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Shiffrin - "Eigentlich kein Mensch, der 100 Rennen gewinnt"

Mikaela Shiffrin schreibt die Ski-Geschichte neu - Dabei ist sie laut Wegbegleiter Christian Höflehner gar nicht der Killer-Typ, den es für große Siege braucht.

Shiffrin - Foto: © getty

100 Siege.

Vor nicht allzu langer Zeit hätte man es für unmöglich gehalten, dass diese Marke im Ski-Weltcup je geknackt wird. Ingemar Stenmarks 86 Siege galten als Allzeit-Rekord.

Doch Mikaela Shiffrin schreibt die Ski-Geschichtsbücher regelmäßig neu.

Zwei Mal Olympia-Gold, sieben Mal WM-Gold, 19 Kristallkugeln - davon fünf große. In Gurgl carvte sie zum 99. Sieg im Weltcup. Bei ihren Heimrennen in Killington am Wochenende (im LIVE-Ticker) könnte der 100er fallen.

"Mikaela ist eigentlich kein Mensch, der 99 oder 100 Rennen gewinnt. Das ist das Außergewöhnliche", sagt Christian Höflehner gegenüber LAOLA1.

Der Atomic-Rennchef begleitet Shiffrin, die 2011 ihr Debüt im Weltcup feierte, seit Jahren, kennt nicht nur die Sportlerin.

Shiffrin ist kein Killer

"Sie ist so ein rücksichtsvoller Mensch, allen gegenüber. Damit du 99 Rennen gewinnen kannst, muss du im sportlichen Sinn eigentlich ein gewisser Killer und Egoist sein. Das ist Mikaela im normalen Leben als Person nicht", erklärt Höflehner.

Es sei verwunderlich, dass man so erfolgreich und gleichzeitig so rücksichtsvoll sein kann.

Sie entschuldigt sich für schlechte Rennen.

Christian Höflehner über Mikaela Shiffrin

"Mikaela ist so besorgt um jeden. Wenn sie mal nicht gewinnt oder ein Rennen nicht gut ausgeht, macht sie sich die meisten Sorgen um ihren Servicemann oder die Trainer, dass sie die enttäuscht hat. Sie entschuldigt sich für schlechte Rennen. Aber das sagt viel über ihre Persönlichkeit aus."

Shiffrin hat sich im Laufe ihrer Karriere sowohl sportlich als auch menschlich enorm entwickelt.

Die 29-Jährige ist auf und abseits der Piste eine Vorreiterin. 2023 wurde sie vom bekannten "Time Magazin" zu einem der 100 einflussreichsten Menschen der Welt gewählt. Shiffrin scheut nicht davor zurück, sich zu gesellschaftlichen oder politischen Themen zu äußern.  

Auf der Piste lässt sie hingegen nur ihre Leistungen sprechen.

Schon als Kind verpasste sie sich mangels Konkurrenz unter den Mädchen das Motto: Always be faster than the boys – Sei immer schneller als die Jungs. Der Schriftzug ziert bis heute den Helm der zweifachen Olympiasiegerin und siebenmaligen Weltmeisterin.

Das Talent wurde Shiffrin in die Wiege gelegt. Schon früh war zu erkennen, "dass da was Großes kommt", sagt Höflehner, "Aber dass es 100 Siege werden – sowas ist nie absehbar."

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Gegnerinnen kommen und gehen

Shiffrin steht nie still. Selbst nach ihrem 99. Sieg am vergangenen Wochenende in Gurgl war die US-Amerikanerin nicht zufrieden.

"Sie fährt, um besser zu werden, als sie selbst war. Wenn andere aufholen auf sie, will sie besser werden, als sie gestern war", erklärt Höflehner.

Shiffrin entwickle sich mit ihren Konkurrentinnen weiter. "Es sind Gegnerinnen gekommen und gegangen, Mika ist immer noch da."

Diese Tatsache ringt auch ihren aktuellen Konkurrentinnen höchsten Respekt ab.

"Es ist exzellent, wie sie es schafft, es bei jedem Rennen auf den Punkt zu bringen und immer wieder so sauberes Skifahren zu zeigen. Großen Respekt und schön, dass man mit ihr auf so hohem Level fahren kann", sagt Katharina Liensberger.

"Es ist cool und uncool, mit ihr zu fahren, weil sie die ganze Zeit gewinnt", meint Katharina Truppe. "Sie ist eine Macht. Es ist ein Wahnsinn, was Mika leistet. Sie muss so stark im Kopf sein. Man kann sich das gar nicht vorstellen, wie arg das ist, immer abzuliefern – Respekt und Hut ab."

Ein monumentaler Moment - und mehr als ein Rekord

Während die gesamte Ski-Welt Shiffrin für den bevorstehenden 100er feiert, blickt sie selbst dem Meilenstein mit gemischten Gefühlen entgegen.

"Als ich die 86 Siege (Rekord von Stenmark; Anm.) erreicht habe, haben die Leute gleich über die 100 gesprochen. Ich dachte: So funktioniert also der Sport, wenn etwas erreicht wird, sprechen wir über das nächste. Wenn der 100er passiert, wird es auch so sein", sagt Shiffrin. "Das hat mir persönlich geholfen zu erkennen, dass es in meinem Leben keinen Moment geben wird, der das größte im Sport ist."

100 Weltcup-Siege zu erreichen, sei ein monumentaler Moment. "Aber es ist nicht nur mein Moment. Es ist auch ein Moment für die Fans, die Medien und die Menschen, die mich umgeben. Es ist mehr als ein Rekord. Es geht auch um den Skisport als Ganzes", sagt Shiffrin.

Und denkt dabei wieder nicht nur an sich...

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