Bitte nur kurz, die Batterien sind leer!
Marcel Hirschers Pressebetreuer bat die Medien nach dem Slalom in Kitzbühel um Nachsicht. Trotz des kräfteraubenden Rennens, bei dem sich der Annaberger letztlich von Zwischenrang neun auf zwei vorgekämpft hat, war Hirscher letztlich doch in Redelaune.
"Ich denke, es ist mehr, als ich nach dem ersten Durchgang erwartet hätte. Ich habe wirklich noch das Maximum herausgeholt für den heutigen Tag, ich bin wirklich froh", sagt der 29-Jährige. Alle Infos zum Slalom>>>
Im Interview spricht Hirscher darüber, was im ersten Durchgang nicht geklappt hat, die besonderen Bedingungen am Ganslernhang und sein großes Ziel für Schladming:
Frage: Wie sehr freut dich der zweite Platz in Kitzbühel?
Hirscher: Ich denke, es ist mehr, als ich nach dem ersten Durchgang erwartet hätte. Ich habe wirklich noch das Maximum herausgeholt für den heutigen Tag, ich bin wirklich froh. Es war ein Mega-Rennen vor so vielen Leuten, da will man halt genauso performen wie zum Beispiel in Levi, wo man im Vergleich zu hier vor ein paar Leuten fährt. Da ist man schon froh, wenn man auch vor heimischem Publikum liefern kann. Es ist nicht leicht im Moment, aber 80 Punkte sind perfekt und ich bin glücklich darüber. Weltcupstand>>>
Frage: Was hat im ersten Durchgang nicht geklappt?
Hirscher: Keine Ahnung, wirklich nicht. Vielleicht sollte ich einfach mal gescheit fahren. Ich glaube, es ist jetzt genug mit der Suderei und Rederei. Es ist sowieso schwer zu verstehen, wenn es um solche Kleinigkeiten geht. Darum reden wir übers Positive, über den zweiten Durchgang. So muss der Weg sein, das andere kann ich dann einmal vergessen.
Frage: Hast du dich heute an 2017 erinnert, als du nach dem ersten Durchgang ebenfalls an neunter Stelle lagst und das Rennen noch gewannen hat?
Hirscher: Auf jeden Fall. Ich habe mir nach dem ersten Durchgang gedacht, das kann heute noch was werden. Ich war knapp dran. Ich fahre mit einem Gefühl heim wo ich mir denke: Gott sei Dank.
Frage: Macht es für dich vom Druck her einen Unterschied, wenn du nach dem ersten Durchgang hinten liegst, aber noch andere Österreicher vor dir liegen?
Hirscher: Nein, das hilft mir nicht - leider.
Frage: Wie waren die Bedingungen am Ganslernhang heute?
Hirscher: Das war eigentlich so das meiste Eis, das ich jemals auf einer ganzen Strecke durchgehend gesehen habe. Ich will jetzt gar nicht sagen, dass es rutschig war, aber von der Eisfläche und Kompaktheit her war es schon das Sauberste, das ich jemals gesehen habe. Also Gratulation an die Verantwortlichen, echt gewaltig.
Frage: Was macht Clement Noel derzeit so stark?
Hirscher: Man kann es klar sehen, er ist technisch brilliant. Er fährt im Moment eine engere Linie als alle anderen. Das ist sehr speziell und etwas, worüber wir nachdenken müssen.
Frage: Glaubst du, dass größere Fahrer, wie z.B. Noel, beim Slalom im Vorteil sind?
Hirscher: Ich sage es jetzt beinhart: Jeder muss mit dem umgehen, was er zur Verfügung hat. Wenn es nach dem geht, hätte ich in meiner Kindheit oder Jugend die Ski gleich in die Ecke stellen sollen. Zu wenig Zentimeter, zu wenig Masse, zu wenig Gewicht - das war zu Zeiten wo Maier, Eberharter oder Schifferer den Weltcup dominiert haben. So schaue ich heute nicht aus. Wenn du groß bist hast du halt andere Hebel und dementsprechend auch andere Winkelstellungen rund ums Tor. Das heißt, der Oberkörper muss viel weniger Weg machen. Aber ich glaube, es gibt immer Vor- und Nachteile.
Frage: Ist die neue Bindung vorerst ad acta gelegt?
Hirscher: Jein. Ich werde sie sicher im Training weiter dazu fahren, das habe ich schon vor. Das heißt eigentlich eh schon alles. Die Bindung ist sicher super, aber ich fahre natürlich das, was passt und schnell ist. Es ist einfach so, dass diese Bindung wahnsinnig großes Potenzial hat, das sieht man an Schwarz und Feller. Aber mir fehlt momentan einfach die Zeit, um das so zu testen, dass ich dann auf allen Gegebenheiten Erfahrungswerte habe. Ich habe es in Wengen probiert, das war okay. Aber mit dem jetzigen Produkt habe ich fünf Jahre Erfahrungswerte, das ist einfach viel wert.
Frage: Ist das Programm heuer im Jänner besonders anstrengend?
Hirscher: Nein, eigentlich ist es immer das gleiche, aber man vergisst es im Frühjahr immer wieder und denkt sich: Eigentlich war es eh fesch. (lacht)
Frage: Ist es ein Vorteil, dass durch die Programmänderung vor dem Rennen in Schladming jetzt ein Tag mehr Pause ist?
Hirscher: Es ist für alle gleich, es ist gut für alle von uns. Ich werde morgen Pause machen, ein Tag Erholung ist definitiv besser, als gleich weitermachen zu müssen.
Frage: Kommt mit Schladming jetzt erst das wahre Highlight oder ist es mit Kitzbühel gleichzusetzen?
Hirscher: Beides super cool. Ich will keinem Rennen den Vortritt geben. Aber Schladming ist natürlich die nächste Mega-Aufgabe. Ich bin gespannt, was uns dort erwarten wird. Hoffentlich kann ich - das ist mein großes Ziel - von Beginn an ordentlich performen. Das würde mir taugen.