"Ich glaube, vor allem im Sport ist es das Schlimmste, wenn man sich ewig lang mit der Vergangenheit beschäftigt", sagt Manuel Feller.
Und trotzdem musste vor Beginn der neuen Ski-Saison nochmal ein Blick zurück auf den vergangenen Winter sein.
Vor allem die erste Saison-Hälfte 2022/23 verlief für Feller mit drei zweiten Plätzen (2 im Slalom, 1 im RTL) mehr als gut. Beim Heimrennen in Kitzbühel hatte der Tiroler auf dem Ganslernhang sogar den Sieg vor Augen, fädelte aber ein.
Ein ähnliches Schicksal widerfuhr ihm bei der WM in Courchevel/Meribel. Auch in Frankreich führte Feller im Slalom nach dem ersten Durchgang, am Ende blieb er als Siebenter aber ohne Edelmetall.
Stattdessen nahm Feller eine Verletzung an der Hüfte mit nach Hause. Der ÖSV-Star kam beim Einfahren vor dem WM-Slalom zu Sturz. Dieser wirkte noch Monate nach.
"Ich habe - unter Anführungszeichen - den Spaß am Skifahren wieder gefunden, nachdem es am Ende der letzten Saison nicht mehr so viel Gaudi gemacht hat."
"Ich habe die Nachwirkungen des Sturzes bei der WM wirklich bis Juli mitgezogen", erzählt Feller im Rückblick. "Dann brauchst du dich auch nicht wundern, dass es am Ende der vergangenen Saison nicht mehr so funktioniert hat. Das ist keine Ausrede. Ich hätte definitiv gewisse Sachen besser machen können, aber meine Höchstleistung war sicher nicht mehr möglich."
"Das wichtigste war, die schlechten Erinnerungen aus dem Kopf zu kriegen"
Mittlerweile hat sich Fellers Körper erholt. Keine Selbstverständlichkeit, wenn man seine jahrelangen Leiden aufgrund von Rückenproblemen kennt.
"Ich fühle mich fit. Vor allem konditionell habe ich einen guten Schritt gesetzt. Ich habe selten so wenig geschnauft am Gletscher wie heuer", berichtet Feller mit einem Schmunzeln.
"Die Schmerzen halten sich auch in Grenzen. Ich habe - unter Anführungszeichen - den Spaß am Skifahren wieder gefunden, nachdem es am Ende der letzten Saison nicht mehr so viel Gaudi gemacht hat."
Körperliche Blessuren auszuheilen ist die eine Sache, sich mental nach Rückschlägen wieder aufzurichten die andere.
"Vor allem die letzten eineinhalb Monate der vergangenen Saison nach meinem Sturz bei der WM waren sehr schwierig. Da habe ich nicht so gute Erinnerungen an die letzten Rennen. Von dem her war das wichtigste, wieder Spaß am Skifahren zu haben, die schlechten Erinnerungen aus dem Kopf zu kriegen und mit Freude in die neue Saison zu starten."
Eine große Aufarbeitung war dafür allerdings nicht vonnöten. "Ich weiß ja, woran es gelegen ist. Es war nach der Brez’n bei der WM einfach sehr schwierig."
Das Thema Kitzbühel ist abgeschlossen
Auch der Einfädler als Halbzeit-Führender in Kitzbühel fährt längst nicht mehr im Unterbewusstsein mit.
"Ich bin nach meinem Einfädler in Kitzbühel zwei Tage später in Schladming Vierter geworden. Ich glaube, besser kann man so ein Thema nicht abschließen", erinnert Feller. "Das gehört als Slalom-Fahrer dazu. Ich glaube, jeder, der in Schladming gewonnen hat, hat in Schladming auch schon mal bei den ersten fünf Toren eingefädelt. Das gehört einfach dazu. Wenn du dir da bis in die nächste Saison Gedanken darüber machst, dann bist du fehl am Platz."
Fellers Rezept in so einem Fall: "Den Blick nach vorne richten."
Fellers Plan für Sölden: Besser machen als die letzten Jahre
Deshalb wird jetzt endgültig nicht mehr zurückgeschaut, sondern nach vorne und das bedeutet nach Sölden. Dort startet am 29. Oktober mit dem Riesentorlauf die neue Saison.
"Ich freue mich, wenn es endlich los geht. Wie sagt man so schön: Irgendwann ist genug trainiert."
Mit Sölden hat Feller noch eine Rechnung offen. Bei bisher sieben Starts am Rettenbachferner sah der Tiroler nur drei Mal das Ziel, schaffte es dabei aber nie in die Top Ten. Im vergangenen Jahr reichte es im Riesentorlauf nur zu Rang 16.
"Der Plan wäre, es heuer besser zu machen als die letzten Jahre", sagt Feller. "Ich fühle mich eigentlich bereit. Das Skifahren macht Spaß. Ich hoffe, dass ich das ins Renngeschehen mitnehmen kann."
Die Slalom-Kugel ist nicht das primäre Ziel
Die kleine Kristallkugel im Slalom, um die er im vergangenen Winter lange mitgekämpft hat, will der 31-Jährige nicht als Hauptziel für diesen Winter definieren.
"Vor allem im Slalom ist die Konkurrenz so groß. Das primäre Ziel ist, bei jedem Rennen ums Podest mitzufahren. Dann müssen schon viele Sachen zusammenpassen, damit man den Glasbecher in der Hand halten darf", weiß Feller. "In Allgemeinen ist für mich das große Ziel, in jedem Rennen konkurrenzfähig zu sein."