Erstmals seit Turin 2006 ziehen Österreichs Biathleten ohne Medaille von Olympischen Winterspielen ab.
Der Zielsetzung von einem Stück Edelmetall kamen sie nur einmal durch Lisa Hausers Rang vier im Sprint ganz nahe. Zwar geht nun "die Welt nicht unter", wie Franz Berger, der Leiter Biathlon im ÖSV, erinnerte.
Der Ruf nach einer Detail-Analyse in einer erneut durchwachsenen Saison ist aber auch von Athleten-Seite deutlich zu vernehmen.
Bevor ein neuer Olympia-Zyklus bis 2026 beginnt, stehen mit Kontiolahti, Otepää und Oslo noch drei Weltcup-Stationen an.
Dann will Berger die "sieben Zwetschken zusammenklauben, sauber analysieren und uns festlegen, was wir in Angriff nehmen". Dies in Abstimmung mit Sportdirektor Anton Giger, betonte der Tiroler.
Personelle Änderungen? "Eher skeptisch"
Berger steht personellen Veränderungen "eher skeptisch" gegenüber, schließt sie aber nicht aus.
Mit den aktuellen, ausnahmslos aus Deutschland stammenden (Chef-)Trainern Ricco Groß (Männer), sowie Markus Fischer und Gerald Hönig (Frauen) will Berger teils schon Gespräche geführt haben.
In welche Richtung diese gingen, wurde nach dem Massenstart-Doppel am Freitag nicht verraten, alle Verträge würden bis 30. April laufen. "Wir haben nicht gekündigt, unsere Trainer haben nicht gekündigt."
Tür für Trainer-Rückkehrer offen
Einer österreichischen Lösung öffnete der Sportliche Leiter bei frostigen Temperaturen ebenfalls die Tür: "Es gibt das Angebot, dass wenn jemand im Ausland ist und wieder nach Österreich zurück will, dass er sich melden kann und dann redet man darüber." Bewerbungen habe er immer entgegengenommen, so Berger.
Er kam auf den aktuell im belarussischen Frauen-Team tätigen Ex-ÖSV-Cheftrainer Reinhard Gösweiner zu sprechen. "Gösweiner hat das Recht, dass er wieder integriert wird, wenn er zurückkommt."
Mit Sandra Flunger (Schweiz) oder Florian Steirer (Deutschland) arbeiten zudem Trainer im Ausland, die zu einigen ÖSV-Athleten ein Naheverhältnis pflegen.
ÖSV-Athleten mit Problemen
Die rot-weiß-roten Loipenjäger vertrugen den giftigen Cocktail aus Höhenlage, Temperaturen und stumpfem Schnee in Zhangjiakou schlechter als manch andere Nation.
Berger, ein Mann mit jahrzehntelanger Erfahrung im Biathlon, erinnerte, dass die weltbesten Nationen gezeigt hätten, wo es langgeht.
25 der 33 möglichen Medaillen schnappten sich Norwegen, Frankreich und Russland. Über Österreichs Team sagte er: "Wenn man das ganze Jahr nachverfolgt, war es auch ein Auf und Ab."
Medaillenspiegel im Biathlon>>>
Abwärtstrend bei Männern
Damit trifft er teils ins Schwarze. Das Männerteam hatte die neue Anlage bereits mit verhaltenen Erwartungen und nur drei Top-Ten-Platzierungen im Gepäck betreten.
Die Spitzenplatzierungen sind seit Jahren rückläufig, seit fast vier Jahren ist man sieglos. Das Team habe sich nicht zurückentwickelt, erklärte Berger, aber "vielleicht zu wenig weiterentwickelt".
"Wenn dir Zugpferde wie der Julian Eberhard abgehen, der die Mannschaft auch mitgerissen hat, dann ist man eben dezimiert."
Aktuell rangiert Österreich in der Nationenwertung auf Platz neun und damit so weit hinten wie noch nie in diesem Jahrtausend. Berger baut auf "einige hoffnungsfrohe Läufer in der zweiten und dritten Reihe", namentlich etwa Magnus Oberhauser (23) und Lucas Pitzer (23).
"Wir müssen den Anschluss wiederfinden, damit unser Ziel, Platz fünf im Nationencup, wieder rausschaut." Zur Erreichung dieses Ziels war Groß 2018 angetreten.
Hauser überdeckt Rückschritte
Im Frauen-Bereich überdeckt Lisa Hauser den kollektiven Rückschritt ihrer Teamkolleginnen. Erst bei Olympia näherte sich mit Katharina Innerhofer wieder eine regelmäßig den Plätzen um 20. Doch auch für Hauser klappte es zuletzt auf der Loipe weniger gut.
"Ich glaube, das wird man nach der Saison genauer eruieren müssen", sagte Dunja Zdouc. "Im Herbst haben wir auch was mit der Höhe gemacht, da waren immer mehrere Tage der Anpassung, da sind uns Tage mit schnelleren Einheiten abhandengekommen. Aber andere Mannschaften haben auch in der Höhe trainiert, also ich weiß es nicht."