Claudia Riegler wird ihrer Snowboard-Karriere das Kapitel Olympia in Peking möglicherweise nicht anfügen können.
Die 48-jährige Salzburgerin, die Ende Dezember eine Covid-19-Infektion überstanden hat, möchte sich aktuell keiner Impfung unterziehen. Stand Donnerstag und auch laut dem aktuellen Standpunkt des Österreichischen Olympischen Komitees wäre dies gleichbedeutend mit einem Olympia-Verzicht. Denn das ÖOC will nur geimpfte Sportler nach China mitnehmen.
Riegler, die am Freitag im letzten Parallel-Weltcup-Riesentorlauf auf der Simonhöhe in Kärnten am Start ist, dürfte als Genesene unter gewissen Voraussetzungen aus Sicht der chinesischen Behörden einreisen, da die 2G-Regel gilt. Allerdings verlangen die Olympia-Organisatoren von ungeimpften Olympia-Teilnehmern, dass sie sich bei Ankunft in Peking 21 Tage in Quarantäne begeben. Dies macht zum Beispiel die Schweizer Snowboarderin Patrizia Kummer.
"Das ÖOC-Präsidium hat von Claudia Riegler bis 23.1. einen Antikörper-Test und eine Teil-Impfung verlangt. Schon jetzt hat Claudia Riegler uns mitgeteilt, dass sie diesen Auflagen nicht nachkommen wird. Das Österreichische Olympische Komitee bedauert diese Entscheidung", ließ ÖOC-Generalsekretär Peter Mennel am Donnerstag verlauten.
Sportlicher Leiter sieht noch Möglichkeiten
Das Präsidium habe sich auf Anraten der medizinischen Berater schon vor mehreren Monaten dazu bekannt, "aus Gründen der Sicherheit und Gesundheit der Delegationsmitglieder nur geimpfte Personen für die Teilnahme in Peking in Betracht zu ziehen".
Mennel fügte hinzu: "Wir gehen zum aktuellen Zeitpunkt davon aus, dass ausnahmslos geimpfte AthletInnen und BetreuerInnen von den Sportverbänden für das Olympic Team Austria vorgeschlagen werden. Aktuell rechnen wir mit rund 105 Aktiven. Die offizielle Nominierung erfolgt am 24. Jänner in Wien."
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Der von der APA am Donnerstag zu dem Thema angesprochene Sportliche Leiter im ÖSV für Snowboard, Christian Galler, sieht offenbar noch Möglichkeiten. "Stand ist der, dass es seitens der chinesischen Behörden eine Einreisegenehmigung gibt, auch in einem ungeimpften Zustand ohne Quarantäne als Genesene. Die zweite Geschichte ist, dass von unserer Seite alle Anstrengungen unternommen werden, dass wir sie nennen dürfen, wenn sie natürlich dann dementsprechend die Voraussetzungen erbringt."
Dazu bedürfe es derzeit noch eines Antikörpertests und einer Teilimpfung. "Teil eins ist für Montag geplant und der Rest dann zeitnah zu einem späteren Zeitpunkt, also zwischen 22. und 24.1. müsste sie dann die Impfung noch machen."
"Wir haben schon genug gesprochen"
Galler bestätigte, dass sich Riegler derzeit eine Impfung nicht vorstellen kann. "Das ist der derzeitige Stand, dass es sich für sie nicht gut anfühlt, das ist ihre private Entscheidung und die hält sie sich relativ lange offen." Zur Reaktion des ÖOC müsse man aus seiner Sicht auch abwarten, "was in der Gesamtheit mit Impfpflicht und ähnlichen Sachen rauskommt". Man werde die Grundsatzentscheidung des ÖOC aber respektieren.
Weitere Überzeugungsarbeit in Richtung Claudia Riegler werde es in Sachen Impfung nicht geben. "Wir haben schon genug gesprochen, wir respektieren jede Meinung: Wenn sie das Gefühl hat, dass es gut ist und die Performance stimmt, wird sie selbst wissen, was zu tun ist."
Riegler: "Weiß nicht, wie mein Körper reagiert"
Riegler selbst äußerte sich dazu am Donnerstag ausführlich. "Das ÖOC nominiert und da heißt es halt, dass keine Ungeimpften nach China dürfen. Stand der Dinge ist, dass es momentan so aussieht, als ob ich nicht einreisen kann."
Einer Impfung steht die 48-jährige Sportlerin aktuell sehr skeptisch gegenüber: "Ich muss sagen, so kurz nach einer Infektion, ich habe ja über Weihnachten Corona gehabt, und so knapp vor den Olympischen Spielen fühlt sich das für mich nicht richtig und gut an. Ich weiß nicht, wie mein Körper reagiert, auch wenn es zum Teil nur seltene Nebenwirkungen gibt, gibt es keine Garantie, dass sich das bei mir nicht auswirkt", konstatierte Riegler.
Sie sei nicht generell gegen das Impfen oder diese Impfung, aber es sei eben ihre persönliche Entscheidung. Allerdings war sie schon vor ihrer Covid-19-Infektion skeptisch. "Ich bin schon generell eine, die abwartet, schaut ob noch was passiert, aber da hätte ich eher noch spekuliert, in Quarantäne zu gehen. Aber, dass ich als Ungeimpfte rüberkomme, da habe ich nicht so große Chancen gesehen", gestand die Snowboarderin.
Patrizia Kummer, ihre Schweizer Snowboardkollegin, hat den Weg der dreiwöchigen Quarantäne gewählt. "Dafür wäre es jetzt zu spät, aber ich hätte es mir vorstellen können. Ich weiß, da gibt es ganz viele, die meinen das ist ganz unmöglich, aber ich weiß, dass sich sehr viel bei uns im Kopf abspielt."
Die Chance, dass Riegler ihre fünften Olympischen Spiele absolviert, sind aktuell aber gering. "Es war nicht leicht die letzten Wochen und Monate, aber letztendlich geht es bei mir immer darum, was sagt mein Herz und wie fühlt sich etwas für mich an. Ich bin bisher immer sehr gut damit gefahren und habe sehr viele Erfolge gefeiert."
Zu diesem Thema sehe sie sich jedenfalls nicht in einer Vorbildrolle, in die Sporterlinnen und Sportler oft gedrängt werden. "Jeder soll für sich selbst entscheiden. Der Körper ist mein Kapital, und mit dem arbeite ich in meiner Karriere seit fast 28 Jahren und ich höre sehr viel auf meinen Körper. Ich spüre da halt sehr viel."