Der Countdown bis zur Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Peking am 4. Februar läuft unaufhaltsam. In 15 Sportarten werden in China insgesamt 109 Gold-Medaillen vergeben.
Zeit, sich die bisherige Weltcup-Performance der heimischen Wintersportlerinnen und Wintersportler genauer anzusehen. Wer sind Österreichs größte Medaillen-Hoffnungen? Wo wartet auf der "Road to Beijing" noch Arbeit und wo gilt für die rot-weiß-roten Sportler der olympische Gedanke: Dabei sein ist alles?
LAOLA1 hat den Überblick:
Ski Alpin
Medaillen-Tipp: 1 x Gold, 3 x Silber, 2 x Bronze
Österreichs Skifahrer stehen traditionsgemäß bei Olympischen Spielen immer besonders im Fokus der Aufmerksamkeit. Die größten Chancen auf Edelmetall haben dabei die Speed-Herren.
Matthias Mayer kann Olympia! In Sotschi 2014 noch recht überraschend Abfahrts-Olympiasieger, legte "Mothl" vier Jahre später als Mit-Favorit mit der "Goldenen" im Super-G gleich noch einmal nach. Für die Spiele in Peking ist der Routinier nicht nur deswegen aus rot-weiß-roter Sicht ein ganz heißes Eisen. In die Speed-Saison startete der 31-Jährige bärenstark und war in den ersten fünf Rennen nie schlechter als Vierter.
Wie Mayer gehört auch sein oberösterreichischer Head-Markenkollege Vincent Kriechmayr zu den großen Medaillen-Hoffnungen der ÖSV-Alpin-Abteilung. Mit Doppel-Gold (Abfahrt, Super-G) bei der WM in Cortina d'Ampezzo im vergangenen Winter zeigte Kriechmayr sein ganzes Potenzial, eine Olympia-Medaille steht aber noch auf der To-do-Liste des 30-Jährigen. Auf seinen ersten Sieg in der Olympia-Saison wartet Kriechmayr zwar noch, als Zweiter in Lake Louise schrammte er aber nur knapp am obersten Treppchen vorbei.
In den technischen Bewerben ruhen die Hoffnungen auf Manuel Feller, auch wenn der Salzburger in den zwei bisherigen Slaloms das Ziel nicht gesehen hat, läuft es im Riesentorlauf mit zwei dritten Plätzen besser als erwartet. Stefan Brennsteiner und Patrick Feurstein sind ebenfalls nicht zu unterschätzen und könnten überraschen.
Im Slalom bleibt nicht nur Feller hinter den Erwartungen, auf das gesamte Team wartet bis Olympia noch viel Arbeit. Ein 14. Platz von Fabio Gstrein in Val d'Isere war bis jetzt das Höchste der Gefühle.
Bei den Damen zählt Mirjam Puchner nach ihren drei Stockerlplätzen in den Speed-Bewerben zu Österreichs größten Medaillen-Hoffnungen. Mit einer Edelmetall spekulieren darf auch Ramona Siebenhofer. Die Steirerin verpasste in den schnellen Disziplinen als Vierte zwei Mal das Podest knapp und präsentierte sich auch im Riesentorlauf trotz fehlerhafter Läufe schnell.
Im Slalom ruhen die Hoffnungen primär auf Katharina Liensberger, die als bestes Ergebnis einen Vierten Platz in Killington zu Buche stehen hat und zur Zeit aufgrund einer Coronavirus-Infektion pausieren muss.
Kunstbahnrodeln
Medaillen-Tipp: 2 x Gold, 2 x Silber, 1 x Bronze
Österreichs Kunstbahnrodler zählen bei Großereignissen schon lange als zuverlässige Medaillen-Lieferanten. Doch die Spiele in Peking könnten alles bisher Dagewesene in den Schatten stellen.
Nach den aktuellen Leistungen im Weltcup zählen die rot-weiß-roten Kufen-Spezialisten nicht nur im Herren- und Doppel-Bewerb zu den Gold-Kandidaten, auch bei den Damen ist die Hoffnung auf eine Gold-Medaille berechtigt. In Altenberg durften das ÖRV-Team durch Madeleine Egle, Wolfgang Kindl und den Doppelsitzer Thomas Steu/Lorenz Koller über drei Siege jubeln. Unmittelbar vor der Weihnachtspause schrieb der ÖRV beim Heim-Weltcup in Innsbruck-Igls Geschichte, als in allen sieben Rennen zumindest ein Österreicher bzw. eine Österreicherin am Podest stand.
Ihr Olympia-Ticket bereits fix in der Tasche haben Egle, David Gleirscher (Olympia-Sieger 2018), Kindl sowie Yannik Müller/Armin Frauscher. Bei Steu/Koller, die nach ihrem Trainingsunfall in Sotschi zwei Rennen auslassen mussten, ist die Qualifikation nur Formsache. An wen die übrigen Startplätze gehen, will der österreichische Rodelverband erst nach den letzten Rennen Mitte Jänner bekanntgeben.
Skispringen
Medaillen-Tipp: 2 x Gold, 2 x Silber, 1 x Bronze
Mit Sara Marita Kramer und Stefan Kraft hat Österreich zwei ganz heiße Eisen im olympischen Feuer. Die 20-jährige Salzburgerin dominiert die Damen-Konkurrenz nach Belieben. Alles andere als Gold wäre schon fast eine Enttäuschung.
Ihr engerer Landsmann startet nach einer holprigen Saisonvorbereitung aufgrund zahlreicher Blessuren zwar mit einer Nicht-Qualifikation in den Winter, spätestens mit seinem Sieg in Klingenthal hat er aber gezeigt, dass mit ihm zu rechnen ist. Mit Olympia hat Kraft noch eine Rechnung offen, denn eine Olympia-Medaille fehlt ihm noch in seinem illustren Lebenslauf.
Auch Jan Hörl hat mit seinem Premierensieg in Wisla seine Qualitäten unter Beweis gestellt. Sehr gute Chancen auf Edelmetall haben die Österreicher nicht nur in den Einzel- sondern auch im Mixed- und Herren-Teambewerb.
Skeleton
Medaillen-Tipp: 1 x Bronze
Weltcup-Titelverteidigerin Janine Flock plagten zu Beginn der Saison Rückenprobleme. Weshalb die 32-jährige Tirolerin ihren gesamten Fokus auf die Olympischen Spiele im Februar legt. 2018 hatte die dreifache Europameisterin eine Medaille als Vierte knapp verpasst, das soll nicht noch einmal passieren. Trotz der suboptimalen Saison-Vorbereitung schaffte es Flock bereits Anfang Dezember in Altenberg als Dritte auf das Podest und war in den bisherigen Rennen schlechtestenfalls Siebente.
Bei den Herren wird es für den 22-jährigen Samuel Maier wohl noch nicht zu Edelmetall reichen, auch wenn er zuletzt in Altenberg mit Rang fünf aufzeigen konnte.
Bob
Medaillen-Tipp: 1 x Silber
Mit Bob-Pilot Benjamin Maier starte für Österreich ein weiteres heißes Eisen in den Eiskanal. Der Gesamtweltcup-Zweite des Vorjahres darf sich vor allem im Vierer-Bob mit Sascha Stepan, Kristian Huber und Markus Sammer gute Chancen auf die erste rot-weiß-rote Medaille seit 1992 ausrechnen. Damals holte Ingo Appelt in Albertville Olympia-Gold. Mit den Saisonplätzen 4, 5, 2, 6, 3 und 4 stellt der Tiroler auch in dieser Saison seine Konstanz unter Beweis. Der Weg zu Gold führt sowohl im Vierer- als auch im Zweie-Bob über Francesco Friedrich. Der Deutsche konnte alle bisherigen Saison-Rennen für sich entscheiden und ist wohl in Peking eine der größten Gold-Banken der gesamten Winterspiele.
Bei den Damen ist Weltcup-Titelverteidigerin Katrin Beierl weiterhin auf der Suche nach der Form des Vorjahres. Als bestes Ergebnis steht für die Niederösterreicherin und Anschieberin Jennifer Onasanya ein sechster Platz in Innsbruck zu Buche. Vorallem der Start macht dem Duo zu schaffen, weshalb Richtung Olympia das Training dementsprechend angepasst werden soll. Man darf gespannt sein, ob Beierl die Schwierigkeiten rechtzeitig in den Griff bekommt.
Snowboard
Medaillen-Tipp: 2 x Gold, 2 x Silber, 1 x Bronze
Snowboard Cross: Heiße Medaillen-Kandidaten finden sich auch unter den Snowboardern. Bei den Crossern führt der Weg zu Gold über Alessandro Hämmerle. Der Weltcup-Titelverteidiger aus Vorarlberg hat zwei der bisher drei Weltcup-Rennen gewonnen. Neben der Olympia-Generalprobe in Secret Garden zum Saison-Auftakt konnte "Izzi" auch das Heimrennen in Montafon für sich entscheiden. Zuletzt lief es mit Platz fünf in Cervinia zwar nicht nach Wunsch, in Italien jubelte dafür mit Premieren-Sieger Jakob Dusek ein weiterer Österreicher von der obersten Treppe des Podests.
Bei den Snowboardcross-Damen hat Österreich eine potentielle Überraschungskandidatin am Start. Die 23-jährige Pia Zerkhold schaffte es bei der Olympia-Generalprobe in Secret Garden erstmals in das große Finale und wurde Vierte.
Snowboard Alpin: Benjamin Karl (5 x Weltmeister, je 1 x Silber sowie Bronze bei Olympia) und Andreas Prommegger (2 x Weltmeister, 20. Weltcupsieg vor zwei Wochen in Bannoye) wissen, was bei Großereignissen zu tun ist. Beide werden wohl nicht mehr viel Olympia-Bewerbe fahren, aber in China zählen sie zu den Medaillen-Kandidaten.
Auch bei den Frauen setzt Österreich auf Routine. Julia Dujmovits hat bereits Gold, warum nicht noch ein Edelmetall holen? Zudem haben wir mit Daniela Ulbing, die zuletzt in Carezza ihren ersten Weltcupsieg feiern konnte, ein weiteres heißes Eisen im Köcher.
Big Air & Slope Style: Anna Gasser zählt in China zu den Mitfavoritinnen auf Edelmetall in Big Air und Slopestyle. Nach Gold im Big Air 2018 liegt der "Überfliegerin" Gold im Slopestyle besonders am Herzen. Auch ihr Lebensgefährte Clemens Millauer zeigte mit Platz zwei in Steamboat Springs, dass mit ihm zu rechnen ist.
Biathlon
Langlauf
Freeski
Medaillen-Tipp: 1 x Gold
Matej, wer? Matej "Überflieger" Svancer. Der gebürtige Tscheche, der mit seinen Eltern im Alter von zehn Jahren nach Kaprun übersiedelte, ist der Shootingstar des Olympia-Winters. Der 17-Jährige hat die beiden bisherigen Big-Air-Bewerbe dieser Weltcup-Saison für sich entscheiden können. Im Slopestyle belegte er beim bisher einzigen Bewerb den 14. Platz.
Im März 2021 hat sich der Youngster bei den Junioren-Weltmeisterschaften in Russland Gold im Big Air sowie im Slopestyle gesichert. Seit Juni 2021 darf der Salzburger auch offiziell unter österreichischer Flagge fliegen. Angesichts seiner bisherigen Erfolge wäre es alles andere als eine Überraschung, würde der Jugend-Olympiasieger 2020 in Lausanne in China mit Gold um den Hals die Hymne "Land der Berge..." hören.
Nordische Kombination
Medaillen-Tipp: 2 x Silber, 1 x Bronze
Die Chance auf Gold in den Einzel-Bewerben von der Normal- und Groß-Schanze ist ob der Dominanz von Jarl Magnus Riiber für den Rest der Welt wohl eher gering, doch dahinter ist sehr viel möglich. Doppel-Weltmeister Johannes Lamparter gilt dabei als größte rot-weiß-rote Medaillen-Hoffnung. Auch wenn es zuletzt beim Heim-Weltcup in Ramsau mit den Plätzen vier und elf nicht optimal gelaufen ist, zählt der 20-Jährige neben den deutschen Kombinierern zu Riibers größten Herausforderern. So kombinierte der Tiroler beim Saison-Auftakt im finnischen Ruka zwei Mal aufs Podest, auch in Lillehammer konnte nur Riiber seinen Sieg verhindern. In der Weltcup-Wertung ist Lamparter erster Verfolger des Norwegers.
Bei optimalen Rennverlauf ist auch dem sprungstarken Mario Seidl durchaus eine Medaille zuzutrauen, auch wenn seine Chancen auf Edelmetall vor allem in der Staffel groß sind. 2018 durfte das österreichische Quartett in Pyeongchang über Bronze jubeln. Im bisher einzigen Staffel-Rennen dieses Winters mussten sich die Österreicher in Lillehammer im Kampf um Platz drei zwar knapp Japan geschlagen geben, waren allerdings nicht in Bestbesetzung am Start.
Ski Cross
Medaillen-Tipp: 2 x Bronze
Für einen Podestplatz hat es bei Österreichs Ski Crossern in dieser Saison zwar noch nicht gereicht, Katrin Ofner und Johannes Rohrweck haben jedoch mit jeweils vierten Plätzen bei der Olympia-Generalprobe in Secret Garden gezeigt, dass ihnen der Parcours liegt.
Tristan Takats stand zuletzt in Innichen erstmals in einem großen Finale. Warum also sollte es nicht spätestens bei Olympia mit dem einen oder anderen Stockerlplatz für die Österreicher klappen?
Eisschnelllauf
Medaillen-Tipp: -
Vanessa Herzog hat sich trotz eines Mitte November erlittenen Bandscheibenvorfalls über 500 und 1.000 m qualifiziert. Ob die 26-Jährige in Peking an den Start gehen wird, ist allerdings noch offen. "Wir gehen bei Olympia auch nur an den Start, wenn Vanessa im Bereich der Top 5 laufen kann. Sonst lassen wir es", hatte ihr Ehemann, Trainer und Manager Thomas Herzog Mitte November gemeint.
Bei den Herren hat sich der Tiroler Gabriel Odor einen Quotenplatz im Massenstart gesichert. Medaillenkandidat ist der 21-Jährige aber keiner.
Eiskunstlauf
Medaillen-Tipp: -
Im Eiskunstlauf ist Österreich durch die 18-jährige Vorarlbergerin Olga Mikutina, die mit einem starken achten Platz bei der WM im März einen Quotenplatz errungen hat, vertreten. Im Paarlauf sind die WM-Elften Miriam Ziegler und Severin Kiefer am Start. Realistisch gesehen, gehen Österreichs Medaillenchancen gegen Null.
Dass jedoch bei Olympischen Spielen alles möglich ist, hat spätestens 2018 die Tschechin Ester Ledecka mit Gold im Super-G und Parallel-Riesentorlauf der Snowboarder gezeigt. Mögen die Spiele (bald) beginnen.