Johannes Aigner schreibt in Peking rot-weiß-rote Paralympics-Geschichte.
Der sehbeeinträchtigte Niederösterreicher gewinnt am Schlusstag mit Guide Matteo Fleischmann Silber im Slalom und holt als erster österreichischer Athlet überhaupt fünf paralympische Alpin-Medaillen an einem Ort. Der 16-Jährige hatte zuvor bereits Gold in Abfahrt und Riesentorlauf, Silber in der Super-Kombination sowie Bronze im Super-G geholt.
Im Slalom muss er sich am Sonntag lediglich dem Italiener Giacomo Bertagnolli geschlagen geben, der den Kurs auf der "Ice River"-Piste 0,23 Sekunden schneller bewältigt als Aigner.
"Ich habe gemerkt, dass das Programm hier an die Substanz gegangen ist, vor allem im zweiten Durchgang war es krafttechnisch schon schwierig", erklärt Aigner, warum "es nicht mehr so flüssig wie im Riesentorlauf" gegangen ist, "aber Bertagnolli ist auch ein ziemlich perfekter Lauf gelungen."
Aigner will Erfolg "in Ruhe nachwirken" lassen
Mit seiner Bilanz in Peking ist der Schüler, der über nur acht Prozent Sehleistung verfügt, freilich mehr als zufrieden: "Wir sind mit dem Ziel nach China geflogen, dass wir eine Medaille gewinnen möchten. Dass wir hier so abräumen, damit war nicht zu rechnen. Ausschlaggebend war sicher Abfahrts-Gold, weil es völlig unerwartet war, danach ist alles viel leichter gegangen."
So richtig realisiert, was ihm in Peking gelungen ist, hat Aigner, der bei der Schlussfeier im Vogelnest-Stadion mit der österreichischen Fahne einmarschieren wird, noch nicht. "Hier ist alles Schlag auf Schlag gegangen, deshalb freue ich mich auf daheim, um das alles in Ruhe nachwirken zu lassen und zu kapieren, was wir da geschafft haben."
Neben den Medaillenprämien vom Österreichischen Paralympischen Committee – für Gold gibt es 12.000 Euro, Silber ist mit 10.000 Euro dotiert und Bronze mit 8.000 Euro – hat sich Aigner die schönste Belohnung für seine Erfolge bereits selbst gemacht.
"Am Montag beginnt wieder die Schule, aber ich habe noch eine Woche frei. Dann muss ich schauen, dass schulisch auch so viel weitergeht, wie bei den Paralympics. Mal schauen, ob das auch so aufgeht", lacht Aigner, dem Papa Christian für seine Medaillen einen Schrank zimmern wird.
Für Grochar hat es "nicht sollen sein"
In der Klasse Stehend zeigt Thomas Grochar wie so oft einen starken ersten Lauf, liegt als Fünfter voll im Rennen um die Medaillen und nur 0,62 Sekunden hinter Bronze.
Im Finale verliert der Kärntner aber bereits im oberen Teil den Rhythmus und scheidet nach einem Torfehler aus. "Schade! Ich hätte den Jungs vor mir mit einer Laufbestzeit liebend gerne etwas Druck gemacht, aber es hat nicht sollen sein", ärgert sich der 28-Jährige, der auch im Riesentorlauf nicht ins Ziel kam.
Ob er es in vier Jahren bei den Winterspielen in Mailand und Cortina d'Ampezzo noch einmal probiert, lässt der Paralympics-Fünfte von Sotschi 2014 offen.
Der Tiroler Manuel Rachbauer verbessert sich im zweiten Durchgang vom 29. auf den 21. Platz und nimmt viele wertvolle Erfahrungen von seinen ersten Paralympics mit. "Die Spiele waren größer als alles, was ich bisher erlebt habe. Vor dem Riesentorlauf war ich etwas nervös, aber das konnte ich ablegen. Mit meinen Leistungen bin ich sehr zufrieden. Danke auch an das gesamte Team, das mich sehr unterstützt hat."
Im Medaillenspiegel vor Deutschland
Apropos Team: Das Paralympic Team Austria beendet die XIII. Paralympischen Winterspiele in Peking mit insgesamt 13 Medaillen.
Fünf Mal Gold, fünf Mal Silber und drei Mal Bronze bedeuten für Österreich Rang sechs im Medaillenspiegel, vor Deutschland, Norwegen oder Italien.