Im Österreichischen Skiverband geht das Hochleistungsalter immer weiter nach oben. Mit dem Thema soziale Absicherung der Athletinnen und Athleten werde man sich intensiv beschäftigen müssen, sagte Sportdirektor Anton Giger in der Bilanz-Pressekonferenz bei den Winterspielen in China.
Dem gegenüber stand das Olympia-Debüt des erst 17-jährigen Ski-Freestylers Matej Svancer, der vom Ereignis überfordert weit unter seinem Potenzial blieb. Da gelte es Vorsorge zu treffen.
"Ich kam mir vor wie ein kleiner Fisch im großen Glas, der von allen beobachtet wird", hatte Svancer gesagt, nachdem er als zweifacher Big-Air-Weltcupsieger an der Final-Qualifikation in dieser Disziplin (26.) gescheitert und im Slopestyle Achter geworden war. Er hatte kritisiert, dass es nur um Erwartungen und Medaillen, nicht aber um den Sport an sich gegangen und alles so stressig gewesen sei.
"Gezielt auf Persönlichkeit eingehen"
Darauf angesprochen, wie man junge Sportler an ein Großereignis heranführe, meinte ÖSV-Präsidentin Roswitha Stadlober, dass man daraus lernen werde. Man werde in Zukunft im Vorfeld Gespräche führen, um so etwas "abzufedern". "Aber doch Freiheiten zu lassen, weil das ist ja auch noch ein Freigeist, ein junger Bursche, der die Welt und Olympia erobern will, aber das Rundherum noch nicht so realistisch wahrnimmt."
Man sei gefordert, junge Athletinnen und Athleten in eine Richtung zu führen und zu unterstützen. Es sei aber vielleicht auch der Sportart geschuldet. "Man muss ganz individuell und gezielt auf die Persönlichkeit eingehen", sagte Stadlober.
Dem pflichtete Giger bei. "Wir versuchen unsere Sportler in jeder Beziehung gut zu unterstützen und vorzubereiten. Wir sind nicht davor gefeit, dass dann am Tag X nicht die Leistung abgerufen wird, die wir uns alle wünschen. Matej ist ein noch sehr junger Athlet. Man sieht öfter, dass so junge noch nicht so stabil sind in der Leistung und mehr Schwankungen drinnen haben. Das muss man dann schon miteinbeziehen."
Der "Ziehharmonikaeffekt"
Svancer sei aber ein absoluter Ausnahmesportler und mit 17 schon bei den Olympischen Spielen dabei gewesen. In den ÖSV-Sparten sehe er eher den gegenteiligen Effekt, nämlich dass das Hochleistungsalter immer mehr nach oben gehe, erläuterte Giger. Vor zwei Jahren habe man gesagt, dieses beginne mit 26, 27 Jahren, jetzt würden aber noch ältere Athleten erst so richtig zuschlagen. "Dieser Ziehharmonikaeffekt Richtung Hochleistungsalter wird uns im Skiverband heuer ganz intensiv beschäftigen, weil das bringt natürlich einige Fragen mit sich", sagte der Sportdirektor.
Zum Beispiel das Thema soziale Absicherung nach der Schule. Waren Sportlerinnen und Sportler vor ein paar Jahrzehnten am Ende ihrer schulischen Ausbildung schon fast an der Weltspitze, so verschärfe das Steigen des Hochleistungsalters dieses Problem massiv.
"Wie gehen wir mit den damit größer werdenden Kadern um? Wie können wir diese Sportlerinnen und Sportler in der Zeit bis zum Erreichen des Hochleistungsalters weiterhin fördern? Wir stehen vor großen Herausforderungen." Giger betonte dabei die Wichtigkeit der finanziellen Absicherung durch Unterstützer wie Heer, Polizei, Zoll und anderen Ausbildungsprogrammen.
Biathlon-Chef Franz Berger bezeichnete die soziale Absicherung für seinen Verband zuletzt bereits als "Problem". Denn: "Solange oben keiner ausscheidet, kann unten keiner eintreten." Topnationen wie Norwegen und Deutschland würden ein ähnliches Modell fahren, hätten aber "viel mehr Plätze zur Verfügung", berichtete Berger.
"Das ist ein Punkt, wo uns andere Nationen voraus sind und wir nicht jedem immer alles bieten können, dass er sozial 'drüberkommt', bis er dann in einem Exekutivkörper Platz findet." Es gebe genügend Talente in Österreich, aber: "Wir verlieren sie, wenn sie keinen Kaderplatz oder abgesicherten Platz haben. Dann hören sie auf."