Elisabeth Gram verpasst am Montag bei ihrer Olympia-Premiere nur hauchdünn den Sprung ins Halfpipe-Finale der Ski-Freestyler.
Die 21-jährige Tirolerin liegt im ersten Heat in Phoenix Snow Park mit 72,20 Punkten überraschend auf Platz elf, stürzt im zweiten Durchgang aber im Finish.
Dadurch verdrängt die Französin Anais Caradeux Gram noch um 0,6 Zähler aus den Top 12.
"Natürlich ist das Scheiße. Aber ich weiß, wenn ich im ersten Lauf meine letzten zwei Tricks besser gemacht hätte, dann hätte ich die 0,6 Punkte locker 'derschnupft'. Das ist halt ärgerlich", trauert Gram der verpassten Quali nach.
Gram will dranbleiben
Der Patzer im zweiten Heat, - es zählt in der Qualifikation immer der bessere von zwei Läufen -, hat ihr letztlich den Finalplatz gekostet. Denn in dem war sie noch besser unterwegs. "Wenn ich den runtergebracht hätte, hätte er mir sicher mehr Punkte eingebracht", sagte die HTL-Maturantin, die sich nun umorientiert hat, und eine Ausbildung zur Lehrerin für Sport und Englisch absolviert.
Auch wenn Gram im Juni ihren Bachelor-Abschluss schafft: den Sport will sie zugunsten des zivilen Jobs noch nicht bleiben lassen. "Ich möchte schon am Ball bleiben, weil ich weiß, da geht noch mehr und ich tue es gern." Die Olympischen Spiele 2022 in Peking sind also durchaus ein Thema für sie ("das hoffe ich doch").
Hinzu kommt, dass Gram in Taizicheng im "Secret Garden"-Resort mit Rang sechs kurz vor Weihnachten 2017 ihr bisher bestes Weltcup-Ergebnis geschafft hat. "Und genau dort sind die nächsten Olympischen Spiele. Das ist vielleicht ein gutes Zeichen", sagt sie grinsend. "Schauen wir, ob die Sterne gut stehen."
Sport als Therapie
Die vielleicht schönste Botschaft abseits von Punkten, Tricks und Platzierungen steckt aber hinter dem Grund, warum sich die Natur-Liebhaberin dem Sport verschrieben hat. "Meine Mama ist vor zehn Jahren mit 47 an einer Krankheit gestorben. Ich bin das jüngste von fünf Kindern. Skifahren war für meine Familie und für mich immer schon mehr als ein Sport, weil es war einfach die beste Therapie, die wir je kriegen haben können", erzählte Gram.
Die Bewältigung der Trauer um so einen schweren Verlust im Alter von nur 11 Jahren war mit Sport in der Natur leichter.
"Es hilft einfach. Man fühlt sich gut, wenn man draußen ist und das macht, was man gerne tut. Es hat uns sicher ganz viel weitergeholfen", erinnerte sich Gram. Und dabei hatte sie ausgerechnet an ihrem Bewerbstag, wie sie sich wunderte, ausnahmsweise nicht an ihre Mutter gedacht.
Trost bei der Familie
"Es war eigenartig, es war heute das erste Mal, dass ich nicht bewusst an sie gedacht habe. Sonst begleitet sie mich immer. Dass sie immer dabei ist, weiß ich sowieso."
Und das wird sie wohl auch im Sommer spüren. Wenn sie wieder viel Zeit auf einer von ihrer Schwester geführten Alpenvereinshütte im Kaunertal verbringen wird. "Meine Schwester ist die Wirtin und ich bin auch immer oben. Einen guten Kaiserschmarrn haben wir auch", machte Gram gleich Werbung.
Vermutlich werde sie nun ihre Familie trösten müssen wegen dem knappen Aus. "Die werden jetzt sicher enttäuschter sein als ich es bin." Vor der Sommerpause wird Gram noch einmal in der Halfpipe zu sehen sein, beim letzten Weltcup der Saison Ende März in Tignes.