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So nützt der ÖSV den "Hirscher-Spirit"

Der ÖSV und seine Athleten können von Marcel Hirschers Rücktritt profitieren:

So nützt der ÖSV den Foto: © GEPA

Ohne Zweifel: Der Rücktritt von Marcel Hirscher schmerzt den ÖSV.

Das rot-weiße-rote Ski-Team hat mit dem achtfachen Gesamtweltcup-Sieger seinen großen Star und Erfolgsgaranten der letzten Jahre verloren.

Hirschers Abgang von der großen Ski-Bühne bringt für den ÖSV und die heimischen Athleten aber auch Chancen mit sich. Chancen, vom großen Know-how des ehemaligen "Team Hirscher" zu profitieren.

Teile des "Team Hirscher" in ÖSV integriert

Quasi in der Minute von Hirschers Rücktrittserklärung hat sich ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel darum bemüht, dessen bisherigen Individual-Trainer Michael "Mike" Pircher und Papa Ferdinand Hirscher im rot-weiß-roten Lager zu halten - mit Erfolg.

"Wir erhoffen uns, dass wird den Hirscher-Spirit optimal einsetzen."

ÖSV-Sportdirektor Toni Giger

"Wir haben das Betreuerteam von Marcel soweit integriert", berichtet ÖSV-Sportdirektor Toni Giger. "Es ist ein beratendes Team. Wir erhoffen uns, dass wird den Hirscher-Spirit optimal einsetzen."

Sowohl Pircher als auch "Ferdl" Hirscher haben dem ÖSV-Technikteam beim Training am Pitztaler Gletscher bereits einen Besuch abgestattet und sich einen Überblick verschafft.

Der 44-jährige Pircher ist bereits seit 1998 für den ÖSV tätig und arbeitete seit 2012 auch für Hirscher im Auftrag des heimischen Verbandes. "Mike ist bei uns unter Vertrag, er war ja nicht bei Marcel unter Vertrag", verdeutlicht Schröcksnadel.

Ab sofort soll Pircher im ÖSV mit Spezialaufgaben versehen werden. Im Herren-Bereich soll er dafür Sorge tragen, dass aus Talenten im Europacup Athleten werden, die schneller im Weltcup Fuß fassen.

"Übergang in den Weltcup ist eine Hürde"

"Der Übergang in den Weltcup ist eine Hürde und international ein schwieriger Schritt. Erfahrung und Know-how aus dem Hirscher-Team soll speziell für diese Athleten genützt werden", erklärt Giger. Schröcksnadel sieht einen "Riesenvorteil" in Pirchers Arbeit mit jungen Athleten.

Einen Vorteil will sich der ÖSV mit der "Verpflichtung" von Ferdinand Hirscher auch auf dem Material-Sektor verschaffen. Der Vertrag ist so gut wie unterschrieben.

Hirscher Senior begleitete seinen Sohn als Trainer und Vertrauensperson durch die ganze Karriere, wirkte u.a. entscheidend bei der Materialauswahl mit und hat sich über die Jahre ein enormes Wissen auf diesem Sektor angeeignet.

"Ferdl" wird künftig - sehr zur Freude Schröcksnadels auch im offiziellen ÖSV-Gewand - auch hin und wieder auf der Piste stehen beziehungsweise bei Rennen via Telefon beratend zur Seite stehen.

Schwarz und Feller nun die Nummer 1

Bei Hirschers Ausrüster Atomic plant man hinsichtlich künftiger Ski-Entwicklungen eine Kooperation mit dem ehemaligen Aushängeschild. "Damit soll sein Know-how an die nächste Generation weitergegeben werden", sagt Wolfgang Mayrhofer, General Manager des Skiherstellers aus Altenmarkt.

Davon profitieren auch Hirschers ehemalige Teamkollegen Marco Schwarz und Manuel Feller. Die beiden ÖSV-Technik-Spezialisten rücken bei Atomic in der "Hierarchie" nun nach oben.

"Das ist natürlich ein Vorteil. Bisher war Marcel die Nummer eins und wenn wir bei einem Ski noch etwas geändert haben wollten, dann ist die Ski-Presse für ihn belegt gewesen und wir haben halt eine oder zwei Wochen später erst die Möglichkeit gehabt", erklärt Feller.

Jetzt sind die beiden Österreicher - zumindest im Technik-Bereich - Hirschers Nachfolger als Nummer eins bei Atomic. "Nun haben wir mehr Möglichkeiten", sagt Feller.

Hirschers Material eins zu eins übernehmen könne man aber nicht. "Wir hatten die letzten Jahre auch schon die Möglichkeit, die selben Ski oder Schuhe zu fahren, aber es gibt nicht das EINE perfekte Setup für alle. Marcel ist zum Beispiel 15 cm kleiner als ich oder hat 10 Zentimeter kürzere Haxn, wenn einer ganz andere 'Hebel' hat, kann man das nicht so einfach ummünzen. Wir pfuschen beim Setup bei den Einstellungen oft bei einem Millimeter oder einem halb Grad herum. Wenn der Ski 100-prozentig mit dem Schuh und der Bindung zusammenpasst und ich ändere nur eine Kleinigkeit, dann könnte es sein, dass das ganze System kollabiert", schildert Feller die hochkomplexe Thematik.

Am Ende müsse jeder Athlet sein eigenes Setup finden, und "nicht nur den Ski oder Schuh von Marcel" hernehmen.

"Marcel wird sich im ÖSV einbringen"

Hirscher selbst war fast schon besessen vom perfekten Setup. Das Tüfteln am Material brachte ihm laut eigener Aussage im Rennen bis zu einer Sekunde gegenüber der Konkurrenz.

Aber nicht nur der Material-Vorteil machte ihn zu einem der besten Skifahrer aller Zeiten, sein Erfolg hatte mehrere Komponenten. Das genaue Rezept kennt nur Hirscher selbst, er scheint aber gewillt, es an die kommenden Generationen weiterzugeben.

"Marcel wird sich im ÖSV einbringen", sagt Schröcksnadel. Ab wann und in welcher Form genau ist noch unklar.

Ohne Zweifel: Der ÖSV wird davon profitieren.

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