Raphael Haaser ist kein Mann großer Worte und schon gar nicht großer Emotionen.
Von überschwänglichem Jubel war beim Tiroler selbst nach seinem zweiten Platz im Super-G in Kitzbühel keine Spur. Ergebnis des Super-G >>>
"Es ist sicher DAS Heimrennen für mich, ich bin 45 Minuten entfernt von hier daheim. Daher freut es mich echt riesig. Es war schon ein Ziel, hier mal mit einer Gams heimzufahren. Dass das heute gelungen ist, ist umso schöner", sagt Haaser nach dem vierten Podestplatz seiner Karriere. "Kitzbühel hat schon nochmal einen anderen Stellenwert."
"Ich habe gewusst, dass alles möglich ist"
Bemerkenswert: Haaser hatte sich erst am Donnerstag für einen Start in Kitzbühel entschieden. Seit er sich Mitte Dezember im Riesentorlauf von Val d'Isere ein Kreuzband stark überdehnt hatte, war eine Zwangspause angesagt. Der Belastungstest am Tag vor dem Super-G auf der Streif verlief dann positiv.
"Auf die Geschichte der letzten Wochen rauf war es sehr zufriedenstellend zu sehen, dass sich die Arbeit ausgezahlt hat und ich sehr vieles richtig gemacht habe", sagt Haaser.
Dass es beim Comeback auf Anhieb mit einem Podestplatz klappt, überrascht ihn nicht. "Man hat in Beaver Creek schon gesehen, dass ich das Zeug habe, ganz vorne mitzufahren. Ich bin wieder zu 100 Prozent fit. Von dem her habe ich gewusst, wenn ich das wieder so herbringe wie in Beaver, ist alles möglich."
Kitzbühel, Super-G: Die Bilder der Siegerehrung
"Wenn ich der Grund bin, warum es bergauf geht, freut es mich umso mehr."
Für Haaser wäre sogar der Sieg möglich gewesen. Der Tiroler wurde im von Stürzen überschatteten 250. Super-G der Weltcup-Geschichte mit Fortdauer seines Laufs immer schneller, holte im unteren Abschnitt noch über drei Zehntel auf Sieger Marco Odermatt auf.
Am Ende fehlten nur elf Hundertstelsekunden auf den Schweizer. Alle Super-G-Sieger in Kitzbühel >>>
"Es war eine würdige Kurssetzung. Es ist teilweise sehr viel Tempo drin und dann wieder Passagen, die mit Hirn zu fahren sind, so wie es sein soll auf dem Niveau", will sich Haaser an den Diskussionen um die vielen Stürze nicht beteiligen. "Es war nicht ganz einfach, das wird es hier runter nie sein."
Haaser, der Erlöser?
So verhinderte Haaser einen Schweizer Dreifachsieg zum Auftakt des Rennwochenendes am Hahnenkamm und nahm in Abwesenheit von Vincent Kriechmayr Druck vom kriselnden ÖSV-Speed-Team.
"Wir haben schon geredet, dass irgendwer jetzt langsam mal aufs Podest fahren muss, speziell hier in Kitzbühel", erzählt Lukas Feurstein. "Der Raphi hat das einfach drauf, er war Anfang der Saison schon schnell und wurde dann leider durch die Verletzung ausgebremst. Aber er hat im Training schon gezeigt, dass er wieder richtig bereit ist. Wir freuen uns alle extrem mit und hoffentlich geht ein Aufschwung durchs Team."
"Ob ich der Erlöser bin, werden wir sehen. Ich hoffe, dass die anderen es mir in der Abfahrt nachmachen können", sagt Haaser, der am Samstag nicht am Start sein wird, da er keines der beiden Abfahrts-Trainings auf der Streif zu Wochenbeginn absolviert hat. "Wenn ich der Grund bin, warum es bergauf geht, freut es mich umso mehr."
Zumindest im Super-G setzt sich die rot-weiß-rote Erfolgsbilanz auf der Streif fort. Im 22. Kitzbüheler Super-G stand zum 21. Mal zumindest ein Österreicher auf dem Podest.
Ausgelassen gefeiert wird das wohl nicht. Haaser winkt bezüglich eines Besuchs im Kitzbüheler Kult-Klub Londoner am Abend ab: "Das glaube ich eher nicht." Und lächelt dann doch noch...