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Lukas Greiderer nach Bronze: "Nahtod-Erfahrung"

Der Bronze-Gewinner hat sich noch nie in seinem Leben so verausgabt.

Lukas Greiderer nach Bronze: Foto: © GEPA

Der Tiroler Lukas Greiderer hat mit dem Gewinn der Bronze-Medaille für einen erfreulichen Einstand der Nordischen Kombinierer bei den Olympischen Winterspielen von Peking gesorgt.

Gold im Normalschanzen-Bewerb schnappte sich am Mittwoch in Zhangjiakou der Deutsche Vinzenz Geiger vor Jörgen Graabak aus Norwegen. Weltcupleader und Weltmeister Johannes Lamparter (20) wurde in coronabedingter Abwesenheit einiger Größen nach anfänglicher Nervosität beim Olympia-Debüt nur Vierter.

Österreichs Kombinierer verlängerten dank Greiderer ihre Medaillen-Serie. Seit den Spielen 2002 gab es immer zumindest ein Stück olympisches Edelmetall. In Peking sorgte Greiderer nach Slalom-Silber von Katharina Liensberger für die neunte österreichische Podestplatzierung. Medaillenspiegel >>>

Für den 28-Jährigen ist es der mit Abstand größte Karriereerfolg seit dem WM-Titel im Teamsprint in Oberstdorf 2021. Erst dreimal stand er bisher im Einzel auf dem Weltcup-Podest.

"Ich habe mich noch nie in meinem Leben so verausgabt, aber das war es wert, jetzt habe ich das Edelmetall", sagte Greiderer überglücklich nach überwundenen "Nahtod-Erfahrungen", sagte Greiderer im ORF. "Das war das härteste Rennen in meinem Leben, ich habe gewusst, jetzt laufe ich bis ich nicht mehr kann."

Lamparter greift "bei der Großen" wieder an

Die weiteren Österreicher: Franz-Josef Rehrl verlor auf der Loipe noch zwei Plätze und landete auf Platz neun. Martin Fritz wurde Elfter. Durchwegs wegen Corona fehlten die Topleute Jarl Magnus Riiber (NOR), Kristjan Ilves (EST) sowie Eric Frenzel und Terence Weber (beide GER).

Lamparter hielt den riesengroßen Erwartungen (noch) nicht stand. "Ob ich jetzt Vierter oder 21. werde, ist wurscht", meinte dieser danach enttäuscht. "Natürlich will man bei Olympia was reißen. Es hat heute eben nicht geklappt, mit 20 Jahren passt das auch ganz gut als Premiere", sagte der Tiroler. "Ich werde bei der Großen wieder anreifen."

Er sei im Zielanstieg nicht mehr mitgekommen, anders als Geiger, der den Turbo anwarf. "Wenn der Vinzenz was riecht und merkt, er kann eine Medaille machen, dann zieht er das durch."

Die Medaille hatte Lamparter wohl schon im Springen als Siebenter mit 1:04 Rückstand verloren. Der Jungstar hatte danach eingestanden, vor dem Sprung ein bisschen nervös gewesen zu sein. "Der Sprung war ganz okay, aber es war keine Bombe nach vorne."

Rydzek bricht ein

Greiderer indes hatte als Zweiter nach einem 103,5-m-Sprung eine hochzufriedene Halbzeitbilanz gezogen. Selten war es auf den Schanzen zuletzt so gut gelaufen. "Der Sprung war echt mega-geil. Das war der beste Sprung genau zum richtigen Zeitpunkt, den ich da ausgepackt habe."

38 Sekunden Rückstand nahm er in die Loipe auf Ryota Yamamoto mit. Der sprungstarke Japaner (108 m) war aber schon nach der ersten von vier 2,5-km-Schleife aber eingeholt, Greiderer übernahm gemeinsam mit dem Deutschen Duo Johannes Rydzek/Julian Schmid die Führungsarbeit. Dahinter wurden Lamparter und Rehrl, der fünf Sekunden nach dem Tiroler ins Rennen gegangen war, rasch von den starken Läufern Graabak und Geiger gestellt.

Zur Halbzeit war aus dem Quartett ein Trio geworden: Yamamoto konnte das hohe Tempo nicht mehr mitgehen. Greiderers Medaille war mit einer halben Minute "abgesichert". Eine Runde später wurden Rydzek und Greiderer auch Schmid los, ehe jedoch auch Greiderer Rydzek ziehen lassen musste.

Noch nie so ein Rennen erlebt

Der Deutsche aber brach auf dem letzten Kilometer ein, während Geiger sowie Graabak mit einem Höllentempo an allen vorbeiflogen und ihre Aufholjagd (1:28 in Geigers Fall) krönten. Im Zielsprint setzte sich der Deutsche um 0,8 Sekunden durch.

"Atemberaubend. Ich bin sprachlos. Ich kann es einfach nicht glauben. Das ist so verrückt", sagte Geiger, der als Kontaktperson seiner Teamkollegen Frenzel und Weber keine optimale Vorbereitung hatte.

"Bei mir war echt schon Riesenchaos. Es war echt hart. Es war nicht einfach als Kontaktperson, ich war allein in meinem Zimmer", erzählte der 24-Jährige, der auch seinen Trainer vollauf begeisterte.

"So ein Rennen habe ich in meiner langen Laufbahn noch nie erlebt", meinte Bundestrainer Hermann Weinbuch.

Lamparter freut sich für Greiderer: "Megaleistung"

Greiderer hatte noch letzte "Körner", um Rydzek wieder einzuholen und den Angriff von Lamparter auf den letzten Metern abzuwehren. 2,8 Sekunden Vorsprung auf seinen Landsmann rettete er über die Ziellinie.

Dieser gratulierte dem "coolen Typen" Greiderer danach artig. "Dass er Laufen kann, wissen wir alle und dass er ein Fighter bis zum Schluss ist, ist ganz klar. Es freut mich voll für ihn, Megaleistung, Hut ab, taugt mir voll für ihn."

Nach fünf Ruhetagen haben die Österreicher bei den Peking-Spielen noch zwei weitere Medaillenchancen. Am Dienstag folgt der Bewerb von der Großschanze, zwei Tage später steigt der Teambewerb.

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