news

ÖSV: Ist nach der Saison vor dem Umbruch?

Eine erfolgreiche WM alleine macht noch keinen guten Winter. Nach einer Saison mit Negativwerten könnte beim ÖSV "kein Stein auf dem anderen bleiben".

ÖSV: Ist nach der Saison vor dem Umbruch? Foto: © GEPA

Wieder einmal ist ein Ski-Winter beendet, die Saison 2024/25 Geschichte.

Zurück bleibt aus österreichischer Sicht ein ramponiertes Gewinner-Image, die Heimreise vom Weltcupfinale in Sun Valley erfolgte nach 2020, 2022 und 2023 zum vierten Mal ohne Weltcup-Kugel, dafür mit historischen Negativwerten im Gepäck.

ÖSV-Kristallkugeln seit 1995/96 - "Nuller" für Ski Austria >>>

Gemessen an Siegen feierte die Ski-Nation mit fünf so wenige wie seit 1986/87 (zwei/27 Podestplätze) nicht mehr, mit 23 Podestplätzen segelt der stolze Österreichische Skiverband auf einem 40-Jahre-Tief.

Zusätzlich Sorgen bereitet geschlechterübergreifend zunehmend die Altersstruktur. Die Stockerlfahrer von Ski Austria, 13 an der Zahl, sind im Schnitt 29,1 Jahre alt. Der Altersdurchschnitt der zwölf Schweizer beträgt 28,4 Jahre, jene sieben Norweger sind durchschnittlich 26,1 Jahre alt.

Als Lichtblick bleibt die mit sieben Medaillen, davon zwei in Gold, (unerwartet) erfolgreiche WM übrig. Eine erfolgreiche WM alleine macht aber noch keinen guten Winter.

"Wir müssen kritisch anmerken, dass wir mit dem gesamten Saisonverlauf nicht zufrieden sind. Es ist nun unsere Arbeit, gemeinsam die Steine umzudrehen, kritisch zu hinterfragen, warum wir nur bei gewissen Rennen so toll dabei waren", sagt ÖSV-Generalsekretär Christian Scherer beim Weltcup-Finale in Sun Valley.

Man dürfe dennoch nicht alles schlechtreden, so Scherer, "es war manches sehr gut, manchmal hatten wir auch ein gewisses Rennpech. Aber schlussendlich ist es uns nicht gelungen, in geballter Kraft konstant vorne mitzufahren. Das ist unser Anspruch. Von dem her müssen wir jetzt schon beginnen, für die nächste Saison und auch für den nächsten Olympia-Zyklus 2026-2030 nachzudenken."

Folgt nach der Saison also ein Umbruch?

Mario Stecher hat sich nach seinem Amtsantritt im Mai 2024 noch davor gehütet, große personelle Veränderungen vorzunehmen, vor allem in Hinblick auf die Heim-WM in Saalbach-Hinterglemm wollte man ÖSV-intern Unruhe vermeiden.

Dass der Sommer 2025 ähnlich ruhig verläuft wie jener 2024, ist eher unwahrscheinlich. Das mittelmäßige Abschneiden im Weltcup wird Konsequenzen haben. Stellt sich nur die Frage, wie groß der Umbruch sein wird. Schließlich steht eine Olympia-Saison bevor.

Dass das Highlight im Zeichen der fünf Ringe nicht unbedingt ein Grund für Zurückhaltung in Sachen Umstrukturierung sein muss, zeigt das Beispiel Biathlon. Biathlon-Beben: Es braucht jetzt Zeit, die wir nicht haben >>>

Auch in der Alpin-Sparte ist man gut bereiten, wenn man den Umbruch in diesem Sommer zumindest einleitet und nach den Olympischen Spielen 2026 konsequent fortsetzt.  

Man werde die Gesamtsituation "kritisch hinterfragen", kündigte Scherer an, und wenn notwendig auch personelle Veränderungen vornehmen.

"Es wird kein Stein auf dem anderen bleiben"

Etwas offensiver formuliert es Männer-Cheftrainer Marko Pfeifer: "Es wird in der kommenden Saison kein Stein auf dem anderen bleiben", sagt der Kärntner und meint damit auch Personalrochaden im Betreuerteam.

Eine neue Personalie ist bereits fix: Andreas Evers, ehemaliger Erfolgstrainer von Legende Hermann Maier, folgt als Speed-Chef Sepp Brunner nach, der in Pension geht. Weitere Umbesetzungen sind nicht ausgeschlossen.

Das Abfahrts-Team der Männer ist eine der größten ÖSV-Baustellen. In diesem Winter hat es kein einziger Österreicher aufs Weltcup-Podest geschafft. Es wird auch an Evers liegen, die nächste Generation im Weltcup zu etablieren. Dass durchaus Potenzial vorhanden ist, hat Stefan Eichberger mit einer starken Debüt-Saison im Weltcup bewiesen.

Pfeifer gibt Problem in der Abfahrt zu: "Das haben wir nicht beheben können" >>>

Außerdem soll es bei den Männern interne Rochaden, also Umstrukturierungen in den Trainingsgruppen und ihrer Trainer, geben. Hier stellt sich etwa die Frage: Wohin mit Läufern wie Marco Schwarz oder Raphael Haaser, die sich (wieder) vermehrt in Richtung Abfahrt orientieren wollen?

Athletinnen-Kritik am Training muss aufgearbeitet werden

Bei den Frauen sind personelle Änderungen ebenso vorstellbar. Gerüchten zufolge soll Christian Perner, der erst seit einem Jahr im Amt ist, zur Diskussion stehen. Seine Ziele, die er vor Saisonbeginn unter anderem im LAOLA1-Interview ausgegeben hat, - etwa eine WM-Medaille und eine Athletin in den Top sieben der RTL-Wertung – wurden verfehlt.

"Wir werden uns zusammensetzen, analysieren und schauen, wie wir uns im Hinblick auf die nächste Saison aufstellen", sagte Cheftrainer Roland Assinger beim Weltcup-Finale kurz und knapp. 

Definitv aufzuarbeiten gilt es die öffentliche Kritik der Läuferinnen am Riesentorlauf-Traininig. Julia Scheib monierte zu wenig Training auf eisigen Pisten, Stephanie Brunner zu kurze Läufe.

Viele Baustellen sind also offensichtlich, nicht alle werden durch Neubesetzungen behoben werden können.  

Für sämtliche Personalien gilt jedoch: Sportdirektor Stecher bevorzugt den "österreichischen Weg", also heimisches Personal. Problem nur: Viele Österreicher sind erfolgreich bei anderen Nationen oder Firmen tätig. Diese für die Herausforderungen beim ÖSV zu gewinnen, wird alles andere als leicht.

Preisgeld-Ranking: So viel kassierten die Ski-Stars 2024/25


Kommentare