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"Wie ausgestorben“: Wo sich Kriechmayr im Sommer versteckt

ÖSV-Star Vincent Kriechmayr macht sich in der Ski-freien Zeit rar. Wo es im Winter sonst rund geht, ist im Sommer sein beschaulicher Lebensmittelpunkt.

Foto: © GEPA

Ein Sport-Event hier, eine Sponsoren-Veranstaltung da – Österreichs Ski-Stars sind auch im Sommer regelmäßig in der Öffentlichkeit präsent.

Während viele Sportler Ausflüge zum Tennis-Turnier in Kitzbühel oder zur Formel 1 in Spielberg als willkommene Abwechslung sehen, macht sich einer über den Sommer immer besonders rar: Vincent Kriechmayr.

Österreichs Speed-Ass ist in der Ski-freien Zeit kaum in der Öffentlichkeit zu sehen, auch auf Social Media warten seine Fans vergeblich auf ein „Lebenszeichen“ des Oberösterreichers.

An Einladungen zu diversen Events würde es Kriechmayr nicht mangeln, aber: "Ich sage da immer ab", erzählt der Doppel-Weltmeister von 2021 bei einem ÖSV-Medientermin. "Wenn du von Montag bis Samstag trainierst, willst du einfach deine Ruhe haben. Es gibt mir nichts, wenn ich dann am Sonntag noch wo hinfahren muss."

Das ist Kriechmayrs Lebensmittelpunkt im Sommer

Kriechmayr bevorzugt in der anstrengenden, von Konditions-Training geprägten Vorbereitungszeit im Sommer in seiner Freizeit die Ruhe. Ab und zu ist da auch mal Nichtstun angesagt. Am liebsten macht er das in Obertauern.

Dort besitzt der Oberösterreicher eine Wohnung, ein Geschenk seiner Eltern. Diese waren in Obertauern einst als Skilehrer tätig, Kriechmayr verbrachte im bekannten Wintersport-Ort große Teile seiner Kindheit.

"Ich bin dort im Winter immer in den Kindergarten und in die Volkschule gegangen. Im Winter waren wir immer oben (in Obertauern, Anm.) und im Sommer im Gramastetten auf der Landwirtschaft. Das haben wir bis zu meinem zehnten Lebensjahr gemacht", erzählt Kriechmayr.

"Der Ort ist im Sommer ausgestorben. Es sind nur ein paar Einheimische da, mit denen ich hin und wieder schwatze, wenn ich vor die Türe gehe."

Kriechmayr genießt im Sommer die Ruhe in Obertauern

Auch heute zieht es den 31-Jährigen noch regelmäßig nach Obertauern, wo es im Winter nur so von trinkfesten Ski-Touristen wimmelt. Im Gegensatz zu früher ist der Ort nun aber im Sommer sein Lebensmittelpunkt.

"Ich bin zu 95 Prozent dort oben. Ich genieße es sehr. Der Ort ist im Sommer ausgestorben", sagt Kriechmayr. Die Gefahr, von Fans belagert zu werden, ist eher gering. "Es sind nur ein paar Einheimische da, mit denen ich hin und wieder schwatze, wenn ich vor die Türe gehe."

Trainiert wird am ehemaligen Olympia-Stützpunkt in Obertauern mit seinem Coach und dem einen oder anderen Ski-Kollegen.

"Die Höhe, das Klima, die Ruhe – das ist gewaltig", schwärmt Kriechmayr.

Da fällt das Schuften in der Kraftkammer gleich ein bisschen leichter. Bald werden Hantel und Medizinball jedoch wieder gegen Skier eingetauscht.

Ski- statt Kondi-Training: "Das ist wie Urlaub"

In den nächsten Tagen heben Kriechmayr und seine ÖSV-Speed-Kollegen Richtung Südamerika ab, wo in Chile wieder auf Schnee trainiert und wichtige Abfahrts-Kilometer gesammelt werden sollen.

"Ich freue mich richtig drauf. Das ist wie Urlaub", grinst Kriechmayr.

Nach rund dreieinhalb Monaten intensivem Konditionstraining wird der Fokus wieder aufs Skifahren gelegt.

"Das heißt nicht, dass wir nichts machen. Wir gehen nach dem Skifahren auch in die Kraftkammer, die Intensität ist höher, aber der Umfang ist geringer. Deswegen ist das wie Urlaub", verdeutlicht der Oberösterreicher.

"Im Sommer ist es eintöniger: Aufstehen, Training, essen, kurz rasten, Training, essen, schlafen. Das machst du die ganze Woche. Beim Skifahren bist du draußen, es scheint die Sonne – oder es stürmt auch mal - , aber es ist eine Abwechslung. Das Skifahren ist dann doch das, was ich gerne tue, wofür ich lebe."

Angriff auf die Kugel: "Es darf keine Totalausfälle geben"

Der Winter 2023/24 ist einer ohne Großereignisse, an Zielen mangelt es Kriechmayr trotzdem nicht.

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Im Vorjahr musste er sich im Kampf um die Abfahrts-Kugel trotz vier Saisonsiegen Aleksander Aamodt Kilde geschlagen geben, das jedoch recht deutlich. Im Super-G war Kriechmayr hinter Marco Odermatt und dem Norweger Gesamt-Dritter.

"Die Abfahrts-Kugel habe ich vor allem in den ersten zwei Rennen hergeschenkt, danach sind Aleks (Kilde, Anm.) und ich immer hübsch gleichauf gewesen. Du musst von Anfang an performen, das ist mir letztes Jahr nicht gelungen", weiß Kriechmayr, wo er den Hebel ansetzen will. "Ich muss konstanter werden. Es darf keine Auslasser, keine Totalausfälle geben."

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In die neue Saison starten könnte Kriechmayr – wie in den vergangenen Jahren hin und wieder auch, je nach Verlauf der Vorbereitung – mit dem Riesentorlauf beim Auftakt in Sölden.

Bis dahin wird er sich wohl weiter eher rar machen.

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