Kehrt mit Christian Mitter der Erfolg in die Ski-Nation Österreich zurück?
Der Steirer wurde am Mittwoch offiziell als neuer Alpin-Chef des heimischen Skiverbandes vorgestellt und soll den ÖSV in eine sportlich vielversprechende Zukunft führen.
Dass dem ÖSV der Mitter-Coup gelungen ist, hat man mitunter der Heim-WM in Saalbach-Hinterglemm im vergangenen Februar zu "verdanken".
"Für mich war der Hauptgrund die WM in Saalbach", erklärt Mitter die Beweggründe für seine Rückkehr zum ÖSV.
Nicht nur die Ski-Begeisterung hierzulande und die perfekte Organisation der WM haben beim Neo-Alpinchef Eindruck hinterlassen, sondern auch die ÖSV-Equipe.
"Wie die Teams technisch, taktisch, energiemäßig angetreten sind, hat mir imponiert. Ich habe das Gefühl entwickelt, Teil davon sein zu wollen und den Drang verspürt, dass man da was richtig Cooles machen kann. Das war schon eine Meisterleistung, was da in allen Belangen abgeliefert wurde. Ich habe wirklich mit großer Bewunderung hingeschaut", gesteht Mitter, der in Saalbach noch bei der Konkurrenz in Norwegen angestellt war.
Mitter: "Machtspiel ist es keines"
Das hat ihn dann auch dazu veranlasst, zum ÖSV zurückzukehren. Von 2019 bis 2022 war der Mitter bereits Cheftrainer der ÖSV-Frauen.
Zudem dürfte die aktuelle Führungsriege des Skiverbandes rund um Sportdirektor Mario Stecher einen wesentlichen Anteil daran haben, dass Mitter einen zweiten Anlauf beim ÖSV wagt.
Dass sein Abschied als Frauen-Cheftrainer vor drei Jahren alles andere als harmonisch verlief, spielt jetzt offenbar keine Rolle mehr.
"Machtspiel ist es keines. Ich bin gern im Dialog, tausche mich gerne aus. Es sind momentan handelnde Personen da, da vergehen die Stunden beim Telefonieren, ohne dass es Arbeit ist."
Weitere Änderungen im Trainerstab angekündigt
Apropos Arbeit: Diese hat Mitter bereits aufgenommen. "Es soll kein Tag verloren gehen, nur weil ein neuer Alpin-Chef da ist", sagt der 45-Jährige in Hinblick auf die im Mai startende Vorbereitung auf die Olympia-Saison.
"Es kann auch schnell gehen. Es ist nicht so, dass andere Nationen mit Zaubermitteln agieren."
Eines der ersten To-Do’s des neuen Alpin-Chefs ist die Zusammenstellung des Trainerteams.
Die beiden Cheftrainer Marko Pfeifer (Männer) und Roland Assinger (Frauen) bezeichnet Mitter als "absolute Fachmänner". Dennoch wird es noch weitere Rochaden im Betreuerstab geben.
Mit Andreas Evers als neuer Speed-Chef der Männer ist der erste "Neuzugang" bereits bekannt, weitere sollen laut Stecher in den kommenden Tagen kommuniziert werden.
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Fehler sind erwünscht
Mit geballter Kompetenz soll dann daran gearbeitet werden, Österreichs Ski-Team wieder auf die Erfolgsspur zu führen – sowohl kurz- als auch langfristig.
"Wir haben insgesamt eine erfolgreiche WM erleben dürfen, auf der anderen Seite soll es der Anspruch des ÖSV sein, auch im Gesamtweltcup und Nationencup um den ersten Platz mitmischen zu können. Da herrschte dann doch eine gewisse Unzufriedenheit und Handlungsbedarf", stellt Stecher klar.
Mitter soll mit seiner Erfahrung und seinem Wissen – er trainierte in Norwegen unter anderem Aksel Lund Svindal, Henrik Kristoffersen und zuletzt das erfolgreiche Technik-Team rund um Atle Lie McGrath, Alexander Steen Olsen und Timon Haugan– mithelfen, Österreich wieder zur Nummer-eins-Nation zu machen.
"Wir erwarten uns neue Impulse", sagt Stecher. Zudem sollen den ÖSV-Athlet:innen wieder mehr Risikobereitschaft und Selbstvertrauen eingeimpft werden.
Der Sportdirektor erteilt sogar die Erlaubnis für Fehler: "Wenn Fehler gemacht werden, werden die Schwünge vielleicht auch wieder schneller, weil man nicht ständig daran denkt, was man richtig machen muss. Richtig machen ist eine Sache, die daran hindert, die beste Performance zu zeigen", meint Stecher.
Mitter: "Es ist nicht so, dass andere Nationen mit Zaubermitteln agieren"
In Hinblick auf die anstehende Olympia-Saison hat sich Mitter zum Ziel gesetzt, Prozesse so zu optimieren, dass die ÖSV-Athleten bei den Winterspielen "an der Spitze Leistung bringen können".
Der Großteil von Mitters Arbeit wird sich aber auf die Jahre nach Olympia 2026 konzentrieren. Es wartet die herausfordernde Aufgabe, ein schlagkräftiges Team für die Zukunft aufzustellen.
Sportdirektor Stecher hat bei seinem Amtsantritt vor einem Jahr einen Wandel im Nachwuchsbereich eingeläutet, dieser soll unter Mitter nach oben hin fortgesetzt werden.
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"Es geht darum, von unten rauf pro Jahrgang viele gute Athleten an den Start bringen zu können", weiß Mitter. Denn: "Es gibt in Österreich sehr viele Talente, sehr gute Skifahrer."
Der Neo-Alpinchef sieht es als seine Aufgabe, das System im ÖSV genau unter die Lupe zu nehmen und zu schauen, "wo es in diesem Prozess hakt", warum teilweise ganze Jahrgänge an guten Skifahrern fehlen.
Statt Hauruck-Aktionen soll es nachhaltige Verbesserungen geben. Es wird also eine Zeit dauern, bis Mitters Handschrift in der Ski-Nation Österreich erkennbar sein wird.
"Aber es kann auch schnell gehen. Es ist nicht so, dass andere Nationen mit Zaubermitteln agieren, das sind normale Prozesse", so Mitter. "Ich bin schon der Meinung, dass man die Löcher relativ schnell wieder auffüllen kann."
Es wird sich also weisen, ob mit Christian Mitter der Erfolg in die Ski-Nation Österreich zurückkehrt.