Der aufgrund seiner Corona-Kontaktquarantäne in Österreich gebliebene Cheftrainer der österreichischen Skispringerinnen Harald Rodlauer ist erbost über die Mannschaftsführung und seinen Olympia-Ersatzmann Thomas Diethart.
"Es sind im Nachhinein Sachen entschieden worden, die nicht mit mir besprochen wurden. Es hat mich keiner um Rat gefragt, ich hatte null Kontakt mit der sportlichen Führung", ärgert sich Rodlauer gegenüber der "Tiroler Tageszeitung".
Interims-Coach Diethart habe ihn seit Mittwoch kein einziges Mal kontaktiert und keinerlei Videomaterial mit ihm geteilt. Das sei bedenklich, denn "so geht man mit einem langjährigen Trainer nicht um", betont der 55-jährige Steirer.
Der mit wenig Trainererfahrung ausgestattete Ex-Springer Diethart (29) ist erst vor einigen Wochen als Assistent von Rodlauer eingesetzt worden. Das Team hat ohne Gold-Hoffnung Sara Marita Kramer im Einzel enttäuscht.
Stecher: "Schwamm drüber"
Diese Aussagen von Rodlauer schmecken Mario Stecher, Sportlicher Leiter für Skispringen und Nordische Kombination im ÖSV, gar nicht. "Ich habe mit ihm über den Artikel geredet und habe ihm gesagt, dass ich das natürlich absolut nicht goutieren kann. Wir reden so viel über das ganze Jahre hinweg", sagt Stecher in China zur APA.
Bei Rodlauer hätte Enttäuschung über sein Olympia-Aus mitgespielt. "Natürlich wäre er gern da gewesen, und hätte gern mit einer Sara Kramer vielleicht eine Medaille gefeiert. Wir haben uns das intern ausgemacht."
Für ihn sei die Angelegenheit damit erledigt. "Wir haben das ausgeredet, von mir auch Schwamm drüber." Ob tatsächlich tagelang kein Kontakt mit Rodlauer aufgenommen worden sei, beantwort Stecher so: "Bei Kontakt ist immer wichtig, dass er auch auf Gegenseitigkeit beruht."
Rodlauer: "Als wären die letzten vier Jahre umsonst gewesen"
Im Olympiabewerb haben die ersatzgeschwächten Österreicherinnen nichts mit der Medaillenentscheidung zu tun gehabt. Lisa Eder wurde als beste Österreicherin Achte. Ex-Weltmeisterin Daniela Iraschko-Stolz belegte behindert von Knieschmerzen Rang zwölf, Eva Pinkelnig Platz 20. Hinzu kam die Disqualifikation von Sophie Sorschag aufgrund eines regelwidrigen Anzugs.
Wie Weltcupseriensiegerin Kramer fehlte auch Jacqueline Seifriedsberger wegen eines positiven Coronatests. Beide mussten daheimbleiben und sind auch am Montag im Mixed-Bewerb nicht dabei. "Wir sind die erfolgreichste Sparte im ÖSV, und ich habe den Eindruck, als wären die letzten vier Jahre umsonst gewesen", so Rodlauer.