlich nächste Woche ein bisserl Pause machen und es ruhiger haben. Jetzt werden wir schauen, ob sich das ausgehen wird (lacht)."
Frage: Aber Sie kennen das eh schon.
Mayer: "Genau deswegen habe ich ja ein bisschen Angst."
Frage: Im Vorfeld haben Sie gesagt, es muss nicht unbedingt Gold sein. Jetzt ist es insgesamt zweimal Gold und Sie wirken so ruhig.
Mayer: "Es ist schon stressig, muss ich sagen. Ich habe wirklich ein bisschen Angst vor den nächsten zwei Wochen. Deswegen wäre eine Medaille vielleicht ein bisschen kommoder gewesen. Ich bin mir gar nicht sicher, ob ich das noch einmal gewinnen wollte, ein Medaillerl hätte schon gereicht (lacht)."
Frage: Sie sind nach Aksel Lund Svindal nun der zweite männliche Rennläufer, der bei Olympia Abfahrt und Super-G gewonnen hat. Was bedeutet Ihnen das?
Mayer: "Das ist schon eine coole Geschichte. Was mich vor allem freut: es sind zwei verschiedene Olympische Spiele, wo ich eine Medaille gemacht habe. Das ist für mich persönlich sehr viel wert, dass ich über die Zeitspanne meine Leistung aufrechterhalten habe und wieder gezeigt habe, dass ich vorne mitfahren kann."
Frage: Warum hat es bei den zwei Olympischen Spielen so gut für Sie geklappt?"
Mayer: "Ich habe mich schon wieder ganz speziell vorbereitet. Vielleicht eine Spur fokussierter als in den Saisonen davor. Gerade im Sommer, im Herbst. Olympia ist mir einfach ein bisschen wichtiger als eine Weltmeisterschaft."
Frage: Ihr Vater Helmut Mayer hat 1988 beim ersten olympischen Super-G Silber gewonnen. Was bedeutet es Ihnen, nun auch eine Super-G-Medaille zu haben?
Mayer: "Ich habe dieses Silber mein ganzes Leben lang im Wohnzimmer gesehen. Ich bin glücklich, dass ich nun meine eigene Super-G-Medaille habe."