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Warum lernt der Ski-Weltverband nicht aus seinen Fehlern?

Matterhorn-Fiasko demonstriert der FIS, dass sie aus dem einstigen Albtraum der Abfahrer in Whistler Mountain genau gar keine Lehren gezogen hat. Ein Kommentar:

Warum lernt der Ski-Weltverband nicht aus seinen Fehlern? Foto: © GEPA

Liebe FIS, was nun? Während die Ski-Fans in Österreich über den Dreifach-Triumph der Slalom-Männer in Hochgurgl jubeln, leckt der internationale Ski-Verband seine Wunden nach dem Absage-Debakel am Fuß des Matterhorns.

Acht geplante Starts in den letzten beiden Saisonen endeten mit einer mehr als ernüchternden Nullnummer. Anstelle der weltweiten Publicity dank traumhafter TV-Bilder vom Dach der Alpen sowie spektakulärem Skisport, üben sich die Funktionäre des Weltverbandes nach dem Desaster in Durchhalteparolen.

Der sehr umstrittene FIS-Präsident und Multimillionär Johan Eliasch hat sich das Ski-Spektakel einst ausgedacht. Und seine gut bezahlten Handlanger des Verbandes sollten daher Jahr für Jahr das Unmöglich möglich machen. Denkste!

Zu wenig Schnee, zu viel Schnee - im November ist es eine Schnapsidee

Zu wenig Schnee, zu viel Schnee - im November ist es eine Schnapsidee

Im Vorjahr musste der Saisonstart in der Abfahrt wegen des Schneemangels im italienischen Cervinia abgesagt werden. Worauf heuer anstelle der zwei Schneedepots gleich deren fünf angelegt worden sind.

Weder die Frauen noch die Herren konnten ihre beiden Rennen durchführen. Heuer scheiterte das gut gemeinte und für Aufsehen sorgende Projekt an zu viel Schneefall und zu starkem Wind. Wer im November auf einem gewaltigen Gletschermassiv in über 3000 Meter Seehöhe eine minutiös durchgeplante Veranstaltung durchführen möchte, der hat sich im Spätherbst eines Jahres dort noch nie aufgehalten oder ist einfach ahnungslos.

Mich erinnert die Situation ein wenig an die Sommer-Fußball-WM in Katar. Auch da waren die Hohen Herren des Weltverbandes der Meinung, dass sich mit viel Geld alles kaufen lässt, damit die besten Kicker der Welt sehr wohl bei über 50 Grad Celsius im Juni und Juli in der Wüste dem Ball nachjagen könnten.

FIFA war mit ihrer Sommer-Fußball-WM in Katar ebenfalls auf dem Holzweg

Erst mehrere von der ungläubigen FIFA in Auftrag gegebene teure Untersuchungen und Studien belegten schließlich, dass es auf der Arabischen Halbinsel im Hochsommer doch ein wenig zu heiß ist, um hochklassigen Fußball zu spielen oder diesen von der Tribüne aus zu verfolgen.

Foto: © GEPA

Vielleicht sollte die FIS und ihr Präsident ebenfalls eine seriöse Studie in Auftrag geben, um herauszufinden, ob Mitte November auf über 3000 Meter Seehöhe der ideale Zeitpunkt herrscht, um ein Abfahrt-Spektakel zu veranstalten. Unter uns gesagt, er es ist ganz sicher nicht!

Blöd halt nur, dass der Weltverband mit den Organisatoren des grenzüberschreitenden Projekts zwischen der Schweiz und Italien gleich einen Fünf-Jahres-Vertrag abgeschlossen hat, um alljährlich mit einem Knalleffekt die Saison zu eröffnen.

Ein Schuss, der kein Volltreffer ist, sondern gewaltig nach hinten losgeht. Und der einmal mehr zeigt, dass der internationale Skiverband aus seinen Fehlern rein gar nichts lernt.

Unvergessen ist dabei der Versuch, den kanadischen Wintersportort Whistler Mountain als Auftakt-Veranstaltung für die Weltcup-Speed-Events in den 1990er-Jahren zu installieren.

Whistler wurde ohne Weltcup-Abfahrt aus dem Kalender gestrichen

Das großartige Ski-Resort in British Columbia unweit der Küste des pazifischen Ozeans erwies sich Anfang Dezember als völlig ungeeignet, da die Wetterküche Pazifik zu diesem Zeitpunkt ein Tief nach dem anderen Richtung Gebirgszug schaufelt und dort Unmengen von Schnee ablädt bzw. Nebel, Wind und Schlechtwetter im Hinterland der Olympia-Metropole Vancouver quasi täglich für nicht fahrbare Bedingungen sorgen.

Die FIS wollte ihre Rennen dort dennoch Jahr für Jahr im Dezember abhalten. Vier Mal hat es der alpine Weltcup probiert, vier Mal ist leider gar nichts passiert. Ein einziger Trainingslauf - wie zuletzt bei den Männern und Frauen am Fuß des Matterhorns - war alles, was der Riesenaufwand des Weltcuptrosses an der Pazifikküste in Kanada hergab.

Eines der besten Skigebiete der Welt bietet eben erst im Jänner bzw. Februar – zu diesem Zeitpunkt fanden bekanntlich 2010 ja auch die Winterspiele statt – brauchbare Bedingungen. Nach vier Jahren und ohne ein einziges Rennen muss auch sich die FIS damals eingestehen, dass es keinen Sinn macht. Erst dann wurde Whistler aus dem Weltcup-Kalender gestrichen.

Rennen am Fuß des Matterhorns? Vielleicht beim Weltcup-Finale

Auch Zermatt und Cervinia sind großartige Ski-Destinationen, aber eben nicht im November, sondern erst im März und April, wenn im Tal die Pisten ausapern und der Frühling ins Land zieht. Einheimische, Metrologen und Ski-Experten wissen das.

Die FIS muss solche Dinge scheinbar immer auf die harte und teure Tour erfahren.

Leidtragende sind die Athletinnen und Athleten sowie der Abfahrtssport, der sich definitiv ein anderes Opening verdient. Einen Auftakt wie ihn beispielsweise die Riesentorläufer alljährlich in Sölden oder eines wie zuletzt die weltbesten Slalomläufer in Hochgurgl. Das, lieber Herr Eliasch, ist Werbung für den Skisport und zeigt die hohe Kompetenz von Ski Austria.



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