Es war alles angerichtet.
Manuel Feller stand als Halbzeit-Führender im Slalom-Finale am Ganslernhang in Kitzbühel vor rund 20.000 Fans als letzter Läufer mit fast neun Zehntelsekunden Vorsprung oben, seinen ersten Sieg beim Klassiker vor Augen - und fädelte dann nach wenigen Toren ein.
Mit einem lauten Raunen der Menge fand die rot-weiß-rote Ski-Party in Kitzbühel ein abruptes Ende.
"Der Slalom-Sport ist einfach oft grausam", sagt Feller nach einem der bittersten Momente seiner Karriere. "Aber das Einfädeln gehört dazu. Das ist jedem Slalom-Fahrer schon passiert, da gibt's keine Ausnahmen. Es gibt auch Schlimmeres im Leben. Aber natürlich tut's weh."
Feller: "Ich kann mir nichts vorwerfen"
Als der Fieberbrunner, der nur 20 Minuten von Kitzbühel entfernt aufgewachsen ist, als Letzter am Ganslernhang am Start stand, seien ihm "alle möglichen Gedanken" durch den Kopf gegangen.
"Ich glaube, das ist menschlich. Das Wichtigste ist, dass man sich immer wieder zurückholt und aufs Wesentliche konzentriert, das habe ich eigentlich geschafft. Ich habe mich sehr gut gefühlt und auf den 2. Durchgang gefreut", schildert Feller die Minuten vor dem Finale. "Ich bin auch mit Selbstvertrauen reingestartet und voll drauflos gefahren. Ich habe mir vorgenommen, dass ich voll attackiere."
In einer Haarnadel-Kombination kam dann das bittere Aus. "Ich kann mir nichts vorwerfen. Ich bin mit 100 Prozent weggefahren, habe oben ein gutes Gefühl gehabt. Es ist dann einfach schnell gegangen."
"Jeder ist voller Euphorie und dann sehen sie mich nicht mal über die erste Kuppe kommen. Das tut mir eigentlich mehr weh."
Entschuldigung an die Fans
Einen Heimsieg hat der 30-Jährige mehrfach als eines der größten Ziele in seiner Karriere beschrieben. "Ich habe es probiert. Ich weiß nicht, ob ich noch einmal mit so einer Form da herkomme. Von daher hab ich mir gesagt: Wenn du es nicht probierst, weißt du es nicht."
Man könne sich im Skisport schließlich nie sicher sein, was die Zukunft bringt. "Es geht oft sehr schnell, dass es einmal nimmer funktioniert. Ich werde es natürlich versuchen, aber man kann nicht automatisch davon ausgehen", merkt Feller an.
Besonders leid tut ihm sein Ausfall für das in großer Zahl - vor allem aus seinem Heimatort Fieberbrunn - am Ganslernhang erschienene Publikum. "Jeder ist voller Euphorie und dann sehen sie mich nicht mal über die erste Kuppe kommen. Das tut mir eigentlich mehr weh", sagt Feller. "Wenn ich zumindest bis zur Hälfte in grün gekommen wäre, hätten sie wenigstens ein paar Mal aufschreien können. So hat es leider nur einen Aufschrei gegeben."
Nächster Feller-Angriff in Schladming: "Ich bin in einer super Form"
Unmittelbar nach dem Rennen herrscht bei Feller eine Leere, wie er zugibt. Der zweifache Familienvater ist aber zuversichtlich, dass diese bald verflogen ist.
"Das dauert wahrscheinlich einen Tag, bis ich das verdaut habe. Bei mir geht das immer relativ schnell, dass ich mit Vergangenem abschließe. Ich kann es eh nicht mehr ändern, von dem her blicke ich nach vorne. Es stehen nächste Woche noch zwei coole Rennen vor der Tür, darauf freue ich mich", spricht Feller den Slalom (Dienstag) und Riesentorlauf (Mittwoch) in Schladming an.
Für die beiden Nachtrennen kündigt das ÖSV-Technik-Ass wieder vollen Angriff an. "Ich habe schon oft genug gezeigt, dass ein Ausfall bei mir fürs nächste Rennen nichts heißt. Ich werde wieder voll drauflosfahren, ich bin in einer super Form. Das habe ich heute trotz des Ausfalls gezeigt. Von daher wieder volle Attacke in Schladming."