Österreichs Skispringer waren nach außen defensiv, aber intern mit totaler Gold-Mission in den olympischen Teambewerb von Zhangjiakou gegangen.
Die Salzburger Stefan Kraft, Daniel Huber und Jan Hörl sowie der Tiroler Manuel Fettner haben am Montagabend in dieser Reihenfolge auf der "Snow Ruyi"-Anlage umgesetzt, was nach dem Einzel zwei Tage zuvor als Ziel ausgegeben worden war.
Gold sollte es werden. Es gelang mit Teamgeist, Konzentration und Konsequenz.
"Der Swida (Chefcoach Andreas Widhölzl, Anm.) hat nach dem Einzel gesagt, 'Mission Gold am Montag'. Das war intern schon so ausgesprochen", gestattete Huber einen Blick hinter die Kulissen.
"Es war die Kommunikation so, dass wir nichts Besonderes machen müssen, sondern uns nur voll auf uns konzentrieren und voll bei uns bleiben, egal was passiert. Einfach unser Ding durchziehen. Das war die Vision mit dem ausgesprochenen Ziel, das hat gut funktioniert."
Gold war "im hintersten Hirnkastl"
Mario Stecher, Sportlicher Leiter im ÖSV für Skispringen und Kombination, konnte das nur bestätigen: "Im hintersten Hirnkastl haben wir schon drinnen gehabt, dass wir Gold gewinnen wollen."
Und zwar sei das nicht erst seit dieser Saison so, sondern schon lange. "Aber im Skispringen gehört auch das Glück des Tüchtigen und die Tagesverfassung dazu, das hat gepasst. Und wenn man das als Mannschaft erreicht, ist es natürlich umso schöner."
Die rot-weiß-rote Equipe hatte nach dem Großschanzen-Einzel errechnet, dass man in Summe der Einzelleistungen nur um 15 Punkte zurückgelegen war. "Wir waren, obwohl wir alle nicht so richtig performt haben, trotzdem nur 15 Punkte hinter dem Sieg. Wir haben daher gewusst, dass alles möglich ist, haben alles reingehaut und jetzt stehen wir als Olympiasieger da. Es ist sensationell", jubelte Huber.
Kein Glück im ersten Durchgang
Die Umsetzung der Vorgabe sei aber gar nicht einfach gewesen, wie Kraft anmerkte. "Es war teilweise drei Meter Rückenwind am Tisch", sprach der 28-Jährige die wechselnden Verhältnisse an. "Wir haben im ersten Durchgang kein Glück gehabt, keiner von uns. Der Fetti (Fettner) kann beim letzten auch 110 m springen und nicht viel dafür können. Du hast es nicht im Griff gehabt. Deswegen bin ich ein paar Tode gestorben, es war sehr nervenaufreibend."
Fettner, und nicht nur er, nannte die Konstanz im Team als entscheidend für den Erfolg. "Bei uns war keiner dabei, der unten rausgerutscht ist. Deswegen haben wir gewonnen", wusste der Routinier. "Wir haben acht gute Sprünge zusammengebracht, und um das geht es." Der Normalschanzen-Zweite ist nun der älteste Skisprung-Olympiasieger, ältester Winter-Olympiasieger Österreichs überhaupt und bisher erfolgreichster ÖOC-Athlet dieser Spiele.
Hinsichtlich seiner beiden Medaillen hatte Fettner einen interessanten Vergleich parat. "Es ist mehr Partystimmung und weniger extreme Emotionen. Es ist mit dem Team irgendwie schöner, man kann es mehr genießen." Es hat aber ein wenig gedauert, bis die Party losging. Denn als letzter Springer habe ihm das Fehlen der üblichen grünen Linie im Aufsprungbereich die Orientierung genommen. "Es hat mir auch das Gefühl genommen, dass ich wusste, es reicht."
"Oida, wir sind Olympiasieger"
Hörl beschrieb die Situation so: "Weil es da sehr schräg mit dem Wind ist, haben wir es zuerst nicht gewusst. Aber als dann der Einser aufgeleuchtet hat, waren es pure Emotionen. Für das kämpft man jahrelang, man hat vier Jahre Zeit für diese Chance, und wir haben es genutzt." Und Huber schrie im Augenblick des Triumphs ein befreiendes "Oida, wir sind Olympiasieger" hinaus. Hörl: "Es fühlt sich wie ein Traum an. Man wartet, bis man aufwacht."
Der Jubel war groß und hat auch den Zusammenhalt im Team vermuten lassen. "Wir haben eine gute Chemie ganz allgemein unter den Betreuern, zwischen den Athleten und den Betreuern", sagte Widhölzl zu diesem Thema. "Es ist sehr viel Offenheit, sehr viel Ehrlichkeit da, und das macht es schon aus. Gerade in einer Situation, wenn es eng wird und vielleicht einmal nicht so läuft. Dass man zusammenhilft und aus dem Loch gemeinsam rauskommt."