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Weichenstellung mit Hürden: Mitter kommt, Assinger bleibt?

Mit dem Comeback von Christian Mitter ist dem ÖSV ein Coup gelungen. Auf den Neo-Alpin-Chef wartet der brisante Fall Assinger und ein gespaltenes Frauen-Team.

Weichenstellung mit Hürden: Mitter kommt, Assinger bleibt? Foto: © GEPA

Weichenstellung für die Zukunft – unter diesem Titel verkündete der ÖSV am Mittwoch die Verpflichtung von Christian Mitter als neuen Sportlichen Leiter der Alpin-Sparte.

Diese darf durchaus als Coup bezeichnet werden, ist Mitter doch einer der erfolgreichen Trainer im Ski-Kosmos. Der gebürtige Steirer trainierte in Norwegen unter anderem Aksel Lund Svindal, Henrik Kristoffersen und zuletzt das erfolgreiche Technik-Team rund um Atle Lie McGrath, Alexander Steen Olsen und Timon Haugan.

Dazwischen war er von 2019 bis 2022 Cheftrainer der ÖSV-Frauen. Nun kehrt Mitter als Nachfolger von Herbert Mandl, der künftig den Aufbau eines Alpin Stützpunktes am Arlberg übernehmen soll, in den Schoß des ÖSV zurück.

Aktuell befindet sich der 45-Jährige noch in Skandinavien, kommenden Mittwoch wird er in Innsbruck offiziell präsentiert. Dann wird Mitter über seine neue Aufgabe und vor allem die Ziele und Pläne mit dem ÖSV-Team sprechen. 

Spannend wird sein, welche Rolle der Neo-Alpin-Chef in der Causa rund um Roland Assinger einnehmen wird. Trainer-Besetzungen sind freilich Teil seines Aufgabengebiets. 

Parallelen zwischen Mitter und Assinger

Nach Vorwürfen mehrerer Athletinnen gegen den Frauen-Cheftrainer soll es nach Ostern Gespräche zwischen dem gesamten Frauen-Team und dem Kärntner geben. Diese könnten letztlich auch Aufschluss darüber geben, ob Assinger in seiner Rolle als Cheftrainer für den ÖSV noch tragbar ist oder er nach zwei Jahren im Amt gehen muss.

Mitters Abschied als Frauen-Cheftrainer vor drei Jahren verlief alles andere als harmonisch. Er freue sich nun auf die Zusammenarbeit mit "motivierten Athleten", sagte der Steirer damals.

Mitter fordert Leistung ein – ähnlich wie Assinger. Damit hat der Kärntner die ÖSV-Frauen in den vergangenen zwei Jahren – zumindest teilweise – wieder in die Erfolgsspur gebracht. Assinger ist von der geradlinigen Sorte, ein Mann klarer Worte, der auch mal den Finger in die Wunde legt.

Mitter wird jedoch auch höchsten Wert auf ein gutes, funktionierendes Teamgefüge legen – etwas, das ihm in seiner Zeit in Norwegen injiziert wurde und das die "Attacking vikings" erfolgreich macht.

Hier spießt es sich im ÖSV. Im Frauen-Team kristallisieren sich mittlerweile zwei Lager heraus: Jene, die mit Assingers Stil zurechtkommen und jene, die ihn nicht mehr wollen.

Stecher: "Dann muss man irgendwann die Reißleine ziehen" >>>

Den entstandenen Riss im Teamgefüge zu kitten wird nicht einfach, aber notwendig sein. Ein intaktes Umfeld ist ein nicht zu unterschätzender Eckpfeiler des Erfolgs.

Wenn sich Sportler:innen aus Angst vor Konsequenzen durch Anonymität schützen (müssen), dann ist dieses Umfeld augenscheinlich alles andere als intakt.

Das Machtgefälle im ÖSV

Kann man im herkömmlichen Arbeitsumfeld bei Problemen den Arbeitgeber wechseln, ist das als Ski-Profi quasi unmöglich. Durch diese Monopolstellung bekommen Machtgefälle und steile Hierarchien eine ganz andere Dimension.

Im ÖSV ist dieses Machtgefälle in der Post-Schröcksnadel-Ära deutlich abgeflacht. Für Präsidentin Roswitha Stadlober sind Respekt und Wertschätzung oberstes Gebot, das lebt sie auch glaubhaft vor.

Sportdirektor Mario Stecher organisierte direkt nach seinem Amtsantritt vor einem Jahr einen ÖSV-internen Werte-Workshop, in dem Respekt, Wertschätzung, Vertrauen, Ehrlichkeit und Leistungsbereitschaft als die wichtigsten Attribute definiert wurden.

Ein Verhaltenskodex ist eine Sache. Einen ganzen Verband dazu bringen, ihn auch tatsächlich zu leben, eine andere.

Ein "herabwürdigender und demütigender" Umgangston – so die aktuellen Vorwürfe gegen Assinger – steht freilich im Gegensatz zu all diesen Werten und ist mit einem modernen Trainings- und Führungsstil nicht mehr vereinbar. Nicht zuletzt, weil persönliche Integrität und Leistungsfähigkeit unmittelbar zusammenhängen.

Auf Neo-Alpin-Chef Mitter und die restliche ÖSV-Führungsriege wartet also ein Berg an Arbeit – um die Weichen für eine erfolgreiche UND synergetische Zukunft zu stellen.


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