Nach Gold in der Kombination holt Johannes Strolz seine zweite Medaille bei den Olympischen Spielen: Der Vorarlberger fährt im Slalom zu Silber.
Strolz kann seine Halbzeit-Führung im 2. Durchgang nicht behaupten und muss sich dem Franzosen Clement Noel um 0,61 Sekunden geschlagen geben. Der 24-Jährige katapultiert sich dank eines überragenden Mittelteils von Platz sechs aus noch zu Gold.
Bronze geht an Weltmeister Sebastian Foss-Solevaag aus Norwegen (+0,70).
Nach einem Hundertstel-Krimi im 1. Durchgang haben einige der Topläufer auf dem selektiven Kurs im 2. Lauf Probleme.
Henrik Kristoffersen (NOR), zur Halbzeit nur zwei Hundertstel hinter Strolz, fällt auf Rang vier zurück und muss sich mit "Blech" begnügen.
Die übrigen Österreicher enttäuschen. Marco Schwarz findet auch im Olympia-Slalom nicht in die Spur. Nach Platz 25 im 1. Durchgang verbessert sich der Kärntner im Finale immerhin noch um acht Plätze und wird 17.
Michael Matt, vor vier Jahren in Pyeongchang Slalom-Bronzemedaillengewinner, liegt nach Lauf eins auf dem guten siebenten Platz. Im 2. Durchgang verliert der Arlberger beim dritten Tor die Linie und scheidet aus.
Bitter enden die Olympischen Spiele auch für Manuel Feller. Nach dem Ausfall im RTL-Finale ist der Slalom für den Tiroler bereits im 1. Durchgang zu Ende: Einfädler im Mittelteil. Das sagt Feller zu seinem Olympia-"Nuller" >>>
Neben Feller sind mit Lucas Braathen auch der Führende im Slalom-Weltcup sowie der schwedische Team-Vizeweltmeister und Zweite von Val d'Isere, Kristoffer Jacobsen, bereits ausgeschieden.
Nächstes Kapitel in Strolz' Ski-Märchen
Der Slalom war die letzte olympische Einzelentscheidung bei den Alpinski-Männern und fand in Yanqing bei erneut sehr kalten Temperaturen (minus 21 Grad am Start) und den so eigenwilligen Schneebedingungen statt. Österreichs Quartett baute auch darauf, dass mit Marko Pfeifer ihr eigener Trainer einen anspruchsvollen ersten Kurs in den an sich eher einfachen Slalomhang gesetzt hatte.
Dem nach wie vor seine Form suchenden Slalom-Weltcupsieger Marco Schwarz half das aber ebenso nicht wie Manuel Feller. Der Kärntner klassierte sich mit großem Rückstand nur als Halbzeit-25., verbesserte sich dank eines Skiwechsels in der Endabrechnung noch auf Platz 17. Feller schied nach hoffnungsvoller Zwischenzeit mit einem Einfädler vor dem Schlusshang überhaupt gleich im ersten Durchgang aus.
Matt hingegen legt eine soliden Lauf hin und positionierte sich in Medaillen-Schlagdistanz, ehe Strolz mit hoher Startnummer 19 noch einen drauf setzte. Der vor der Olympia-Saison schon ausgemustert gewesene Vorarlberger, der sechs Tage zuvor sensationell Gold in der Kombination geholt hatte, drehte nach einer frühen Schrecksekunde im Zielhang noch so auf, dass er zwei Hundertstel vor Henrik Kristoffersen und sechs vor Foss-Solevaag sogar als Halbzeit-Führender vor dem norwegischen Duo in die Entscheidung ging.
Strolz war Anfang Jänner mit seinem Überraschungssieg in Adelboden auf die große Skibühne zurückgekehrt und hatte damit auch das Ticket für die Spiele gelöst, wo er dann unerwartet Kombi-Gold holte. Der Olympia-Slalom hatte es an Spannung in sich. In den sechs Weltcup-Slaloms davor hatte es sechs verschiedene Sieger gegeben. Nur sechs Hundertstel zwischen eins und drei waren im 20. Olympia-Slalom der Geschichte zugleich die knappste Ausgangslage bisher überhaupt.
Selbst Matt hatte - siehe Noel - als Siebenter in der Entscheidung noch gute Medaillen-Chancen, schied auf dem wie in Kitzbühel von Jacques Theolier gefinkelt gesetzten Kurs aber früh aus. Im Hundertstel-Duell fielen dann die Dinge an der Spitze durcheinander und Strolz hatte plötzlich 38 Hundertstel Vorsprung auf Noel, als es um alles ging. Am Ende rettete er neun Hundertstel vor Foss-Solevaag noch Silber.
Stimmen zum Slalom
Johannes Strolz: "Ich hab mich einfach auf meine Sachen konzentriert. Ich weiß, dass ich perfektes Material habe - dass ich ein Super-Team hinter mir habe. Gold habe ich schon gehabt - die Silbermedaille dazu ist ein Traum. Ich muss wieder an den Papa denken - er hatte auch Gold und Silber. Ich bin stolz auf mich, heute auf der ganz großen Bühne. Ich war überraschend wenig nervös. Ich hab mir kurz gedacht: Eigentlich solltest langsam in Schwung kommen. Ich denke, dass ich zur Zeit einfach eine Riesenfreude am Skifahren haben. Ich bin sehr zufrieden mit meiner Leistung heute. Es ist besonders schön, wenn sich die Mitkonkurrenten und Kollegen so mitfreuen. Da weiß jeder, was dahinter steckt. Es bedeutet mir viel, wenn sich die, die auch um Medaillen kämpfen, mit mir mitfreuen."
Clement Noel: "Das war heute sehr emotional. Es ist unglaublich! Es war ein sehr langer Tag. Ein Olympisches Rennen ist schwierig. Aber mein 2. Durchgang war sehr gut. Ich sehr, sehr, sehr glücklich. Ich kann meine Emotionen gar nicht beschreiben. Der Jänner war schwierig für mich. Das Training in dieser Woche war aber sehr gut - ich hatte Vertrauen."
Sebastian Foss-Solevaag: "Heute war ich sehr nervös. Ich habe den Lauf von Noel gesehen - da habe ich gewusst: Vollgas, dann schauen wir. Ich bin zufrieden - ich hätte heute nicht besser fahren können. Ich bin glücklich über die Medaille."
Marco Schwarz: "Das Gefühl war deutlich besser als im ersten. Das war aber auch nicht schwer zu übertreffen. Wenn das Selbstvertrauen stimmen würde, dann hätte ich noch mehr riskieren können. Es wäre gut, wenn sich ein paar WCSL-Punkte ausgehen würde. Ich hab im 2. Lauf ein anderes Ski-Modell genommen - das hat hier noch nie funktioniert. Die Bedingungen sind hier einfach schwer einzuschätzen."
ÖSV-Präsident Roswitha Stadlober: "Es ist wunderschön - diese Skimärchen gehen weiter. Ich finde es wunderbar, wie sie performant haben. Jede Medaille hat ihre eigene Geschichte. Ich hab gemeint, mir wäre es lieber gewesen, er wäre Zweiter oder Dritter gewesen nach dem 1. Durchgang. Aber das macht diese Persönlichkeit Johannes Strolz aus - das Strolz-Märchen geht in die nächste Runde."
Österreichs bisherige Olympia-Medaillen im Slalom
Österreich hat in der Olympia-Geschichte sieben Mal Gold im Slalom gewonnen. Letzter Olympiasieger ist Michael Matt, der 2014 in Sotschi vor Marcel Hirscher gewann. In Pyeongchang sicherte sich Andre Myhrer Gold - Michael Matt holte die Bronzemedaille.
Medaille | Olympia | Läufer |
---|---|---|
GOLD (7): | ||
1952 Oslo: | Othmar Schneider | |
1956 Cortina: | Toni Sailer | |
1960 Squaw Valley: | Ernst Hinterseer | |
1964 Innsbruck: | Pepi Siegler | |
1994 Lillehammer: | Thomas Stangassinger | |
2006 Turin/Sestriere: | Benjamin Raich | |
2014 Sotschi: | Mario Matt | |
SILBER (5): | ||
1960 Squaw Valley: | Hias Leitner | |
1968 Grenoble: | Herbert Huber | |
2006 Turin/Sestriere: | Reinfried Herbst | |
2014 Sotschi: | Marcel Hirscher | |
2022 Peking | Johannes Strolz | |
BRONZE (6): | ||
1968 Grenoble: | Alfred Matt | |
1992 Albertville: | Michael Tritscher | |
1998 Nagano: | Thomas Sykora | |
2002 Salt Lake City: | Benjamin Raich | |
2006 Turin/Sestriere: | Rainer Schönfelder | |
2018 Pyeongchang | Michael Matt |