Peter Penz und Georg Fischler, die mit Silber die insgesamt neunte Olympia-Medaille im Doppelsitzer für Österreicher geholt haben, fühlen nach dem Erfolg auch eine Genugtuung. "Wir hatten mit Olympia noch eine Rechnung offen. Aber die ist nicht einfach zu begleichen", sagt Penz.
Aus der Niederlage von 2014 - damals gab es nach dem dritten Halbzeitrang den Rückfall auf den letzten Platz - hätten sie auch menschlich viel gelernt.
Im APA-Intwiew geben die beiden Tiroler Einblick in ihre Gefühlswelt:
Frage: Wie war das erste Gefühl, als Sie die Medaille fixiert hatten, nach der Enttäuschung von vor vier Jahren?
Penz: Ja, was fühlt man da? Es war ein unglaubliches Gefühl. Wir haben sehr viel mitgemacht, wir haben mit Olympia gewissermaßen noch eine Rechnung offen gehabt. Aber eine Olympia-Rechnung ist nicht einfach zu begleichen. Deswegen hat man an den Bildern eh die Emotionen gesehen. Man kann die Emotionen gar nicht besser beschreiben, als was man im Ziel gesehen hat. Es ist so viel Druck abgefallen. Wir sind aber auch in das Rennen extrem stark reingegangen, dafür dass es Olympia war. Es hat mega viel Spaß gemacht, da nach Südkorea zu kommen, und auf der Bahn eine geile Performance abzuliefern.
Frage: Hat es die Goldmedaille von David Gleirscher auch nur ein bisschen leichter gemacht oder ist es einfach ganz egal, weil ihr selbst diesen Druck gehabt habt?
Fischler: Nein sicher, es war schön für den David, es war gewaltig. Andererseits fein, wenn man sieht wie das Material läuft. Von dem her war es schon gut, aber wir haben immer gesagt, wir müssen auf uns selbst schauen. Wir müssen unsere Medaille machen und das ist uns jetzt Gott sei Dank aufgegangen.
Frage: Können Sie nochmals genauer erzählen, welche Gründe hinter der Rechnung mit Olympia stehen und wie schwer der Weg bis hierher war?
Penz: Wir sind vor vier Jahren nach dem ersten Lauf Dritter gewesen und sind nachher 19. geworden. Ich glaube, es gibt nichts Wilderes (lacht). Ich glaube, was ganz schwierig ist: Erstens ist es vier Jahre später, in vier Jahren kann so viel passieren. Aber ich glaube, wir haben aus dem, was vor vier Jahren passiert ist, extrem viel gelernt. Nicht nur sportlich, sondern auch menschlich. Aus Niederlagen lernt man, das kann ich unterstreichen.
Frage: Haben Sie an ihrem Material etwas Entscheidendes geändert?
Penz: Wir haben einen Systemwechsel gemacht. Wir sind mit einer Schiene bis jetzt gefahren, ob es warm oder kalt war, ob minus 20 oder plus 10 Grad hat. Wir haben uns damit immer wohlgefühlt. Wenn man jedes Rennen Zweiter, Dritter, Zweiter wird, sind die Fragen gekommen, ob man nicht gewinnen will, aber es war uns so egal. Wir waren glücklich, dass wir vorne mitfahren können. Jetzt sind wir hierhergefahren und wollten es im Gegensatz zu Sotschi nicht erzwingen, sondern es einfach kommen lassen. Dass uns das so geglückt ist, da können wir auf uns beide extrem stolz sein.
Frage: Das ist sicher der schönste Augenblick in eurer Karriere, oder?
Fischler: Auf jeden Fall. So richtig haben wir es beide noch nicht realisiert. Es ist einfach was Besonderes, man hat einfach so lange darauf gewartet und es ist auch schon einmal schief gegangen, einmal waren wir nicht qualifiziert davor. Es war ein extrem langer, harter Weg für uns.
Frage: Im zweiten Lauf war ein kleiner Rutscher drinnen. Haben Sie da schon geschwitzt?
Penz: Schwitzen geht sich in der Zeit nicht aus.
Frage: Wenn man so lange einem so großen Ziel nachläuft und es erreicht, verspürt man manchmal auch Leere. Doch schon morgen geht es mit der Staffel weiter?
Penz: Jetzt sind wir im Jetzt. Wir sind professionell genug, dass wir wissen, was wir zu tun haben. Wir werden gemütlich ausschlafen, die Schlitten herrichten und Vollgas angreifen. Jetzt genießen wir es einfach.
Frage: Was bedeutet das auch für beide eurer Familien? Es ist ja auch so ein sehr emotionaler Moment.
Penz: Wir haben eh schon ein Video aus Thaur gesehen, da waren glaube ich, 60 oder 70 Leute beim Georg daheim in der Tiefgarage. Mordsstimmung, ja, ich glaube sie freuen sich alle mega mit. Ich weiß gar nicht, ob es meine Frau angeschaut hat.
Fischler: Ich glaube, dass sie mehr nervös waren, als wir.
Penz: Das glaube ich auch (lacht). Für uns war es ein megacooles Rennen. Sicher gehen dir Gedanken durch den Kopf, was kann passieren. Wir haben aus vier Jahren wirklich gelernt und dass es so ausgeht, was gibt es Schöneres?
Frage: Wenn man so durch Tiefen und Höhen geht und was Sie hier erlebt haben: Ist die Rodelfamilie jetzt noch mehr zusammengewachsen?
Penz: Es war davor schon. Das ist unsere riesige Stärke: Wir wissen, was David Gleirscher für ein Material fährt, wissen, was die Lingers und die Schiegls gefahren sind. Wir wissen, welche Linie wer fährt. Es gibt einen Schmäh zwischen Doppelsitzer und Einsitzer, was jetzt die Königsdisziplin ist, das ist klar - das ist Doppelsitzer (lacht). Nein, Schmäh.
Fischler: Ich glaube, wenn man durchs Ziel fährt und man sieht wie sich die ganze Mannschaft freut, dann braucht man nicht viel mehr sagen.
Penz: Und wir wissen auch wie sich andere fühlen, weil wir vor vier Jahren das auch gehabt haben. Aber man freut sich dann echt für die anderen, weil man ist einfach ein Team.