Im Ski-Weltcup sind - speziell in einem Winter ohne WM und Olympia - die begehrten Kristallkugeln das Objekt der Begierde.
Die großen Kugeln gehören der besten Skifahrerin und dem besten Skifahrer der Saison. Die kleinen Kugeln erhalten die Saison-Dominatoren in den diversen Disziplinen. Kugeln gibt es auch für den Sieg in den Nationenwertungen.
Im Nationencup sind aktuell 65 von 77 Bewerben absolviert. Vor den noch ausstehenden 12 Rennen (je 6 bei den Frauen und Männern) hat die Schweiz die große Kugel bereits sicher.
Nachdem sich Österreich die Ski-Nationenwertung von 1990 bis 2019 nicht weniger als 30 Mal in Serie sicherte, gewann die Schweiz den Cup 2020 und 2021. Im Winter 2022 konnte Österreich zurückschlagen, ehe im Vorjahr wieder die Schweiz die Oberhand behielt.
Das ÖSV-Powerteam ist jedenfalls Schnee von gestern. Die Erfolge von Lara Gut-Behrami sowie Marco Odermatt beflügeln die Eidgenossen und lassen die Konkurrenz zu Neidgenossen werden.
Schweiz hat Nationencup sicher und gewinnt zudem die Männer-Wertung
Die Schweiz liegt im Nationencup mit 9.842 Punkten aktuell 1.616 Zähler vor Österreich und ist nicht mehr einzuholen. Italien folgt in der Nationenwertung mit über 2.100 Punkten Rückstand auf Österreich auf dem 3. Rang.
Auch die Kugel bei den Männern gehört bereits Swiss-Ski. Odermatt und Co. haben in diesem Winter bereits 5.613 Punkte erobert. Österreich liegt bei den Herren als zweitbeste Nation schon 1.545 Zähler zurück.
Offen ist das Rennen noch bei den Frauen. Die Schweizerinnen (4.229 Punkte) liegen lediglich 71 Zähler vor den ÖSV-Frauen (4.158). Auch die Italienerinnen (3.799) mischen im Kampf um die Kugel noch mit.
Loic Meillard, ein Weinkenner mit einer abgeschlossenen Banklehre
Unglaublich, aber wahr. Trotz der zwei Riesentorlauf-Siege sowie der großen und kleinen Kugel für Marco Odermatt, war im US-Nobelskiort Aspen Odis Landsmann Loic Meillard der "Überflieger" des Wochenendes.
Zweimal hatte der 27-jährige Meillard den um ein Jahr jüngeren Teamkollegen Odermatt im Riesentorlauf zu absoluten Höchstleistungen gezwungen, um doch noch hauchdünn vor ihm zu bleiben. Im Slalom demonstrierte Meillard dann seine Hochform und sicherte sich seinen insgesamt dritten Weltcup-Erfolg.
Zuvor gewann er im Februar 2020 in Chamonix einen Parallelslalom und im Jänner 2023 triumphierte er beim Nacht-Riesentorlauf in Schladming.
Schweiz jubelt über den 13. Weltcup-Sieger im Slalom
Der gelernte Bankkaufmann ist erst der 13. Schweizer, der einen Weltcup-Slalom für sich entscheiden konnte. Mal ehrlich, wie viele Schweizer Slalom-Sieger kennen sie?
Neben Meillard haben sich seit 1967 noch Dumeng Giovanoli, Edmund Bruggmann, Martial Donnet, Peter Lüscher, Pirmin Zurbriggen, Joel Gaspoz, Paul Accola, Didier Plaschy, Marc Berthod, Marc Gini, Daniel Yule und Ramon Zenhäusern in die Siegerlisten eingetragen.
Österreich bringt es in der Weltcup-Historie mit insgesamt 26 Gewinnern auf doppelt so viele Slalomsieger wie die Eidgenossen.
Loic (insgesamt 19 Podestplätze) ist der große Bruder von Melanie Meillard (25), die als Technikerin im Frauen-Weltcup in diesem Winter bisher zwei Top-10-Platzierungen zu Buche stehen hat.
Meillard ist seit drei Jahren mit der ehemaligen Schweizer Ski-Crosserin Zoe Chastan liiert. Die Journalistin reist mit ihrem Loic rund um die Welt, sie ist als Teamsupporterin und Kommunikationsfrau beim Schweizer Verband immer an seiner Seite. Viel Lob für den Edeltechniker, der nie eine Sport- bzw. Ski-Schule besuchte, kommt auch von Zimmerkollege Marc Rochat.
Der 31-Jährige erzählt gegenüber "blick.ch": "Während ich am Morgen oft nur schwer in die Gänge komme und mich mit verklebten Augen noch ein paar Mal im Bett hin- und herdrehe, schießt Meillard um 6 Uhr wie eine Rakete aus den Federn. Loic ist für uns mit seiner genialen Technik nicht nur ein wichtiger Trainings-Gradmesser, sein Optimismus wirkt sich auch enorm positiv auf die Stimmung in unserem Team aus."
Meillard will Feller überholen und einen Doppelsieg feiern
Nach seinem 260-Punkte-Wochenende in Aspen will Meillard jetzt Manuel Feller Platz zwei im Gesamtweltcup streitig machen. Noch liegt der Fieberbrunner (846 Zähler) drei Punkte vor dem Schweizer.
Nicht ohne Grund: Nach den vielen Schweizer Krachern der Saison möchte Meillard das Punkterennen unbedingt als Zweiter hinter Odermatt (1.902 Punkte) abschließen, da es bei den Männern noch nie einen Schweizer Doppelsieg im Gesamtweltcup gab.
Neue deutsch-österreichische Freundschaft belebt Slalom-Weltcup
Apropos Manuel Feller. Der Fieberbrunner ist der einzige Österreicher, der am Ende der Saison in seiner näheren Heimat Saalbach mit einer Kristallkugel in der Hand jubeln könnte.
Dass ausgerechnet ein Deutscher und zudem ein Rivale aus Kindheitstagen dem Tiroler mit Wohnsitz in Salzburg die Kugel streitig macht, ist eine ganz besondere Geschichte.
Der Münchner "Löwe" Linus Straßer - er war Mitglied des Kitzbüheler Ski Clubs, ehe er als Zwölfjähriger in die Ski-Abteilung des TSV 1860 München übersiedelte - ist von Klein auf Rennen gegen Feller gefahren.
Die Straßers lebten im Winter in Kirchberg, der nur knapp ein Monat ältere Feller stammt ebenfalls aus dem Bezirk Kitzbühel. Daher kam es unweigerlich zu Treffen bei den diversen Kinder- und Schüler-Rennen im Tiroler Unterland.
Jetzt pflegt das Duo in den Zielraum-Interviews mit ORF-Mann Rainer Pariasek die einst von Felix Neureuther und Marcel Hirscher begonnene deutsch-österreichische Freundschaft. Kein TV-Auftritt ohne einen Seitenhieb mit Augenzwinkern.
Die beiden Jung-Väter duellierten sich auch in TV und Social Media
Die beiden 31-jährigen Jung-Väter sind längst zu gestandenen Persönlichkeiten gereift, die den Ski-Zirkus beleben und Slalomsport auf höchstem Niveau präsentieren. Vor den beiden ausstehenden Events in Kranjska Gora (9.3.) und Saalbach (17.3.) liegt Feller im Kugelkampf 169 Zähler vor seinem einzigen verbliebenen Rivalen Linus.
Auf die ORF-Frage an Straßer, wie ihm die Hänge in Slowenien und Saalbach liegen, meint der Münchner mit einem Schmunzeln: "Das sind meine absoluten Lieblingsstrecken!"
Feller kontert noch in den USA mit einer Insta-Story vom Flughafen, als er Straßer mit einem Bierchen zuprostet und ihm alles Gute wünscht. Der vorzeitige Kugelgewinn ist für Feller Schnee von gestern, seine Konzentration gilt nun dem klassischen Slalomhang in Kranjska Gora
Wie stark kommt Mikaela Shiffrin zurück?
Noch keine Kugel fix vergeben ist sechs Rennen vor Weltcup-Ende bei den Ski-Frauen.
Es schaut danach aus, dass Lara Gut-Behrami beim Finale in Saalbach gleich vier Kugeln mit nach Hause in die Schweiz nimmt.
Mit ihrem 45. Weltcup-Sieg, dem 8. Saisonerfolg und dem insgesamt 22. Triumph in einem Super-G, schreibt die Tessinerin weiter an ihrer Erfolgsgeschichte. Die 32-Jährige nutzte die Verletzungspause von Mikaela Shiffrin zu einem beeindruckenden Siegeszug.
Auch Brignone zieht an Shiffrin vorbei
Das Doppel im Super-G von Kvitfjell (Norwegen) verhinderte bei widrigen Bedingungen einzig Federica Brignone mit einer echten Traumfahrt.
Mit ihrem 25. Weltcup-Erfolg (10x SG, 10x RTL, 5x Kombi) zog die Italienerin im Gesamtweltcup mit 1.268 Zählern ebenfalls an Shiffrin (1.209 Punkte) vorbei und ist am Wochenende im schwedischen Are nun erste Jägerin von Gut-Behrami (1.594).
Dennoch werden in Aare am Samstag alle Augen auf Shiffrin gerichtet sein. Wie hat die 28-Jährige ihre Verletzung aus der Abfahrt von Cortina Ende Jänner verkraftet? Wie stark präsentiert sich die US-Rekordfrau beim Comeback? Schafft Shiffrin auf Anhieb ihren 96. Weltcupsieg?
Das Management von Shiffrin ließ am Montag verlautbaren, dass Mikaela nach Mittelschweden reist. Ob sie am Samstag im Riesentorlauf startet, ist noch fraglich. Ein Start am Sonntag im Slalom - sie führt die Disziplinenwertung überlegen an - gilt als wahrscheinlich.
Auch wenn für viele der Winter bereits Schnee von gestern ist, im Weltcup stehen am kommenden Wochenende noch einmal sehr spannende Entscheidungen an.