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Neureuther: "Müssen die Fans näher zu den Sportlern bringen"

Felix Neureuther im Interview über das Bild, das der Skisport aktuell abgibt, was er ändern würde und darüber, ob es noch genug "Helden" auf der Piste gibt.

Neureuther: Foto: © GEPA

Felix Neureuther brennt für den Skisport.

Der Garmisch-Partenkirchener gewann in seiner Karriere 13 Weltcup-Rennen, wurde in Schladming 2013 unter anderem Vize-Weltmeister im Slalom.

Seit seinem Karriereende 2019 kämpft Neureuther für die Zukunft des Skisports, macht sich unter anderem Gedanken über den Klimawandel und darüber, wie man den Sport sicherer machen kann.

"Skisport ist und war immer gefährlich, vor allem die Speed-Disziplinen. Keine Frage. Das klingt vielleicht krass, aber du wirst die Rennläufer nie in Watte packen können", sagt der 40-Jährige angesichts der aktuellen Verletzungs-Misere im Weltcup. 

Im LAOLA1-Interview spricht Neureuther über das Bild, das der Skisport aktuell abgibt, was er ändern würde und darüber, ob es noch genug "Helden" auf der Piste gibt.

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LAOLA1: Macht es dir Sorgen, was der Skisport mit den zahlreichen Stürzen und Verletzungen aktuell für ein Bild abgibt?

Felix Neureuther: Es gibt zu viele Verletzte. Dass da was passieren muss, da brauchen wir nicht drüber zu reden. Es wird auch was passieren. Aber alles in allem – das ist meine persönliche Erfahrung – gibt es keine bessere Schule fürs Leben, als den Skisport, gerade für Kinder. Du lernst so viele Dinge, die du auch später brauchst, egal ob du dann mal professionell Ski fährst oder nicht. Deswegen hat der Skisport für mich nach wie vor einen sehr, sehr hohen Stellenwert und ich sehe eher das Positive.

LAOLA1: Was macht es deiner Meinung nach mit Kindern oder Jugendlichen, wenn sie ihre Vorbilder von der Strecke fliegen sehen?

Neureuther: Das hat natürlich Einfluss auf den Nachwuchs. Skisport ist und war immer gefährlich, vor allem die Speed-Disziplinen. Keine Frage. Das klingt vielleicht krass, aber du wirst die Rennläufer nie in Watte packen können. Diese Geschwindigkeit, das Adrenalin ist irgendwo auch der Reiz, wenn du anfängst, professionell Ski zu fahren. Daran muss man sich Schritt für Schritt herantasten, um dann auf höchstem Niveau abliefern zu können. Aber klar, wenn jemand wie ein Cyprien Sarrazin oder ein Alexander Aamodt Kilde verletzungsbedingt ausfallen, tut es immer weh. Aber wie gesagt, der internationale Skiverband und die Verbände sind sich bewusst, dass etwas passieren muss.

"Im Slalom musst du als Zuschauer nicht 50 Meter weit weg von der Piste stehen, mit drei Fangzäunen dazwischen. Wir müssen die Fans wieder näher zu den Sportlern bringen."

Felix Neureuther

LAOLA1: Wo würdest du beim Thema Sicherheit ansetzen?

Neureuther: Während der Saison jetzt auf die Schnelle etwas zu verändern, ist schwierig. Ein erster großer Schritt wäre, bei den Rennanzügen anzusetzen, und so etwas Geschwindigkeit rauszunehmen. Im Fernsehen sieht das kein Mensch, ob die Läufer mit 140 oder 135 km/h unterwegs sind. Aber fünf km/h machen einen riesengroßen Unterschied, auch was die Verletzungsthematik betrifft. Ich glaube, dass das mal ein erster Schritt wäre, den man machen muss, wo man sehr schnell etwas verändern könnte.

LAOLA1: Ist es realistisch, dass es schon in der kommenden Saison neue Rennanzüge gibt?

Neureuther: Man muss schon aufpassen, dass der Aufwand nicht zu groß wird, dass man es nicht zu kompliziert macht. Es dürfen nicht irgendwelche Regularien sein, die aufwendig umzusetzen sind und wahnsinnig viel Geld kosten. Dann kriegst du nämlich nicht alle Parteien an einen Tisch. Die Rennanzug-Thematik wäre so simpel umzusetzen: Es gibt Einheits-Rennanzüge aus Stoffen, die deutlich langsamer sind. Man kann zum Beispiel Polster integrieren. Aber es muss schon noch immer wie ein Rennanzug ausschauen, sonst bringt es auch nichts.

LAOLA1: Wir haben über Vorbilder gesprochen. Wie wichtig sind die "Helden" für den Skisport?

Neureuther: Nehmen wir das Beispiel Marco Odermatt, er ist für diese Rolle prädestiniert. Nicht nur, weil er erfolgreich Ski fährt, sondern weil er auch als Mensch authentisch auftritt. Lucas Braathen ist auch so ein Hero. Das inspiriert die Menschen, vor allem auch Kinder.

LAOLA1: Hat der Skisport noch genug dieser "Heroes"?

Neureuther: Das glaube ich schon. Aber diese Heroes müssen präsent sein, nur dann werden sie von der breiten Bevölkerung wahrgenommen. Wenn diese Heroes dann wegbrechen, wird es schwierig. Der Skisport ist so ein nahbarer Sport, deswegen sollte man auf keinen Fall den Fehler machen, dass die Helden nicht mehr "zum Angreifen" sind. Den Fans muss der Zugang zu ihren Vorbildern einfacher gemacht werden. Im Slalom musst du als Zuschauer nicht 50 Meter weit weg von der Piste stehen, mit drei Fangzäunen dazwischen. Wir müssen die Fans wieder näher zu den Sportlern bringen. Heroes entstehen auch dadurch, dass sie nahbar sind.

Die Verletztenliste des Ski-Weltcups


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