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FIS-Boss Eliasch: "Werde nichts tun, das dem Sport schadet"

Auf anfängliche Begeisterung folgte eine Klage gegen den FIS-Präsidenten. Johan Eliasch über das angespannte Verhältnis zum ÖSV und seine umstrittenen Pläne:

FIS-Boss Eliasch: Foto: © GEPA

Johan Eliasch ist mit großen Visionen sein Amt als FIS-Präsident angetreten. 

Nach dem Tod von Langzeit-Chef Gian Franco Kasper übernahm der Selfmade-Milliardär und Eigentümer von "Head" 2021 an der Spitze des Internationalen Skiverbands und versprach, den Wintersport in eine moderne Zukunft zu führen. 

Von der anfänglichen Begeisterung ist mittlerweile nur mehr wenig übrig, ganz im Gegenteil.

Eliasch hat mit seinem Leuchtturmprojekt, der Zentralvermarktung der TV- und Medienrechte, die großen Ski-Nationen wie Österreich gegen sich aufgebracht. Nach seiner Vision verkauft die FIS die Rechte an österreichischen Weltcup-Events an TV-Sender und andere Partner. Von den Einnahmen sollen die Sportlerinnen und Sportler in Form höherer Preisgelder profitieren.

Die Kommunikation zwischen der FIS und den Verbänden ist mittlerweile fast vollständig zum Erliegen gekommen, derzeit herrscht bei wichtigen Themen praktisch Funkstille. Der schwedisch-britische Geschäftsmann geht scheinbar bewusst auf Konfrontationskurs, seine Auftritte gleichen jenen eines Politikers. 

Den bisherigen "Höhepunkt" erreichte der Zwist bei der Wiederwahl von Eliasch im Mai. Diese wird von den nationalen Verbände aus Österreich, Deutschland, Kroatien und der Schweiz als undemokratisch angesehen, ein Rechtsbruch wird vermutet. Am 5. Dezember trifft man sich deshalb vor dem Sportgerichtshof (CAS) in Lausanne

Beim Ski-Weltcup-Auftakt in Sölden gab Eliasch nach dem ersten Jahr seiner Präsidentschaft LAOLA1 eines seiner wenigen Exklusiv-Interviews. 

LAOLA1: Ihre Wiederwahl im Mai ist nicht wie geplant verlaufen, Nationen wie Österreich, Schweiz oder Deutschland fechten sie an. Was entgegnen Sie den Protesten? 

Eliasch: Es wird immer Verhaltensweisen geben, die enttäuschend sind. Es ist bedauerlich, wie einige Dinge abgelaufen sind. Denn was nie passieren sollte, ist, dass persönliche Gefühle über dem stehen, was das Beste für den Sport ist. Wir sind alle in unseren Funktionen gewählt, um Ziele für den Sport zu erreichen und unsere persönlichen Interessen sollten dem niemals im Weg stehen. Glauben Sie mir eines, und das ist sehr wichtig: Ich werde nie etwas tun, das dem Sport schadet.

LAOLA1: Der Skisport wird in Zeiten von Klimawandel und Energiekrise immer kritischer gesehen. Ist es noch zeitgemäß, im Oktober Skirennen zu veranstalten?

Johan Eliasch: Ich denke nicht, dass der Zeitpunkt entscheidend ist. Hat der Skisport Auswirkungen auf die Gletscher? Ja. Und wir müssen auch alles tun, um diese Auswirkungen so gering wie möglich zu halten. Wir müssen auch darüber nachdenken, wie wir unseren ökologischen Fußabdruck minimieren. Aber wir müssen auch sicherstellen, dass unser Sport die Aufmerksamkeit bekommt, die er verdient. Das Saison-Opening in Sölden gibt es schon so lange (29 Jahre, Anm.) und es ist eine Institution im Kalender. Das Problem ist nicht der Termin. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass wir ein Rennen in Sölden einmal absagen mussten, weil es zu wenig Schnee gab.Wir versuchen, die Weltcup-Saison so spannend wie möglich zu machen. Der frühe Start gibt uns ein längeres Zeitfenster für die Saison und je länger das Zeitfenster, desto attraktiver sind wir für die Fans. Und wenn wir attraktiver für die Fans sind, gibt es auch mehr Geld für die TV-Übertragungen. Und wenn wir mehr Geld von den TV-Übertragungen bekommen, können wir dieses in den Sport und die Athleten investieren. Das ist ein positiver Kreislauf.

LAOLA1: Zu diesem Kreislauf gehört Ihrer Meinung auch die Zentralvermarktung der TV- und Medienrechte. 

Eliasch: Das ist ein ganz wichtiger Punkt im Gesamtbild. Wir wollen unsere Zukunft kontrollieren und das ist nur möglich, wenn wir die Medien- und TV-Rechte kontrollieren. Es braucht moderne Formate wie Streaming-Serien, um unseren Sport dem Publikum zeitgemäßer und besser präsentieren zu können. Nicht bei Rennen an sich, sondern bei der Art, wie sie gezeigt werden. Wir möchten auch Shows haben. So wie es zum Beispiel die Formel 1 oder Golf macht. Wir machen das aktuell nicht, weil wir nicht dürfen, wir haben die Rechte dazu nicht. Wir dürfen nicht einmal ein Video von einem Rennen auf Instagram posten.

Wir müssen das tun, was am sinnvollsten für alle Verbände ist. Wir können nicht darauf verzichten, etwas zu machen, nur weil es einer Nation nicht passt.

Johan Eliasch über den Gegenwind vom ÖSV

LAOLA1: In diesem Zusammenhang wird immer nur von Ski Alpin gesprochen. Wie sieht es mit den anderen Sparten aus?

Eliasch: Wir müssen sicherstellen, dass alle unsere Sportarten und Disziplinen im Fernsehen gezeigt werden. Im Moment werden alle Rechte im Paket verkauft. Aber in den jeweiligen Ländern werden immer nur einzelne Sportarten gezeigt. Das ist falsch. Wenn die Inhalte nicht verbreitet werden, braucht es Alternativen zum traditionellen Fernsehen.

LAOLA1: Der ÖSV hat bereits des Öfteren klar gemacht, dass man einer Zentralvermarktung wie Sie sie planen, nicht zustimmen wird. Gibt es in diesem Punkt überhaupt die Chance auf eine Einigung?

Eliasch: Wir müssen das tun, was am sinnvollsten für alle Verbände ist. Wir können nicht darauf verzichten, etwas zu machen, nur weil es einer Nation nicht passt. Die FIS hat 137 Mitgliedsverbände und wir sind alle gleich. Ich bin ja fast ein Österreicher. Österreich ist das einzige Land, das nicht zentralisiert ist, deshalb sind sie in einer völlig anderen Situation als andere Nationen.

LAOLA1: In diesem Jahr bekommt der Wintersport zusätzlich Konkurrenz von der Fußball-WM in Katar im November und Dezember. Inwieweit wird das dem Skisport schaden?

Eliasch: Die WM wird definitiv Auswirkungen auf unsere Zuschauer-Zahlen in diesem Zeitraum haben. Das ist schade, aber wir alle lieben Sport. Wir versuchen, zusammenzuarbeiten und es zu vermeiden, dass die Interessen kollidieren. Hier geht es darum, eine faire Balance zu finden. Es wird Änderungen bei den üblichen Zeitplänen auf unserer Seite geben.  

LAOLA1: Sie haben den ökologischen Fußabdruck angesprochen. Wie passt das damit zusammen, dass die Ski-Herren zwei Mal in dieser Saison (Ende November/Anfang Dezember und Februar/März) nach Amerika fliegen? 

Eliasch: Ja, es beudetet mehr Reisen, wenn wir zwei Mal in den USA fahren. Es bedeutet aber auch mehr Möglichkeiten am nordamerikanischen Markt. Wenn wir diesen knacken und hohe Zuschauer-Zahlen im TV erreichen, kann uns das viel Geld und Aufmerksamkeit bringen. Das wäre phänomenal für den Sport. So müssen wir denken. Im November interessieren Skirennen in den USA niemanden.

LAOLA1: Aber im März schon?

Eliasch: Ja! Die Leute in den USA fahren im März und April noch gerne Ski, vor allem rund um Ostern. Wir wollen dann zur Hauptsendezeit im Fernsehen zu sehen sein, um die volle Aufmerksamkeit haben. Wenn man es nicht versucht, kann man auch nicht wissen, ob es funktioniert.

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