Starke 14 Medaillen - davon fünf in Gold, drei in Silber und sechs in Bronze lautete die rot-weiß-rote Bilanz der Olympischen Winterspiele 2018 in Pyeongchang, Südkorea.
In genau 50 Tagen werden die Winterspiele in Peking (vom Freitag 4.2. bis Sonntag 20.2.) eröffnet. Dann geht es für Österreichs Wintersport-Asse erneut in Asien darum, Olympisches Edelmetall zu erringen. Aber nicht nur die Sportler fiebern den Spielen entgegen, auch auf die neue ÖSV-Präsidentin Roswitha Stadlober wartet das erste Großereignis ihrer noch jungen Amtszeit.
Auf der "Road to Bejing" erweisen sich die heimischen Athletinnen und Athleten aktuell als sehr erfolgreich. Viele haben vor der Reise nach China noch ihre "Hausaufgaben" in den jeweiligen Weltcups zu erledigen.
LAOLA1 wagt knapp zwei Monate vor Olympia 2022 in und rund um Chinas Hauptstadt den Form-Check der zwölf größten Gold-Hoffnungen des österreichischen Wintersports.
Alessandro Hämmerle
Sportart: Snowboard-Cross, Männer
Gesamtweltcup-Führender! Zwei Saisonsiege in zwei Rennen
Einen größeren Gold-Favoriten als Alessandro Hämmerle gibt es eigentlich nicht. Der Vorarlberger hat Anfang März 2021 zum letzten Mal einen Boardercross-Bewerb nicht gewonnen und eroberte zuletzt drei Mal in Folge den Gesamtweltcup der Crosser.
Auch bei der Olympia-Generalprobe im Secret Garden Ende November stand "Izzi" beim Saison-Auftakt ganz oben am Podest. "Im Hinblick auf die Olympischen Spiele ist es eine Erleichterung, zu wissen, dass ich mit der Strecke gut zurechtkomme", freute sich der Vorarlberger vor drei Wochen. Wenn der 28-Jährige seine exzellente Form in den kommenden 50 Tagen konserviert, führt am Weg zu Gold praktisch kein Weg an Hämmerle vorbei.
Matej Svancer
Sportart: Freeski (Big Air und Slopestyle), Männer
Gesamtweltcup-Führender! Zwei Saisonsiege in bisher drei Bewerben
Matej, wer? Matej Überflieger! Der gebürtige Tscheche, der mit seinen Eltern im Alter von zehn Jahren nach Kaprun übersiedelte, ist der Shootingstar des Olympia-Winters. Im Alter von 17 Jahren hat Matej Svancer die beiden bisherigen Big-Air-Bewerbe für sich entscheiden können. Im Slopestyle belegte er beim bisher einzigen Bewerb den 14. Platz.
Im März 2021 hat sich der Youngster bei den Junioren-Weltmeisterschaften in Russland Gold im Big Air sowie im Slopestyle gesichert. Seit Juni 2021 darf der Salzburger auch offiziell unter österreichischer Flagge fliegen. Angesichts seiner bisherigen Erfolge wäre es alles andere als eine Überraschung, würde der Jugend-Olympiasieger 2020 in Lausanne in China mit Gold um den Hals die Hymne "Land der Berge ..." hören.
Janine Flock
Sportart: Skeleton, Frauen
Gesamtweltcup: Platz vier, noch kein Saisonsieg nach vier Rennen
Die Saison-Vorbereitung der Tirolerin ist aufgrund von Bandscheiben-Problemen eher suboptimal gelaufen, dementsprechend war die 32-Jährige in den ersten Saison-Rennen auch noch nicht ganz vorne dabei. Ihr Fokus gilt ganz klar den Olympischen Spielen im Februar.
Und die Olympia-Bahn in China taugt der Heeressportlerin aus Hall in Tirol: "Die Bahn ist wirklich brutal interessant. Man muss sehr präzise fahren, dass man nicht ins Rutschen kommt", erklärt Flock. Bei den Spielen in Pyeongchang 2018 lag die Skeleton-Pilotin nach drei von vier Läufen in Führung, verpasste letztlich um 0,02 Sekunden aber eine Medaille. In Peking soll es besser laufen.
Anna Gasser
Sportart: Freestyle Snowboard (Big Air und Slopestyle), Frauen
Gesamtweltcup-Führung! Noch kein Saisonsieg nach drei Bewerben
In beiden Big-Air-Bewerben der Olympia-Saison musste sich die 30-Jährige einer Japanerin geschlagen geben - Kokomo Murase in Chur, Reira Iwabuchi in Steamboat. Im Slopestyle wurde die Kärntnerin in der Schweiz Vierte. Dennoch geht Österreichs Sportlerin des Jahres 2018 in China als große Favoritin an den Start, hat zudem die Gewissheit bei den Spielen in Korea schon einmal Gold gewonnen zu haben.
Doch Anna Gasser setzt sich selbst keinem großen Druck aus, im Interview mit LAOLA1 anlässlich ihrer Film-Premiere meinte sie zuletzt: "Ich sehe mich diesmal nur als Mitfavoritin. Es gibt einige Frauen, die Gold holen können. Der Druck ist nicht mehr derselbe. Ich kann nur gewinnen." Nach Gold im Big Air 2018 liegt der "Überfliegerin" aber Gold im Slopestyle am Herzen. Gasser konzentriert sich 2022 ganz auf ihre nächste Gold-Mission.
Matthias Mayer
Sportart: Ski Alpin , Herren
Gesamtweltcup: Zweiter, ein Saisonsieg bei vier Starts
Der Kärntner kann Olympia! In Sotschi 2014 noch recht überraschend Abfahrts-Olympiasieger legte "Mothl" vier Jahre später als Mit-Favorit mit der "Goldenen" im Super-G gleich noch einmal nach.
Für die Spiele in Peking ist der Routinier nicht nur deswegen aus rot-weiß-roter Sicht ein ganz heißes Eisen. In die erst kurze Speed-Saison startete der 31-Jährige bärenstark und war in seinen vier bisherigen Rennen nie schlechter als Vierter.
In China wird Mayer mit hoher Wahrscheinlichkeit in drei Bewerben an den Start gehen, in der Abfahrt und im Super-G gehört er zum engsten Favoritenkreis.
Vincent Kriechmayr
Sportart: Ski Alpin, Herren
Gesamtweltcup: Fünfter, noch kein Saisonsieg bei vier Starts
Wie Mayer gehört auch sein oberösterreichischer Head-Markenkollege zu den großen Gold-Hoffnungen der ÖSV-Alpin-Abteilung. Mit Doppel-Gold (Abfahrt, Super-G) bei der WM in Cortina d'Ampezzo im vergangenen Winter zeigte Kriechmayer sein ganzes Potenzial, eine Olympia-Medaille steht aber noch auf der To-do-Liste des 30-Jährigen.
Auf seinen ersten Sieg in der Olympia-Saison wartet Kriechmayr zwar noch, als Zweiter in Lake Louise schrammte er aber nur knapp am obersten Treppchen vorbei. Spätestens nach den schwierigen Abfahrten in den kommenden Wochen (Gröden, Bormio, Wengen, Kitzbühel) sollte Österreichs Sportler des Jahres 2021 aber in absoluter Top-Form sein, gehört aber schon jetzt zu den Speed-Fahrern, die es in Peking zu schlagen gilt.
Johannes Lamparter
Sportart: Nordische Kombination, Herren
Gesamtweltcup: Zweiter, noch kein Saisonsieg bei bisher sechs Events
Mit 20 Jahren ist der Tiroler schon die klare Nummer eins im ÖSV-Team der Nordischen Kombinierer. Bei den ersten Saison-Weltcups bestätigte Lamparter diese Rolle und etablierte sich als größter Herausforderer des norwegischen Dominator Jarl Magnus Riiber, der aktuell bei bereits 41 Weltcup-Erfolgen hält.
In China hat der Youngster angesichts seines noch jungen Alters nur wenig zu verlieren. Beste Voraussetzungen also, um es wie bei der Nordischen-Ski-WM 2021 in Oberstdorf richtig krachen zu lassen. Die Ausbeute bei den Titelkämpfen damals: 2x Gold und 1x Bronze!
Lisa Theresa Hauser
Sportart: Biathlon, Frauen
Gesamtweltcup: Fünfte, ein Saisonsieg bei bisher sechs Bewerben
Jahrelang war die Biathlon-Sparte im ÖSV eine klare Herren-Domäne. In den vergangenen beiden Saisonen lief aber Lisa Theresa Hauser ihren männlichen Kollegen den Rang ab und gilt als größte Medaillen-Hoffnung des rot-weiß-roten Teams.
Ihre beeindruckende WM-Bilanz 2021 in Pokljuka (1x Gold, 2x Silber) bestätigte die 27-Jährige im Olympia-Winter scheinbar mühelos und feierte im Sprint von Östersund schon einen Saisonsieg. Zur Belohnung durfte sie beim Heim-Weltcup in Hochfilzen sogar das Gelbe Trikot der Gesamtweltcup-Führenden überstreifen. Das musste Hauser mittlerweile zwar wieder abgeben, für die Olympischen Spiele scheint sie aber bereits jetzt bestens in Schuss.
Stefan Kraft
Sportart: Skispringen, Männer
Gesamtweltcup: Dritter, zwei Saisonsiege bei acht Bewerben
Die laufende Saison der Skispringer begann mit einem Schock für Stefan Kraft: Der zweifache Gesamtweltcup-Sieger, der eine äußerst unrunde Vorbreitung mit Blessuren hinter sich hatte, schaffte für das Auftakt-Springen im russischen Nizhny Tagil die Qualifikation nicht. Danach zeigte der Salzburger schlagartig das von ihm gewohnte Können. Beim zweiten Springen in Nizhny Tagil sprang der 28-Jährige auf das Podest bis zu seinem ersten Einzelsieg in Klingenthal am 11. Dezember wurde Kraft in den dazwischen liegenden drei Eizelspringen nie schlechter als Siebenter.
In Wisla gewann der dreifache Weltmeister auch mit dem Team. Kraft fehlt in seinem illustren Lebenslauf noch eine Olympia-Medaille, hat sonst fast alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. In China zählt der Pongauer zu den heißesten Medaillenanwärten und ist in mehreren Bewerben (Einzel, Team) in der Lage die Konkurrenten Karl Geiger und Ryoyu Kobayashi zu überflügeln.
Sara Marita Kramer
Sportart: Skispringen, Frauen
Gesamtweltcup-Führende! Vier Saisonsiege in bisher sechs Springen
Bei den Skispringerinnen führt aktuell kein Weg an Marita Kramer vorbei. Die 20-jährige Salzburgerin sprang der Konkurrenz schon im vergangenen Winter zeitweise um die Ohren, heuer erreicht Kramer eine neue Dimension der Dominanz. Die ÖSV-Athletin gewann gleich vier von sechs Weltcupspringen, zuletzt drei in Serie. Ihr schlechtestes Ergebnis ist ein vierter Platz vom zweiten Saison-Springen in Nizhny Tagil.
Kein Wunder, dass Kramer den Gesamtweltcup der Frauen mit einem Vorsprung von 149 Punkten vor Katharina Althaus anführt. Zum Vergleich: Kramer hat mehr also doppelt so viele Punkte (530) auf dem Konto wie die nächste Österreicherin Daniela Iraschko-Stolz (213). Die in Holland geborene "Überfliegerin" wird bei Olympia die ganz große Favoritin auf Gold sein.
Andreas Prommegger
Sportart: Snowboard, Männer
Gesamtweltcup: Zweiter, ein Saisonsieg bei zwei Rennen
Bereits 41 Jahre und noch kein bisschen müde. Selbst mit dieser Beschreibung lässt sich die Leistung des Andreas Prommegger nicht adäquat abbilden. Der Pongauer gehört zur absoluten Weltspitze. Bei der Snowboard-Weltmeisterschaft Anfang des Jahres holte Prommegger mit Silber im Parallelslalom seine dritte WM-Medaille. Der zweifache Weltmeister von 2017 konnte beim Weltcup-Auftakt im russischen Bannoye gleich aufzeigen. Im Parallelslalom bezwang Prommegger Lee Sangho im Finale. Der Südkoreaner, der am Tag davor als allererster Koreaner den Parallel-Riesenslalom für sich entscheiden konnte, war in Russland zuvor ungeschlagen geblieben.
Bei seinen wohl letzten Olympischen Spielen geht es für Prommegger um seine erste Medaille. Das beste Ergebnis des Salzburgers war Platz acht im Parallel-Riesenslalom 2014 in Sotschi. Peking oder nie lautet die Devise!
Madeleine Egle
Sportart: Rodeln, Frauen
Gesamtweltcup: Dritte, zwei Saisonsiege in fünf Rennen
Die 23-jährige Staffel-Weltmeisterin startete furios in die Rodel-Saison. Bei der Saisoneröffnung im Yanqing Sliding Center, dem Austragungsort der Rodel-Bewerbe bei den Olympischen Spielen, feierte Egle ihren ersten Einzel-Weltcupsieg. Vergangene Woche in Altenberg legte die Tirolerin ihren zweiten Erfolg nach. Im Gesamtweltcup belegt Egle damit Platz drei hinter den deutschen Rodlerinnen Julia Taubitz und Anna Berreiter.
Egle legte in den letzten Jahren eine markante Steigerung im Gesamtweltcup hin, der in der vergangenen Saison in Platz vier und den ersten beiden Podestplätzen gipfelte. Geht die bislang gezeigte Steigerung weiter, ist Egle bei Olympia der ganz große Wurf zuzutrauen. Die Generalprobe ist immerhin schon gelungen.