Eine Olympiamedaille wäre für Rodlerin Madeleine Egle die Krönung ihrer Erfolgssaison, die sie mit dem Sieg beim Testevent im November 2021 in Yanqing eingeläutet hat.
Freilich war der Eisaufbau in der Olympiabahn damals anders und die Temperaturen des Eises und der Luft wärmer, zuzutrauen ist der Tirolerin dennoch viel.
Los geht es mit dem ersten Lauf am Montag um 12.50 Uhr MEZ (im LIVE-Ticker), es folgt anschließend ein weiterer, ehe am Dienstag die finalen zwei Durchgänge durchgeführt werden. Dieses Format gibt es nur bei Olympia.
Egle sieht mit der Nacht Pause kein Problem auf sie zukommen. "Es kann vorbei sein, oder du hast noch Chancen. Aber die Einstellung muss immer Vollgas sein. Wenn es schlecht ausschaut, willst du mehr. Wenn es gut ausschaut, musst du angreifen, sonst gewinnst eh auch nichts."
Das Format mache das Rennen aber zusätzlich spannend. "Im Training ist es extrem selten, dass du vier konstante Läufe hast. Es wird nicht perfekt sein, aber du musst das Beste daraus machen und die wenigsten Fehler."
Durch Zufall zum Rodeln
Zum Rodeln kam sie übrigens durch Zufall, was komisch klingt, da sie die Großnichte der dreifachen Olympiateilnehmerin Angelika Schafferer ist. "Bis ich 16 war, habe ich gar nicht gewusst, dass sie gerodelt ist", sagt Vize-Europameisterin Egle im Gespräch mit der APA.
Die Leistungen im Winter geben der Olympia-Neunten von vor vier Jahren viel Selbstvertrauen. "Ich glaube, dass es für mich auf jeder Bahn möglich ist, auf das Podest zu kommen." Der Olympia-Eiskanal in Yanqing ist technisch sehr anspruchsvoll, auch spürt man den Wind deutlich, der hier scheinbar immer weht. Das hat auch die Wirtschaftsstudentin ("Ich mache nebenbei für den Kopf etwas, man braucht auch mal Abstand zum Rodeln") festgestellt.
Fünf Saisonsiege hat Egle eingefahren, dazu wurde sie Gesamtweltcup-Zweite hinter der Deutschen Julia Taubitz. Diese sowie deren Landsfrauen Natalie Geisenberger, Olympiasiegerin 2014 und 2018 und auch 2022 Topfavoritin, und Anna Berreiter kommen mit der Bahn ebenfalls gut zurecht, aber auch die Russinnen beispielsweise. Geisenberger eröffnet den Medaillenkampf, Egle kommt mit Nummer zwei, Lisa Schulte mit zehn und Hannah Prock mit zwölf.
Über eine lange Zeit war Deutschland das Um und Auf im Frauen-Rodelsport. Für Egle ging es aber nie nur darum, mal die Deutschen im Weltcup zu schlagen. "Es mischen ja mehrere Nationen mit. Ich wollte immer nur selber mal da oben stehen und meine Ziele erreichen." Schon das erste Podest sei für sie etwas "Cooles" gewesen.
Prock: "Es war nicht mehr ganz so der extreme erste Schock"
Auch Lisa Schulte und Hannah Prock zeigten im Training für den Frauen-Einsitzerbewerb bei den Winterspielen in China auf.
Schulte rechnet an der Spitze mit den "üblichen Verdächtigen", in vier Läufen sei aber viel offen, da könne viel passieren. "Ich schätze meine Chancen wie bei allen anderen Weltcups auch ein." Freilich darf zuversichtlich stimmen, dass sie bei der Generalprobe im Olympia-Eiskanal Weltcupdritte war. Auch die Trainingsleistungen im Yanqing National Sliding Center stimmten.
Verbandspräsident Markus Prock sieht Egle und Schulte gut für das Spitzenfeld. "Hannah kann vorne mitschnuppern", sagt er über seine Tochter. "Ich bin unterstützend dabei, mein Wissen und die Erfahrung sind eine gewisse Sicherheit für sie." In Pyeongchang schon einmal bei Olympia gewesen zu sein (17.), habe ihr die erste Nervösität genommen, meint die Tochter. "Es war nicht mehr ganz so der extreme erste Schock."
Sie will vor allem Ruhe bewahren, auch wenn es im ersten Lauf nicht so gut klappen sollte. "Man kann hier viel rausholen. Ich muss locker bleiben, darf nicht überreagieren, muss das Ganze genießen." Sie probiere, nicht viel an Platzierungen zu denken, einen Rang zwischen sechs und zehn hält sie für realistisch. Die vier Durchgänge betrachtet Prock als zwei Rennen hintereinander.