Anna Gasser wird bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang ihrer Favoritenrolle gerecht und erobert die fünfte Goldmedaille für Österreich.
Die 26-jährige Snowboarderin aus Kärnten erweist sich in Südkorea in einem hochklassigen Big-Air-Bewerb als nervenstark und setzt alle drei Sprünge. Die Weltmeisterin siegt mit 185 Punkten souverän.
Österreichs "Sportlerin des Jahres" triumphiert vor Slopestyle-Olympiasiegerin Jamie Anderson (USA/177, 25) und Zoi Sadowski Synnott (157,50) aus Neuseeland.
Anna Gasser holt damit doch noch die so ersehnte Goldmedaille und schließt ihren Frieden mit Olympia. Im stark vom Wind beeinträchtigten Slopestyle-Bewerb war der 15. Platz für die Kärntnerin eine bittere Enttäuschung. Diese lässt die Weltcup-Dominatorin nun mit Gold im Big Air vergessen.
Mit 185,00 Punkten liegt Gasser am Ende deutlich voran. Nach dem zweiten Sprung rangiert Gasser hinter Anderson noch auf Rang zwei. Ursprünglich ist in Absprache mit ihrem Trainer Christian Scheidl geplant, ihren zweiten Sprung, einen "Backside 1080 Double Cork" im dritten Versuch noch einmal zu wiederholen und weiter zu springen.
Anna Gasser verlässt sich auf ihr Bauchgefühl
Unmittelbar vor dem Sprung entscheidet sich Gasser - ihrem Bauchgefühl folgend - um, zeigt einen "Cab Double Cork 1080" und springt damit zu Gold. "Das ist noch gar nicht realistisch. Es ist ein super Gefühl. Ich freue mich so, dass es geklappt hat", jubelt die 26-Jährige im Schanzenauslauf.
"Der beste Moment war, als ich den dritten Sprung gestanden habe. Da habe ich gewusst, dass es für Gold reicht", erklärt Gasser nach dem größten Erfolg ihrer Karriere.
Nach der Enttäuschung im Slopestyle und den schon zuvor unglücklich verlaufenen Spielen von Sotschi 2014, als sie im Slopestyle als Qualifikationsbeste nach einem Fehlstart nur Zehnte wurde, ist Anna Gasser nun endgültig am Ziel ihrer Träume.
Anna Gasser - Weltmeisterin, Gewinnerin der X Games und Olympia-Siegerin
Dabei sind die Jahre seit Sotschi schon sehr erfolgreich. Vor einem Jahr wird Gasser in der Sierra Nevada Weltmeisterin im Big Air, bei der Heim-WM 2015 am Kreischberg holt sie Silber im Slopestyle.
Im Freestyle-Bereich fast noch mehr zählt die Goldmedaille im Slopestyle bei den X Games 2017 in Hafjell. Im Big Air gewinnt sie 2017 bei den X Games in Aspen Silber, in Hafjell 2017 Bronze.
Dazu wird Gasser Big-Air- und Freestyle-Gesamt-Weltcupsiegerin 2016/17. Nun krönt sich die Kärntnerin bei der Olympia-Premiere des Bewerbs zur ersten Big-Air-Siegerin der Olympia-Geschichte.
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Anna Gasser: "Das ist noch gar nicht realistisch. Aber es ist ein Super-Gefühl - ich freue mich so, dass es so geklappt hat. Die Mädels sind so gut gefahren, haben vorgelegt. Ich habe gewusst, dass ich meine besten Tricks zeigen muss. Mein schönster Moment war, als ich den letzten Sprung gelandet bin - denn da habe ich riskiert. Ich war so nervös, bin um 3 Uhr in der Früh aufgewacht und konnte nicht mehr einschlafen. Das gute war, ich habe gewusst, ich habe Silber. Das hat etwas den Druck genommen - denn ich wollte nicht leer nach Hause fahren. Ich habe oben mit dem Gigi geredet und beraten, welchen Trick ich am Schluss zeigen soll. Im letzten Moment hat mein Bauch etwas anderes gesagt - ich bin das Risiko gegangen und bin switch angefahren. Vor dem dritten Sprung habe ich das genießen können - vor den ersten beiden war ich so angespannt. Ich hab runtergeschaut, gewusst, meine Familie ist da und ich habe mir gedacht, ich mache einen Sprung für sie. Die Erleichterung ist riesig. Ich habe schon Druck gespürt, habe mir auch selber Druck gemacht. Ich habe die letzten Jahre so hart gearbeitet."
ÖSV-Trainer Christian Scheidl: "Ich hatte einen halben Herzinfarkt da oben. Die Anna hat zwei Sekunden vor dem Wegfahren noch den Sprung umgestellt. Und es hat funktioniert. Als Trainer steht man oben und versucht gute Laune zu verbreiten. Aber in Wahrheit ist man auf Puls 200. Viel hat mich beeindruckt. Dass die Anna zwei 10er macht hat es glaube ich noch nie gegeben in einem Bewerb."
Clemens Millauer: "Es war so spannend! Dass der zweite Sprung so schlecht scored, habe ich nicht verstanden. Dass sie den dritten dann auch noch so hingesetzt hat, besser geht es eigentlich gar nicht. Ich glaube, Anna wäre mit Silber auch schon zufrieden gewesen. Aber Gold ist natürlich Gold. Sie ist die Beste und sie weiß das auch. Dadurch, dass sie beide 10er gestanden hat, hat es bei den Damen noch nicht gegeben in einem Contest. Es war das beste Finale, dass es bisher im Big Air gegeben hat - und das bei Olympia."