Als hätten sich Johannes Strolz und sein Vater Hubert abgesprochen.
Nach Gold in der Kombination holt der 29-jährige Vorarlberger am Mittwoch bei den Olympischen Spielen in China Silber im Slalom. Gleiches gelang seinem Vater 1988 in Calgary, der nach Kombi-Gold ebenfalls auch noch Silber - allerdings im Riesentorlauf - gewann.
"Ich muss wieder an den Papa denken - er hatte auch Gold und Silber", sagt Strolz junior unmittelbar nach dem Gewinn seiner zweiten Medaille und richtet aus: "Ja Papa, jetzt sind wir medaillenmäßig gleichauf bei Olympia."
Strolz senior hat in der Heimat erneut Tränen in den Augen. "Das (Vater und Sohn haben nun die gleichen Medaillen gewonnen, Anm.) ist eine unglaubliche Geschichte. Ich freue mich so wahnsinnig für ihn, weil er so mit Leib und Seele ein Sportler ist. Ich kann nur den Hut ziehen", erklärt Hubert Strolz im ORF-Interview.
"Wir haben in den letzten Tagen so viele Anrufe bekommen, unter anderem auch von Baldur Preiml (Als Coach einst verantwortlich für das ÖSV-Skispringer-Dreamteam, Anm.). Er hat gesagt, er gratuliert. Aber auch für das, was der Johannes für ein Mensch ist. Das kann man nicht planen. Das ist das, was ich so sehr schätze. Er ist mit beiden Füßen auf dem Boden und liebt den Skisport. Und er hat so viel Energie hineingehängt. Dass er da gerade so erfolgreich ist, ist eigentlich nicht zu begreifen."
"Wunderschön. Das Strolz-Märchen geht in die nächste Runde", freut sich auch ÖSV-Präsidentin Roswitha Stadlober.
Strolz: "Ich war überraschend wenig nervös"
Vor der Olympia-Saison vom ÖSV schon ausgemustert, kehrte Strolz Anfang Jänner mit seinem Überraschungssieg in Adelboden auf die große Skibühne zurück und löste damit auch das Ticket für die Spiele in Peking, wo er dann unerwartet Kombi-Gold holte.
Silber im Slalom ist nun die Draufgabe. Von einem verlorenen zweiten Gold nach der Halbzeitführung ist keine Rede.
"Ich bin stolz auf mich, heute auf der ganz großen Bühne", sagt Strolz und brüllt seine Erleichterung bei der Medaillen-Zeremonie nach dem Rennen mit geballter Faust laut heraus.
"Ich war überraschend wenig nervös. Ich habe perfektes Material und ein super Team hinter mir, das macht es leichter. Und natürlich habe ich zur Zeit einfach eine Riesenfreude am Skifahren", sagt der Vorarlberger. "Aber ich hatte ja schon Gold, also war ich schon ein Gewinner und habe mich einfach auf meine Sachen konzentriert."
Im vermeintlichen Hundertstel-Duell um die Medaillen wurde das Klassement im Slalom-Finale noch einmal durcheinandergewirbelt und Strolz hatte plötzlich 38 Hundertstel Vorsprung auf den überragend gefahrenen Clement Noel, als es um alles ging.
Am Ende rettete er mit der nur 13. Laufzeit neun Hundertstel vor Sebastian Foss-Solevaag noch Silber und damit die 17. ÖOC-Medaille bei diesen Spielen. Medaillenspiegel>>>
Strolz hat "Nerven aus Drahtseil"
ÖSV-Cheftrainer Andreas Puelacher macht klar, dass Strolz womöglich ohnehin das Maximum herausgeholt hat. "Gold war heute wohl außer Reichweite, Noel hat es einfach super getroffen. Wie er herunten war, habe ich schon gewusst, Gold ist weg. Strolz ist sehr gut Ski gefahren. In den kühnsten Träumen hätte ich nicht gedacht, dass er mit Gold und Silber nach Hause fährt. Seine harte Arbeit und der Glaube an sich selber, das ist heute bestätigt worden."
"Vom Strolzi unglaublich. Der Bursche hat wirklich gezeigt, dass er Nerven aus Drahtseil hat", meint auch ÖSV-Technik-Chefcoach Marko Pfeifer.
"Die Goldene im Gepäck ist natürlich fein, aber es ist schon spezieller ein Spezialslalom, wenn es ans Eingemachte geht. Der Clement hat richtig einen extrem starken Lauf heruntergelegt. Dass wir heute eine Medaillen mitnehmen können, ist nicht selbstverständlich. Der Adelboden-Sieg war für Johannes sicher das Aha-Erlebnis. Er ist in der Weltspitze angekommen."