Acht Slaloms, acht Zielankünfte. Wir erleben in diesem Winter den stärksten und konstantesten Manuel Feller aller Weltcup-Zeiten.
Neben seinem enormen Grundspeed kann sich der Fieberbrunner neuerdings auch auf seine Stabilität verlassen. Ski-Redakteurin Daniela Kulovits erklärte vor den Übersee-Auftritten des Tirolers, warum Ausfälle bei Feller inzwischen Schnee von gestern sind...
Und wenn der 31-jährige Familienvater nach einem Rückstand im 1. Durchgang im Finale "All in" gehen muss, dann holt er seine "Einser-Ski" aus dem Keller.
Die Platzierungen in dieser Saison sprechen für sich. 1., 5., 1., 1., 4., 5., 4., 1. - Manuel Feller wird beim Weltcup-Finale vor seiner Haustür der einzige Österreicher sein, der eine Kristallkugel überreicht bekommt.
Am Sonntag, den 17. März, sollte beim finalen Slalom in Saalbach der Bär steppen. Die WM-Generalprobe im "Home of Lässig" bietet dem Lokalmatador die ideale Bühne, um seine Super-Saison mit Freunden und Familie gebührend zu feiern.
Feller: Angst um seine Lieblingsski und ein freier Samstag in Aspen
Das Setup entscheidet längst über Sieg und Niederlage. Material-Tüftler Marcel Hirscher hat die Abstimmung bei Schuh und Ski einst auf eine neue Ebene gehoben. Die Weltcup-Asse reisen mit einer Vielzahl an Schuhen und Skiern von Rennen zu Rennen.
Je unterschiedlicher sich die Pistenbedingungen präsentieren, desto schwieriger fällt die Abstimmung. In dieser Slalom-Saison war gefühlt alles dabei, was an Schneeunterlage möglich ist. Vom blanken Eis, über griffigen Kunstschnee, von perfekten Bedingungen bei strahlendem Sonnenschein bis zu Regen und Gatsch - die Ski-Stars mussten sich bisher auf eine breite Palette an Kurssetzungen und Pistenbedingungen einstellen.
Damit ist Feller bei seinen Siegen in Gurgl, Adelboden, Wengen und zuletzt in Palisades Tahoe gefühlt am besten zurecht gekommen.
Seit drei Jahren ist Feller auf demselben Paar Ski siegreich
Auch, wenn auf 2.000 Meter Seehöhe der Unterschied der Schneebeschaffenheit zwischen dem 1. und 2. Durchgang derart arg war wie in Kalifornien. Zuerst der berühmt aggressive und trockene Schnee, den es in dieser Form nur in Nordamerika gibt, und in der Entscheidung dann ein Rennen bei frühlingshaften Temperaturen, wo jeder Kanteneinsatz bremst.
Die Stahlkanten machen den Unterschied. Je dünner, desto schneller. Fellers Paar Lieblingsski, mit denen er seit Jahresbeginn 2021 alle sechs bisherigen Weltcup-Erfolge eingefahren hat, haben immer wieder einen perfekten Schliff verpasst bekommen.
Wo geschliffen wird, da fliegen Spänne. Die Kanten der "roten Göttin" werden von Schliff zu Schliff dünner. Die Gefahr, dass die Kante ausreißt, ist bei extrem eisigen Bedingungen sehr hoch. Wenn Feller seine Skier aber in einen aufgeweichten Kurs setzen kann, dann ist das Risiko, sich das Material zu ruinieren, wesentlich geringer.
Feller hütet seine Einser-Rennskier wie einen Goldschatz, auch wenn er weiß, dass die dünnen Kanten irgendwann ausreißen werden und seine pfeilschnellen Sieger-Skier dann Schnee von gestern sind.
Mit Blick auf den Kugel-Kampf - Feller führt in der Slalomwertung bei noch 300 zu vergebenen Punkten 204 Zähler vor Linus Strasser - gönnt sich der Tiroler in Aspen einen freien Samstag.
Feller wird am Freitag den ersten von zwei Riesentorläufen (ab 18 Uhr im LIVE-Ticker) bestreiten. Am Samstag legt er eine Pause ein, um am Sonntag beim Slalom nach seinem 5. Saisonsieg zu greifen.
"Überflieger" Odermatt rast mit seinem 7. Sieg im 7. RTL zum Gesamtsieg
Weiter auf dem Weg zur perfekten "Riesen"-Saison befindet sich Marco Odermatt.
In Kalifornien eroberte der 26-jährige Schweizer mit seinem siebten Sieg im siebten Saison-Riesentorlauf vorzeitig den dritten Gesamtsieg in Folge. Die große Kugel bei den Herren ist damit das erste Kristall, das im Winter 2023/24 ohne Wenn und Aber vergeben ist.
Doch damit nicht genug. Odermatt ist drauf und dran, weitere Kugeln zu holen und die Weltcup-Rekordbücher neu zu schreiben. Doch dazu in den kommenden Wochen...
Am überaus gelungenen Kalifornien-Wochenende schaffen es neben Feller und Odermatt zwei weitere Athleten ex aequo auf das "Schnee-von-gestern"-Podest.
Radamus und Feurstein zeigten mächtig auf
US-Lokalmatador River Radamus machte mit seinem ersten Karriere-Podestplatz (3. im RTL) aus dem Zielstadion in Palisades Tahoe ein Tollhaus und ließ sich entsprechend feiern.
Grund zu jubeln hatte auch der Vorarlberger Lukas Feurstein. Der 22-Jährige vom SV Mellau durfte beim Riesentorlauf zum ersten Mal auf dem Stuhl des Führenden Platz nehmen. Der RTL-Junioren-Weltmeister von 2021 schaffte mit Startnummer 56 den Sprung in den 2. Durchgang.
Im Finale der besten 30 beeindruckte Lukas Feurstein mit einer blitzsauberen Fahrt. Er verbessert sich mit zweitbester Laufzeit (0,02 Sekunden hinter Steen Olsen) von Platz 26 auf den hervorragenden zehnten Endrang.
In den Top Ten klassierte sich der "Wälder" bereits im Vorjahr einmal. Nach dem 6. Rang im Super-G von Cortina zog er sich 24 Stunden später beim 2. Super-G einen Innenbandriss zu und musste die Saison vorzeitig beenden.
In Kalifornien stellt der 22-Jährige unter Beweis, dass mit ihm zu rechnen ist. Am besten bereits bei den beiden Riesentorläufen am Freitag und Samstag in Aspen.
Schlechtwetter sorgt für Totalausfall in Zermatt und Garmisch und Fassatal
So schön und erfreulich der neuerliche Wintereinbruch für die Wintersportorte ist, so hart traf er die Speed-Damen im italienischen Fassatal.
Außer Spesen nichts gewesen. Aufgrund der heftigen Schneemassen mussten beide Super-G-Rennen in Val di Fassa abgesagt werden. Damit sind in diesem Winter bereits sechs Speed-Events der Frauen dem Schlechtwetter zum Opfer gefallen.
Nach der Absage der Doppel-Abfahrt in Zermatt Mitte November sowie der Nichtdurchführung von Abfahrt und Super-G in Garmisch erwischte es nun die beiden Super-G-Bewerbe in den italienischen Dolomiten.
Den nächsten Versuch starten die Frauen am Wochenende in Norwegen, wo am Samstag (ab 11 Uhr im LIVE-Ticker) eine Abfahrt sowie am Sonntag ein Super-G auf dem Programm stehen.
Ski Austria und das Team der Norwegerinnen wollten am Freitag einen zusätzlichen Bewerb ins Programm heben. Doch alle anderen Teams haben sich dagegen ausgesprochen und bestehen auf ein 2. Abfahrtstraining. Aber das ist schon wieder "Schnee von gestern".