Die Snowboarder sind Österreichs zweiterfolgreichste Sparte bei den Olympischen Spielen in China gewesen, wie bei den Skifahrern gab es dreimal Gold.
Während Matthias Mayer, Johannes Strolz und das Team im Alpin-Bereich für die Titel sorgten, räumten die Brett-Artisten durch Benjamin Karl, Alessandro Hämmerle und Anna Gasser drei Goldmedaillen ab. Snowboard entwickelt sich aber generell weiter, woran Karls Parallel-Kollege Alexander Payer nicht unwesentlich beteiligt ist.
Der Kärntner ist für seine Sparte Athletensprecher beim Internationalen Skiverband (FIS) und füllt diese Aufgabe gemeinsam mit einer chinesischen Freestylerin aus. Jeder, der in der FIS versammelten Bereiche stellt eine Frau und einen Mann. "Ich mache den 'daily job', weil sie es aus China echt schwierig hat", sagte Payer im Gespräch mit der APA über sich und seine Mitstreiterin. "Ich bin da recht leidenschaftlich dabei."
Er sei für alle Snowboard-Bereiche zuständig, das mache es sehr zeitaufwendig. Payer liebt es aber, sich für eine ihm wichtige Sache zu engagieren. "Es ist eine schöne Aufgabe, weil man sich da sehr reinhängen kann." Die Hauptarbeit habe er nach Saisonende. "Es gibt die großen FIS-Kongresse - einer im Frühling, einer im Herbst." Im Vorfeld dessen gelte es Regeln zu überarbeiten, Sachen für die Aktiven einzubringen oder auch Regelvorschläge selbst zu erarbeiten.
Payer sammelt dafür die Inputs der Athleten, gießt es zum Teil in Regeln und versucht es in den einzelnen Komitees durchzusetzen bzw. durchzudrücken, wie er erklärte. "Es ist so: je mehr du dort aufschlägst, umso mehr du dort präsent bist, umso mehr bekommt die Athletenstimme." Bevor er den Job vor vier Jahren übernommen hat, sei es ein wenig stiefmütterlich behandelt worden. Seit seiner Übernahme habe es aber kein Meeting ohne ihn gegeben.
Alpin-Boarder mit so gutem Kalender wie noch nie
Und das habe sich auch bemerkbar gemacht, wie Payer anmerkte: "Wir haben im Alpin-Snowboard so einen guten Rennkalender wie noch nie. Wir haben viele kleine Regeländerungen durchgebracht, die den Insider nicht so treffen werden, was aber viel Auswirkung hat." So sei es immer Thema gewesen, dass die Parallel-Kurse unterschiedlich seien. Mit einer Kalkulationstabelle auf Basis der zehn schnellsten Zeiten pro Lauf sei das verbessert worden.
Zudem seien Quoten fixiert worden, wie viele Weltcup-Athleten im Europacup starten dürfen, um jüngeren Aktiven eine bessere Möglichkeit zu geben, schneller nach oben zu kommen. "Ich würde mich fast als Gewerkschaftsvertreter sehen", meinte Payer. Es sei im Snowboard aber auch leichter als im Alpin-Skisport. "Ich hoffe, dass sich der neue Athletensprecher bei den Athleten durchsetzen kann", hält er Leif Kristian Nestvold-Haugen (NOR) die Daumen.
Der auch als ÖOC-Athletensprecher fungierende Olympia-Achte von Zhangjiakou möchte seine Funktion "auf alle Fälle" weiter ausführen, wird sich der Wiederwahl stellen. Dabei möchte Payer über den eigenen Tellerrand hinausschauen. "Ich kann mir schon einiges an Synergien zwischen Skifahren, Snowboarden, Langlaufen und Skispringen vorstellen." Im Ski-Parallelbewerb etwa könnte man sich von den Snowboardern einiges abschauen.
Alpin-Boarder wollen wieder mehr als einen Bewerb bei Olympia
Seine sportliche Heimat, das Parallelboarden, liegt Payer natürlich speziell am Herzen. Und da gebe es Bestrebungen, dass es wieder mehr als einen Olympia-Bewerb gibt. "Der Teambewerb ist für Mailand vorgeschlagen - die hätten es gerne, es ist auf der Longlist. Wir wollen es unbedingt durchbringen." Das Credo der Geschlechtergleichstellung in der Agenda 2020 werde im Snowboard seit Beginn gelebt. "Gleiches Preisgeld, gleiche Kurse, gleiche Startgelder."
Der Lebensgefährte von Snowboarderin Sabine Schöffmann hat auch zur Vergabe-Politik Olympischer Spiele eine Meinung. "Ich bin grundsätzlich nicht so der Fan davon, dass man Großveranstaltungen in Gegenden vergibt, die nicht sport-affin sind", konkretisierte Payer. "Es trifft nicht den Kern der sportlichen Überzeugung. Es gibt dort wenig Kultur - da sollte man über Weltcup- und Europacup-Rennen ein bisschen ein Bewusstsein schaffen."
Er glaube nicht, dass Sport dazu beitrage, da eine Änderung herbeizuführen. "Der Sport ist viel zu viel Bühne für schöne Bilder", begründete der 32-Jährige seine Ansicht. "Im Sport zeigt man immer den Erfolg, das Schöne, aber nie das Kritische. Deswegen sollte sich das IOC Gedanken machen, in welche Richtung man sich positionieren möchte. Man kann nicht aufgrund von monetären Anreizen jegliche Menschenrechtsgeschichte über Bord werfen."