Die Olympischen Spiele 2022 haben ihren ersten großen Skandal. Nachdem gestern bereits Gerüchte über einen Dopingfall rund um das russische Eiskunstlauf-Team aufgekommen sind, ist es nun offiziell.
Die russische Eiskunstläuferin Kamila Valieva ist Ende Dezember 2021 bei den nationalen Titelkämpfen in St. Petersburg positiv auf die verbotene Substanz Trimetazidin getestet worden.
IOC will schnelle Entscheidung
Im Doping-Wirbel um die Russin sollen nun die Sportrichter im Eilverfahren entscheiden.
Das Internationale Olympische Komitee will nicht akzeptieren, dass eine vorläufige Sperre der 15-Jährigen durch Russlands Anti-Doping-Agentur aufgehoben wurde und sie so bei den Winterspielen Team-Gold erobern konnte. Im Auftrag des IOC legte die Internationale Testing-Agentur (ITA) Berufung in der Sache ein.
Positiver Test bei russischen Meisterschaften
"Wir wollen das so sehr beschleunigen wie möglich", sagte IOC-Sprecher Mark Adams am Freitag. Deshalb ist nun auch der Internationale Sportgerichtshof CAS am Zug.
Nach Angaben der ITA war Valieva am 25. Dezember 2021 bei den russischen Eiskunstlauf-Meisterschaften positiv auf das Herzmittel Trimetazidin getestet und von der RUSADA zunächst vorläufig suspendiert worden.
Der Disziplinarausschuss der RUSADA hob am 9. Februar nach Einspruch von Valieva die Suspendierung aber wieder auf und machte damit den Weg für einen Olympia-Start frei.
Das IOC will nun vor dem Kurzprogramm im Damen-Einzel in Peking am 15. Februar eine Klärung vor dem CAS herbeiführen.
Schwieriger Fall
Begonnen hatte der Wirbel, als die Olympia-Macher die eigentlich für Dienstag geplante Medaillen-Zeremonie für den Team-Wettbewerb ohne Angabe weiterer Gründe absagten.
"Diese Fälle sind für die Spiele nicht hilfreich", gab IOC-Sprecher Adams zu. Er warnte aber vor "wilden Spekulationen" in der Sache, zumal Valieva minderjährig sei.
"Juristische Fälle können sehr schwierig sein, aber es ist sehr wichtig, dass die Leute volle Gerechtigkeit bekommen", betonte Adams.
Russlands Sportler unter Auflagen dabei
Russlands Sportler stehen auch in Peking besonders unter Beobachtung. Das Land ist wegen des Skandals um staatlich organisiertes Doping und der Vertuschung von Sportbetrug wie schon bei den Sommerspielen in Tokio gesperrt.
Die russischen Athletinnen und Athleten dürfen nur als Vertretung des Russischen Olympischen Komitees (ROC) antreten. Bei Siegerehrungen darf die russische Hymne nicht gespielt und die Flagge nicht gehisst werden.
"Wir haben harte, aber angemessene Strafen verhängt", sagte Adams zur Frage, ob das IOC härter gegen Russland hätte vorgehen müssen. Es dürfe keine Kollektivstrafen geben. Im Fall Walijewa arbeite das IOC "so schnell, wie es unter den Umständen geht", sagte Adams.
Fall nicht direkt unter Zuständigkeit des IOC
Das Supertalent Valieva ist eines der prominentesten Gesichter unter den russischen Athleten bei den Winterspielen. Erst in dieser Saison gab sie ihr Debüt bei den Erwachsenen, im Jänner holte sie den EM-Titel.
Im olympischen Teambewerb hatte sie die Damen-Kür mit klarem Vorsprung gewonnen. Am Freitag trainierte sie erneut auf der Eisfläche des Capital Indoor Stadiums in Peking, um sich auf das olympische Damen-Einzel vorzubereiten.
Durch die Medienberichte über den Fall sah sich die ITA zu einer detaillierten Mitteilung gezwungen, obwohl Valieva als Minderjährige unter dem Welt-Anti-Doping-Code als "geschützte Person" zu gelten habe.
Da sie ihre positive Dopingprobe vor den Winterspielen abgegeben hatte, sei die Angelegenheit zunächst nicht in die Zuständigkeit der ITA und des IOC gefallen, hieß es.
Weiter offen ist, ob die Medaillenvergabe für den Team-Wettbewerb noch vor Ende dieser Winterspiele am 20. Februar geklärt werden kann. Hinter Russland hatte die USA Silber gewonnen, Bronze ging an Japan. Die für Dienstag angesetzte Medaillen-Zeremonie war wegen des Falls Valieva kurzfristig verschoben worden.