Sie sei bei den Olympischen Spielen in China, weil sie etwas erreichen wolle! "Ich bereite mich jetzt so lange auf die vier Minuten vor, ich will das Beste abliefern, das geht."
Skeletonfahrerin Janine Flock weiß, wie es sich anfühlt, wenn letztlich weniger als ein Wimpernschlag zur Erfüllung des Traumes fehlt. Vor vier Jahren in Pyeongchang hatte die Tirolerin nach drei Läufen noch geführt, am Ende verpasste sie als Vierte Bronze um 2/100 Sekunden.
Es oben gut treffen, um Speed zu machen, den Lauf sauber fahren - das könnte am Freitag und Samstag das Erfolgsrezept auf der anspruchsvollen Bahn in Yanqing sein. "Es war eine durchwachsene Saison, ich habe sehr viel gelernt. Es wäre optimal, vier Läufe auf den Punkt zu treffen, ich werde die Konzentration und den Fokus darauflegen. Man wird mit unvorhersehbaren Dingen rechnen müssen, man muss darauf reagieren und auf Zug bleiben", sagte Flock im Gespräch mit der APA.
Großer Favoritenkreis! "Brauchen uns nicht verstecken"
Im Training lief es zusehends besser. "Wir haben uns von Lauf zu Lauf hingearbeitet", schilderte Flock. Am Mittwoch, dem dritten und letzten Vorbereitungstag auf der Bahn, fuhr die 32-Jährige ihre erste Bestzeit, im Abschlusstraining war sie Dritte. "Wir haben die Dinge umsetzen können." Wichtig sei es aber, bei den Spielen etwas in der Tasche zu haben, das noch keiner gesehen habe.
Diesbezüglich reiste Flock mit einem guten Gefühl nach China. "Wir haben noch nicht alles aufgedeckt", sagte ihr Trainer und Freund Matthias Guggenberger nach dem Abschlusstraining. "Wir haben noch nie einen Lauf gehabt, in dem wir alle Komponenten zusammenspielen haben lassen." Das sei wahrscheinlich auch bei der Konkurrenz der Fall. "Ich weiß aber jetzt schon, wir brauchen uns nicht verstecken. Wir können sehr offensiv in das Rennen gehen."
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Der Kreis der Medaillenkandidatinnen ist groß. Nach den Trainingsleistungen muss man auch die 19-jährige Chinesin Zhao Dan dazuzählen. "Die Chinesinnen haben einfach hunderte Fahrten auf dieser Bahn, sie gehören auch zum Favoritenkreis", erklärte Flock. Dazu sei aber noch mit zahlreichen anderen Nationen zu rechnen, allen voran den Deutschen. "Das Feld bei den Damen ist sehr dicht, so soll es aber auch sein. Das macht es für die Zuschauer spannend."
"Ich darf nicht über die Grenzen gehen"
Rückblickend auf die vier Jahre sei Olympia 2018 in Korea sehr prägend gewesen, meinte Flock. Was die Materialabstimmung betreffe, habe man eine "Schatzkiste an Erfahrungen", um mit allen Situationen und Szenerien zurechtzukommen. "Ich möchte umsetzen, was wir uns erarbeitet haben. Ich will die vier Läufe mit Freude angehen, ich möchte sie genießen können. Trotzdem weiß ich, dass ich angespannt und nervös sein werde. Es muss auch ein bisschen passieren, man braucht Glück, Tagesverfassung, es muss vieles zusammenspielen."
Mitte Jänner gewann die dreimalige Europameisterin in St. Moritz mit Silber ihre zehnte EM-Medaille in Folge und beendete die Weltcupgesamtwertung als Zweite hinter der Niederländerin Kimberley Bos. Das war letztlich mehr, als sie erwarten konnte, hatte sie in der Vorbereitung auf die Saison wegen Problemen im Rücken- und Bandscheibenbereich doch deutliche Abstriche machen müssen.
"Ich muss aufpassen, es war ein harter Weg zurück, ich darf nicht über die Grenzen gehen", berichtete Flock. "Wenn ich mich auspowere, zu müde bin, dann drauf trainiere, dann bekomme ich Probleme. Ich muss da dranblieben und meine Rückenübungen machen." Sie habe immer irgendwelche Yogamatten-Fetzen mit, die sie notfalls auch auf einen dreckigen Garagenboden legen könne. Am Olympia-Eiskanal ist es komfortabler, da steht ein beheizter Warm-up-Raum zur Verfügung.
Das Gefühl, mit Olympia noch eine Rechnung offen zu haben, verspüre sie auf jeden Fall. "Dafür haben wir vier Jahre gearbeitet, das steht über allem drüber. Das andere sind schöne Zwischenziele, die man braucht."