Wie bitter ist das denn! Österreich geht im Riesentorlauf bei den Olympischen Spielen leer aus.
Stefan Brennsteiner, nach dem ersten Durchgang auf Silber-Kurs, leistet sich im Finale wenige Tore vor dem Ziel auf dem Weg zu einer Medaille nach einem Konzentrationsfehler einen Riesenbock und scheidet quasi aus - er schwingt zwar noch ins Ziel ab und wird im Klassement am Ende mit 15,63 Sekunden Rückstand noch als 27. geführt.
Nach grenzwertigen Verhältnissen im 1. Durchgang (heftiger Schneefall und bescheidene Sicht) herrschen im Finale zu Beginn bessere Bedingungen, bei den Top-Leuten zieht es aber wieder zu. Auf dem sehr drehenden Kurs wird das Klassement noch einmal durcheinandergewirbelt.
Topfavorit Marco Odermatt kann seine Halbzeitführung verteidigen und holt sich sein erstes Olympia-Gold. Der 24-Schweizer gewinnt nach zwei grandiosen Fahrten 0,19 Sekunden vor dem Slowenen Zan Kranjec, der in der Entscheidung sechs Plätze gut macht. Bronze geht an Weltmeister Mathieu Faivre (FRA/+1,34).
Bester Österreicher wird Raphael Haaser. Der Tiroler verbessert sich mit einer angriffigen, aber nicht fehlerfreien Fahrt in der Entscheidung um sechs Plätze und wird Elfter - landet aber unter anderem hinter einem gewissen Joan Verdu aus Andorra (9.).
Haaser legt im Finale die neuntbeste Zeit nach. "Der zweite Lauf ist mir besser gelungen, der erste war zu brav. Es war ein versöhnlicher Abschied von Peking."
Marco Schwarz zeigt im Finale vor allem im oberen Teil besseres Skifahren als noch im 1. Lauf, mehr als Platz 14 schaut aber nicht heraus.
Manuel Feller - Siebenter nach dem 1. Durchgang - scheidet aus. Der Tiroler riskiert im Finale beim Setup und wird nicht belohnt, beim zweiten Fehler nach dem Start kommt das Aus.
Weiterer Tiefschlag für Brennsteiner
Die Entscheidung im zur Halbzeit knappsten Olympia-Riesentorlauf der Geschichte - die Top-Fünf lagen nur 19 Hundertstel auseinander - musste um gleich 1:15 Stunden verschoben werden, weil wegen der Pistenarbeiten auch schweres Gerät auf die Strecke beordert wurde. Insgesamt fanden die Läufer im zweiten Durchgang zwar besserer Bedingungen vor, Fehler und teils wilde Stürze blieben aber erneut nicht aus.
So leider auch Brennsteiner, der sich trotz einer soliden Fahrt auf Kurs zu Platz zwei und einer Medaille selbst auf die Ski stieg und nach dem Sturz mit großem Rückstand noch ins Ziel fuhr. Es war ein weiterer Tiefschlag für den 30-Jährigen aus Niedernsill im Oberpinzgau, der wegen mehrerer Kreuzbandrisse eine bisher sehr durchwachsene Karriere hat. Im ersten Durchgang war Brennsteiner bei der zweiten Zwischenzeit sogar noch über eine halbe Sekunde vor Odermatt gelegen.
Der Schweizer hatte da allerdings im steilen oberen Teil einen zeitraubenden Fehler gemacht. Im Finale reichte Odermatt, der vier der fünf Saisonrennen im Weltcup gewonnen hat und einmal Zweiter geworden ist, die zweitschnellste Zeit für den Sieg vor Kranjec, der Laufbestzeit erzielte.
Stimmen der Top 3
Marco Odermatt (SUI/Gold): "Unglaublich. Dieser Tag war wirklich hart mit all den Bedingungen und der langen Warterei zwischen den Läufen. Da hatte ich viel Zeit zum Nachdenken und es war schwer, den Fokus zu behalten. Ich habe versucht, wenigstens einige Minuten zu schlafen. Ich habe zwar nie davon geträumt, aber jetzt fühlt es sich an wie ein Traum. Ich habe in der Entscheidung wirklich alles riskiert, weil ich unbedingt die Medaille wollte. So etwas ist natürlich auch gefährlich, weil man da auch alles verlieren kann."
Zan Kranjec (SLO/Silber): "Ich packe das einfach nicht. In Korea vor vier Jahren war ich Vierter und du weißt bei so etwas nie, ob du jemals wieder die Chance bekommst, um eine Medaille zu kämpfen. Nach dem ersten Lauf habe ich gedacht, es ist vorbei, ich habe keine Chance mehr. Aber der zweite Durchgang war dann wirklich gut. Es ist unglaublich. Meine Familie, meine Freunde, sie haben alle immer an mich geglaubt."
Mathieu Faivre (FRA/Bronze): "Das war ein wirklich harter und langer Tag. Ich habe mich gar nicht gut gefühlt, die Bedingungen war nicht einfach. Aber ich habe Olympia-Bronze, also bin ich glücklich. Ich kann es kaum erwarten, diese Medaille mit meinem ganzen Team zu feiern."
Österreichs Medaillen im Riesentorlauf:
Österreich gewann bisher 19 Medaillen im Riesentorlauf der Männer - fünf davon in Gold. Für die letzte Medaille sorgte Marcel Hirscher mit Gold in Pyeongchang. Damit beendete der Salzburger eine Durststrecke - bei Olympia 2010 und 2014 gingen die ÖSV-Herren in dieser Disziplin jeweils leer aus.
Medaille | Olympia | Läufer |
---|---|---|
GOLD (5): | ||
1956 Cortina Toni Sailer | ||
1998 Nagano Hermann Maier | ||
2002 Salt Lake City Stephan Eberharter | ||
2006 Turin Benjamin Raich | ||
2018 Pyeongchang Marcel Hirscher | ||
SILBER (6): | ||
1952 Oslo | Christian Pravda | |
1956 Cortina | Anderl Molterer | |
1960 Squaw | Valley Pepi Stiegler | |
1964 Innsbruck | Karl Schranz | |
1988 Calgary | Hubert Strolz | |
1998 Nagano | Stephan Eberharter | |
BRONZE (8): | ||
1952 Oslo | Toni Spiess | |
1956 Cortina | Walter Schuster | |
1960 Squaw Valley | Ernst Hinterseer | |
1964 Innsbruck | Pepi Stiegler | |
1968 Grenoble | Heini Messner | |
1980 Lake Placid | Hans Enn | |
1994 Lillehammer | Christian Mayer | |
2006 Turin | Hermann Maier |