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ÖSV-Springerinnen mit "zweigeteiltem Herzen"

Die Springerinnen sind im ersten Training hintennach.

ÖSV-Springerinnen mit Foto: © GEPA

Österreichs von Corona gebeutelte Equipe der Skispringerinnen ist wie die Herren (HIER nachlesen>>>) am Donnerstag in die Olympischen Spiele gestartet.

Da Sara Marita Kramer und Jacqueline Seifriedsberger wegen positiver Tests nicht antrittsberechtigt sind und daheimbleiben mussten, waren in Zhangjiakou in der ersten Trainingseinheit mit drei Durchgängen aus rot-weiß-roter Sicht nur Daniela Iraschko-Stolz und Eva Pinkelnig dabei. Für die nachnominierten Lisa Eder und Sophie Sorschag kam die Session zu früh.

"Es ist ein zweigeteiltes Herz in meiner Brust", meinte Pinkelnig auf die erzwungene Abwesenheit ihrer beiden Teamkolleginnen angesprochen. "Zum einen bin ich happy, dass ich da und gesund bin. Es ist ein Riesenerfolg nach allem, was ich miterleben musste. Als ich die olympische Nummer umgehängt habe, da hat es mich ein bisschen gepackt. Die andere Seite, es tut mir mega-leid. Ich weiß, wie hart sie gearbeitet haben, vor allem die Sara."

Kramer sei eine unglaublich talentierte Sportlerin, die unglaublich viel geleistet habe. "Wir als gesamtes Team sind besser geworden, weil sie dabei ist und gezeigt hat, wie es geht. Es tut mir mega-leid. Nur ich weiß, auch wenn es noch wehtut, sie wird wieder verstärkt rauskommen und uns im Weltcup panieren", betonte die Vorarlbergerin.

Pinkelnig selbst hat aktuell ein Einzelzimmer und an der Schanze auch eine eigene Kabine, da sie beim Weltcup in Willingen Kontakt zu Kramer hatte.

Iraschko-Stolz seit Neujahr erstmals auf der Schanze

Pinkelnig landete mit 94,5 m im zweiten Heat auf Rang neun, sonst nicht in den Top 20. Iraschko brachten ebenfalls im zweiten Durchgang 90 m mit Position 19 ihr bestes Abschneiden.

Die 38-Jährige hatte wegen Knochenödemen in einem Oberschenkel und beiden Unterschenkeln den Jänner über kein spezifisches Training absolviert und sich erst kurz vor dem Abflug zur Anreise zu den Spielen entschieden. Am Donnerstag ging sie nun erstmals seit Neujahr wieder über eine Schanze.

"Daniela hat Imitationen, Absprünge mit Skiern gemacht", hatte am Mittwoch Mario Stecher, der Sportlicher Leiter im ÖSV für Skispringen und Kombination erklärt, was Iraschko-Stolz noch in Österreich maximal trainieren konnte. "Sie hat sich gemeinsam mit den Trainern zu Hause entschieden, dass sie hier die ersten Sprünge macht. Sie ist guter Dinge. Wer sie kennt, sie ist zu sich persönlich extrem hart. Ich bin überzeugt, dass das passen wird."

Ganz so war es dann freilich nicht. "Es war nicht zu erwarten, dass es sich total gut anfühlt. Es ist zumindest nicht schlechter geworden", resümierte Iraschko. "Es war total schwierig, dass ich mich überwinde. Es ist brutal hart. Wenn man länger nicht trainieren kann, hat man einen Rückstand. Ich fühle mich am linken Fuß ein bisschen kraftlos und muss schauen, wie es sich entwickelt. Wenn es total anschwillt, geht eh nichts mehr. Es kann sein, dass es so bleibt, dann habe ich noch eine Chance."

Diethart sieht noch Luft nach oben

Olympia-Debütantin Pinkelnig zeigte sich zusätzlich zur Erfüllung des Traums von der Teilnahme von der Schanzenanlage begeistert: "Überdimensional, riesig, gigantisch, wunderschön, voll lässig - ich war überwältigt von allem." Beim ersten Sprung sei sie noch viel zu spät am Tisch gewesen, der zweite habe ganz gut gepasst, und im dritten Sprung habe sie in der Luft nicht weitergemacht.

Nach einer Analyse wollte sie in der zweiten Einheit am Freitag (4:00 Uhr MEZ) noch lässige Trainingssprünge machen.

Am Schanzentisch stand und steht - mit Männer-Coach Andreas Widhölzl - Co-Trainer Thomas Diethart, da Chefcoach Harald Rodlauer als Corona-Kontaktperson daheimbleiben hatte müssen. "Wir haben Thomas schon ein paar Wochen bei uns und hatten ein intensives Trainingslager mit ihm zusammen. Er ist in ganz enger Abstimmung mit Harry", erläuterte Pinkelnig.

Im Freitag-Training sollte auch die am Donnerstag angekommene Eder dabei sein. Sorschags Nachnominierung wurde indes genehmigt, die Kärntnerin befand sich am Donnerstag auf der Anreise. Sie wird erst am Samstag eine Stunde vor dem Bewerb (18:45 Uhr) im Probedurchgang eingreifen können.

Zwei der Durchgänge vom Donnerstag gingen im übrigen an die Japanerin Sara Takanashi, einer an die Slowenin Nika Kriznar. Weiteste war deren Landsfrau Spela Rogelj mit 105 m.

Diethart sah bei seinen beiden Schützlingen Verbesserungsbedarf. "Es ist noch Luft nach oben. Es war auch von den Windbedingungen nicht ganz einfach", erläuterte der Niederösterreicher. "Es (die Übernahme des Postens) war für mich kurzzeitig ein bisschen stressig. Ich werde vom restlichen Team unterstützt."

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