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Wie der ÖSV die Zukunft des Wintersports gestalten will

Die Klima-Proteste in Gurgl im Vorjahr haben wachgerüttelt. Der ÖSV will heute ans Morgen denken. Roswitha Stadlober träumt von einer "Schnee-Wunderwelt".

Wie der ÖSV die Zukunft des Wintersports gestalten will Foto: © GEPA

Der Ski-Weltcup gastiert an diesem Wochenende zum zweiten Mal in Gurgl.

Bei der Premiere im Vorjahr sorgte neben dem Dreifachsieg der ÖSV-Männer auch eine Protest-Aktion von Klimaaktivisten im Zielraum für Schlagzeilen.

Seither hat sich viel getan. Die "Letzte Generation" hat sich aufgelöst. Der ÖSV hat sich nach den Ereignissen in Gurgl besonders dem Thema Nachhaltigkeit verschrieben.

ÖSV wurde auf dem falschen Fuß erwischt

"Die Klimakleber haben uns vor einem Jahr auf dem falschen Fuß erwischt und herausgefordert", räumt ÖSV-Präsidentin Roswitha Stadlober ein.

Im Zuge der Strukturreform des Skiverbandes wurde die Zukunft des Wintersports zu einem zentralen Thema gemacht.

Anfang des Jahres wurde das Programm "Future:Focus:Ski&Snowboardsport" ins Leben gerufen.

Gemeinsam mit rund 50 Expertinnen und Experten aus Sport – darunter Benjamin Raich und Felix Neureuther - , Wirtschaft, Bildung, Wissenschaft und von NGOs werden drei Themenfelder bearbeitet: "Nachhaltiger Ski&Snowboardsport", "Leistbarer Wintersport" und "Emotion Wintersport". 25 Seiten umfasst das Zukunfts:Aktions:Programm für den Wintersport

Österreichs DNA erhalten

"Wir als Österreichischer Skiverband tragen Verantwortung. Wintersport gehört zur DNA in Österreich. Es ist wichtig, dass wir den Kindern Wintersport ermöglichen. Aber am Wintersport hängt in diesem Land noch so viel mehr", sagt Stadlober.

In dem Bewusstsein, dass die Winter der Zukunft anders aussehen werden bzw. gegenwärtig schon sind, als es viele von uns aus der eigenen Kindheit kennen.

Das Klima wandelt sich spürbar. Die zahlreichen wetterbedingten Absagen im letzten Weltcup-Winter zeigen die Herausforderungen auf, vor denen der Wintersport steht.

Hinzu kommen gesellschaftliche Veränderungen. Das Thema der Leistbarkeit und der Bewegungsmangel bedingt durch Wohlstand und verändertes Freizeitverhalten, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen, sind immer größer werdende Herausforderungen.

In diesen Herausforderungen sieht man beim ÖSV gleichzeitig Chancen, den Sport für die Zukunft mitzugestalten. Nach dem Motto: Heute für morgen.

"Es wurde mehr übereinander als miteinander geredet"

In den Arbeitsgruppen wurde die Zukunft des Wintersports durchaus kontroversiell diskutiert.

Unter anderem ging es einmal darum, den Begriff "Nachhaltigkeit" zu definieren. "Es gab ökologische, ökonomische, ideologische und romantische Vorstellungen von Nachhaltigkeit in der Gruppe", berichtet ÖSV-Generalsekretär Christian Scherer.

ÖSV-Präsidentin Roswitha Stadlober hat große Visionen
Foto: © GEPA

Was jedoch relativ schnell festgestellt wurde: "Von der Seilbahnwirtschaft über den Tourismus bis zu den NGOs und zur Wissenschaft beschäftigt sich jeder mit diesen Themen. Das alles wurde aber nie zusammengeführt."

Es sei in der Vergangenheit sehr viel übereinander, aber zu wenig miteinander geredet worden, räumt Scherer ein.

Der bisherige Austausch hat bereits erste Früchte getragen. "Wir haben wirklich tolle Ideen entwickelt. Die Meinungen der einzelnen Mitglieder liegen gar nicht so weit auseinander. Jeder in der Taskforce hat das Ziel, dass man den Sport für die Zukunft aufstellt. Es ist ein sehr guter Schritt, um Dinge anzustoßen und zu verändern", berichtete Felix Neureuther im LAOLA1-Interview.

Stadlobers Traum von der "Schnee-Wunderwelt"

Ein zentrales Anliegen Stadlobers ist die Anerkennung des Sports als Bildung. "Sport ist genauso eine Bildung wie zum Beispiel Musik. Ich verstehe nicht, warum das nicht wahrgenommen wird", nimmt die ÖSV-Präsidentin die Politik in die Pflicht. Sie wolle darum kämpfen, dass auch der Vereinssport als Bildung anerkannt wird.

Um Kinder zum Wintersport zu bewegen, braucht es jedoch mehr. "Wir müssen weg von dem Gedanken, dass jeder einen Lift vor der Haustüre hat", sagt Stadlober.

Dementsprechend brauche es neben Wintersport-Wochen der Schulen (hier soll die Administration erleichtert werden) vor allem in den urbanen Gebieten andere Angebote.

Stadlober träumt von einer "Schnee-Wunderwelt". "Man braucht manchmal auch keinen Schnee", spricht die ÖSV-Präsidentin unter anderem das Thema Matten und Hallen an. Dass dieser Ansatz durchaus erfolgversprechend sein kann, zeige das Beispiel Großbritannien, das mit Dave Ryding einen Weltcup-Sieger stellt, der das Skifahren auf Matten gelernt hat.

Auch hierzulande scheint es durchaus Interesse zu geben. Bei einem Versuch im vergangenen Jahr in der Nähe von Wien seien 1.800 Plätze in 15 Minuten vergriffen gewesen, berichtet Stadlober. Man müsse sich trauen, Visionen zu haben.

Millionen für eine nachhaltige Ski-WM

Bald Realität wird die Ski-WM 2025 in Saalbach-Hinterglemm, die als sogenanntes "Green Event" zertifiziert ist.

Der ÖSV will mit seinem "Leuchtturmprojekt" zeigen, dass auch eine Großveranstaltung nachhaltig sein kann. Aktuell arbeitet man unter anderem daran, dass die WM-Tickets bundesländerübergreifend auch als Öffi-Tickets anerkannt werden.

"Wir sind es dem Skisport schuldig, dass wir eine Benchmark setzen, an der wir uns orientieren können und die zeigt, der Skisport ist nicht der Verursacher des Klimawandels ist", sagt Scherer.

Ein derartiges "Green Event" sei an viele Auflagen und finanziellen Mehraufwand geknüpft. Scherer spricht im Fall von Saalbach von einer siebenstelligen Summe.

Es soll eine Investition in die Zukunft des Wintersports sein. Weitere sollen im Rahmen der Initiative "Future:Focus:Ski&Snowboardsport" folgen. "Das ist nur ein erster Schritt, wir werden den Prozess weiter fortsetzen", sagt Stadlober.

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