Großen Rummel meiden die Olympia-Bronzemedaillengewinner Thomas Steu und Lorenz Koller gerne.
"Ist ja nur die Bronzemedaille, daran wird sich nichts ändern", hofft Steu nach Platz drei im Doppelsitzer-Bewerb bei den Winterspielen in Yanqing. "Außer auf Instagram, da nehmen wir ganz viele Follower auf", fügt lachend Koller hinzu.
Die beiden formulieren dann auch gleich ein neues Ziel, weniger sportlich, mehr sozial. "100.000 Follower. Da fehlen nur noch 98 Prozent."
Die verflixte Kurve 13 führte zu "kurzem Schockmoment"
Kurz zuvor war ihnen im anspruchsvollen Olympia-Eiskanal weniger zum Scherzen zumute gewesen, die verflixte Kurve 13 hätte sie beinahe aus ihrem Medaillentraum gerissen.
"Ich hatte schon einen Grinser drauf, denn der kurze Schockmoment, da war ich nicht mehr so entspannt. Wir haben es ins Ziel gerettet, jetzt bin ich megahappy und stolz", berichtet Steu, der zur Medaille auch seinen 28. Geburtstag feiert.
Steu/Koller setzen eine stolze Doppelsitzer-Serie fort. 2006 und 2010 ging Olympia-Gold jeweils an die Brüder Andreas und Wolfgang Linger. 2014 in Sotschi landeten diese auf dem Silber-Rang, 2018 in Pyeongchang war jener Platz an Peter Penz/Georg Fischler vergeben.
"Andreas Linger ist hier, Peter Penz ist hier, Tobias Schiegl ist hier. Alle, die gut waren bei den Doppelsitzern, arbeiten mit uns, helfen uns, das ist so cool, dass wir das weiterführen dürfen", sagt Koller.
Viele Stürze in jungen Jahren: "Das waren harte Lernjahre"
Steu begann mit zehn Jahren auf einer alten Bahn in Bludenz zu rodeln, Koller fand in Innsbruck über eine in der Volksschule angebotene Nachwuchsveranstaltung zum Rodelsport. Rasch fuhr er sein erstes Rennen. "Es war eine coole Sache, weil ich nahe an der Bahn aufgewachsen bin, die Wege waren kurz."
Das Duo fand beim Training in Innsbruck sportlich zusammen, bildet seit 2011 ein Team und wurde für Jugend-Olympia 2012 in Innsbruck zu einem Doppelsitzer zusammengespannt. Sie landeten auf Rang vier und feierten im Mixed-Teambewerb die Bronzemedaille.
Mir ist es recht, dass ich normal einkaufen gehen kann und mich niemand kennt.
In jungen Jahren bauten sie viele Stürze, erlitten blaue Flecken und Prellungen. "Das waren harte Lernjahre", erinnert sich Koller in der Stunde des sportlich bisher größten Erfolges zurück. Und Steu wollte es damals mit dem Doppelsitzer schon sein lassen, wurde aber von einem Trainer zum Weitermachen "fast genötigt". Das könne etwas Großes werden, hatte er zu hören bekommen.
"Wir stehen beide nicht gern in der Öffentlichkeit"
Hilfreich beim Werdegang waren auch die Brüder Linger, die feststellten, dass der verwendete Schlitten kaum fahrbar war - mit dem neuen Material kehrte auch die Freude zurück.
Im Nachwuchsbereich gab es für Steu/Koller WM-Titel 2014 (Junioren) und 2017 (U23). 2018 gewannen sie ihr erstes Weltcuprennen. Es folgten internationale Medaillen in der Männer-Klasse und der Weltcup-Gesamtsieg 2020/21.
Die beiden sind auch privat befreundet - und wie erwähnt von ruhigerem Gemüt. Steu bedauert nicht, dass er nicht so im Rampenlicht steht. "Mir ist es recht, dass ich normal einkaufen gehen kann und mich niemand kennt."
Dem kann der Rodelpartner nur beipflichten. "Wir stehen beide nicht gern in der Öffentlichkeit", erklärt der 27-jährige Innsbrucker Koller, der zudem am liebsten ohnehin in der Werkstatt am Schlitten baut.