Österreichs Nordische Kombinierer sorgen für die bereits neunte rot-weiß-rote Medaille bei den Olympischen Spielen in Peking! Lukas Greiderer (im Bild rechts) erobert Rang drei und damit Bronze im Normalschanzen-Bewerb.
Greiderer - Zweiter nach dem Springen - läuft bis zur Schlussrunde auf Silber-Kurs hinter dem Deutschen Johannes Rydzek, ehe dessen Landsmann Vinzenz Geiger und der Norweger Jörgen Graabak aus der Gruppe der Verfolger kurz vor dem Ziel den Turbo zünden und an Rydzek sowie Greiderer vorbei gehen.
Während Rydzek völlig am Ende ist und auf Rang fünf zurückfällt, kämpft sich der Tiroler Teamsprint-Weltmeister von 2021 in einem dramatischen Finish mit letzten Kräften zu Bronze (+6,6). Weltmeister Johannes Lamparter - Fünfter nach dem Sprung - wird bei seinem Olympia-Debüt Vierter (+9,0).
Franz-Josef Rehrl als Neunter (+1:09,6) und Martin Fritz als Zwölfter (+1:45,7) komplettieren ein starkes ÖSV-Ergebnis.
Österreichs Kombinierer haben damit seit den Spielen 2002 immer zumindest eine Olympia-Medaille geholt. In Peking sorgte Greiderer nach Slalom-Silber von Katharina Liensberger für das nächste österreichische Edelmetall.
Greiderer nutzt seine letzten "Körner"
38 Sekunden Rückstand nahm Greiderer in die Loipe auf Sprung-Sieger Ryota Yamamoto mit. Der sprungstarke Japaner (108 m) war aber schon nach der ersten von vier 2,5-km-Schleife aber eingeholt, Greiderer übernahm gemeinsam mit Johannes Rydzek die Führungsarbeit. Dahinter wurden Lamparter und Rehrl, der fünf Sekunden nach dem Tiroler ins Rennen gegangen war, rasch von den starken Läufern Graabak und Geiger gestellt.
Zur Halbzeit war aus dem Quartett ein Trio geworden: Yamamoto konnte das hohe Tempo nicht mehr mitgehen. Greiderers Medaille war mit einer halben Minute "abgesichert". Eine Runde später wurden Rydzek und Greiderer auch Schmid los, ehe jedoch auch Greiderer Rydzek ziehen lassen musste. Der Deutsche aber brach auf dem letzten Kilometer ein, während Geiger sowie Graabak mit einem Höllentempo an allen vorbeiflogen und ihre Aufholjagd (1:28 in Geigers Fall) krönten. Im Zielsprint setzte sich der Deutsche um 0,8 Sekunden durch.
Greiderer hatte noch letzte "Körner", um Rydzek wieder einzuholen und den Angriff von Lamparter auf den letzten Metern abzuwehren. 2,8 Sekunden Vorsprung auf seinen Landsmann rettete er über die Ziellinie. Dieser gratulierte dem "coolen Typen" Greiderer danach artig. "Dass er Laufen kann, wissen wir alle und dass er ein Fighter bis zum Schluss ist, ist ganz klar. Es freut mich voll für ihn, Megaleistung, Hut ab, taugt mir voll für ihn."
Nach fünf Ruhetagen haben die Österreicher bei den Peking-Spielen noch zwei weitere Medaillenchancen. Am Dienstag folgt der Bewerb von der Großschanze, zwei Tage später steigt der Teambewerb.
Stimmen:
Lukas Greiderer: "Dass es nicht mehr geht, habe ich mir auf der Loipe auch schon gedacht. Ich hab mir am Schluss schon gedacht, dass sich eine Medaille ausgeht. Aber dann sind der Vinzenz und der Joergen dahergebraust - das hat keiner auf der Strecke gesagt. Ich hab dann nur probiert, irgendwie dranzubleiben und dann habe ich die Bronzemedaille geholt. Es war das härteste Rennen meines ganzen Leben. Ich hab mir gesagt: Jetzt lauf ich, bis ich nicht mehr kann. Mit der Kälte ist hart - es fahrt überall rein. Das Material war ein Hammer. Bronze bedeutet mir viel! Eine Einzelmedaille bei Olympia zu machen - das passiert nicht jedem. Einfach so geil! Dass ich um die Medaillen mitkämpfe, hätte ich mir nicht gedacht. Heute hat alles zusammengepasst - es war ein Supertag!"
Johannes Lamparter: "Es war ein zaches Rennen. Vorne sind sie extrem schnell gelaufen - vielleicht die Spur zu schnell. Sobald der Vinzenz etwas riecht, gibt er so Gas. Unglaublich. Im Finish war es bitter. Man sieht, dass es um Gold geht oder die Medaillen - aber ich bin nicht mitgekommen. Aber super für den Luki - mega! Dass Luki laufen kann, wissen wir alle. Dass er fighten kann bis zum Schluss, hat er heute gezeigt. Es taugt mir voll für ihn."
ÖSV-Cheftrainer Christoph Eugen: "Es war unglaublich spannend! Bis zum Schluss hat man nicht gewusst, wer vorne sein wird. Hochspannend - ein Weltklasse-Rennen! Luki hat eine Medaille gemacht - das ist schon ein bisschen unerwartet. Aber er war heute richtig locker drauf. Heute hat er ein Super-Rennen gemacht. Sehr taktisch. In der ersten Runde Tempo gemacht - dann hinten reingestellt und sich ein paar Reserven gelassen. Und dann hat er im Kampf um die Medaillen den dritten Platz gemacht."
Franz-Josef Rehrl: "Ich hab eigentlich ein sehr gutes Rennen gehabt. Am Schluss geht mir ein bisserl das Schmalz aus. Ich habe in der zweiten Runde gewusst, dass der Luki einen Mega-Chance hat. Ich hatte einen Super-Ski und er hat den besseren bekommen. Ich hab den Luki noch im Ziel kurz gesehen. Er hat gemeint, er will sterben - so hart war es. Nach der Schanze habe ich schon gewusst, dass ich keinen Auftrag mehr habe um die Medaillen. Aber ich musste ein gutes Zeugnis ablegen, damit ich in den nächsten Bewerben dabei sein kann. Ich denke, das habe ich gemacht. Wenn es auf der Großschanze mit dem Springen auch hinhaut, dann rede ich auch um die Medaillen mit. "
Martin Fritz: "Greidi ist so ein unglaublicher Typ. Der hat sich in den Trainings so schwer getan auf der Schanze. Und dann haut er im letzten Trainingssprung einen raus und weiß wieder, wie das skispringen geht."